Bad Vilbel. Mehr als 30 Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG) und der John-F.-Kennedy-Schule (JFK) stürmen um 7.20 Uhr an der Margaritenstraße in den Zusatz-Vilbus. Damit ist das Fahrzeug schon gut zur Hälfte gefüllt, obwohl es noch drei Haltestellen – Mozartstraße, Brucknerstraße, Clara-Schumann-Weg – anzufahren hat, ehe es zum Schulzentrum durchstartet. Wie immer bleiben die Kleinen auf der Strecke. Immerhin bleibt ihnen die Hoffnung auf den regulären Vilbus zwei Minuten später. Doch der fährt die Schleife durch Alt-Dortelweil. Einige der kleinen Passagiere wechseln deshalb aus der Not heraus zur S-Bahn. Dass dies ihr eigentlicher Schulweg sein soll, können die Schüler nicht glauben. „Bis ich am Bahnhof bin, bin ich doch übers Feld schon fast in der Schule“, sagt einer.
Eltern und Schulen laufen seit Jahren gegen überfüllte Vilbusse aus Dortelweil und vom Heilsberg ins Schulzentrum und zurück Sturm. Die Stadt zieht mit ihnen am selben Strang. Die Zuständigkeit für den Schülertransport ist klar geregelt: Sie liegt beim Wetteraukreis. Doch statt Schulbusse einzusetzen, hat dessen ehemaliger Schuldezernent Bardo Bayer (SPD) einst verfügt, dass der Schulweg aus Dortelweil die S-Bahn ist.
„Realitätsfremd“ nennt Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) diese Festlegung. Deshalb lässt die Stadt es zu, dass die Kinder den Vilbus und die Zusatzbusse nutzen. Obwohl die Bad Vilbeler dadurch für den Transport ihrer Schüler doppelt zahlen: Zum einen über die Stadtwerke den begehrten Vilbus samt Zusatzbussen, zum anderen über die Kreisumlage den offiziellen Schulweg mit der S-Bahn, den keiner nutzt.
Nun kommen immer mehr Dortelweiler Kinder in ein Alter, in dem sie weiterführende Schulen besuchen. Nicht einmal die Zusatzbusse reichen noch, wenn erst der Winter kommt und viele Radfahrer umsteigen. Sie seien vor zwei Jahren eingesetzt worden, nachdem der Vilbus den Andrang nicht mehr bewältigen konnte, erklärt Frank Hebbel, bei den Stadtwerken für den öffentlichen Personennahverkehr verantwortlich. Er erinnert daran, dass der Vilbus nie für den Schülertransport gedacht war, sondern 1995 als Einkaufsbus eingesetzt wurde.
„Das Problem drückt furchtbar“, sagt Frank. Deshalb hat er bereits im Februar bald nach dessen Amtsantritt das Gespräch mit dem neuen Schuldezernenten Ottmar Lich (FWG) gesucht. Er konnte damals keine Lösung aus dem Ärmel schütteln. Er schlug vor, dass er zu einem gemeinsamen Termin mit den Verkehrsträgern einlädt. Dabei sollte der Verkehrsgesellschaft Oberhessen verdeutlicht werden, dass sie Geld für eine Leistung – nämlich den Schülertransport mit der S-Bahn – erhält, die nicht angenommen wird. Gemeinsam sollte bis zum Beginn des neuen Schuljahres eine Alternative gefunden werden. Als monatelang nichts vorwärtsging, erinnerte Frank den Kreisbeigeordneten Lich am 5. Juli an seine Zusage, ein Gespräch einzuberufen. Darauf hat er bis heute keine Antwort erhalten. Frank: „Wir haben über die Jahre sehr viel Geduld bewiesen. Aber jetzt müssen wir auf einem Gespräch bestehen, das zu einer vernünftigen Lösung führt, die auch angenommen wird.“
Lich räumt ein, dass er sich mit dem Problem nach der Übernahme seines Amtes erst vertraut machen musste. „Ich werde in einer oder zwei Wochen morgens einmal mit der S-Bahn mitfahren.“