Bad Vilbel. Der Wehrgang an der Westseite der Bad Vilbeler Burg steht in diesem Herbst im Fokus der Sanierer. Wie immer ist das Wasser der größte Feind derjenigen, die die Burg erhalten und in ihrer Bausubstanz verbessern wollen. „Wir reißen hier nichts ab, sondern sanieren einen weiteren Teilbereich“, beruhigt Claus-Günther Kunzmann, Leiter des Kulturamtes, besorgte Bürger. Die hatten beim Blick in den Burghof einen Riesenschreck bekommen. Bistro- und Getränkestand sowie die Treppe zum Palas, dem einstigen Hauptwohnhaus der Ritter von Vilbel, wurden entfernt.
Aus dem westlichen Mauerwerk sind Steine herausgebrochen. Vor dem Gewölbekeller gähnt eine zwei Meter tiefeBaugrube. Davor parkt ein Bagger. Alles Zeichen für den seit sechs Jahren stattfindenden Schichtwechsel im Gemäuer, dessen älteste Bauteile aus dem zwölften Jahrhundert stammen. Jedes Jahr überlassen ab Mitte September Schauspieler und Weinliebhaber die Burg Handwerkern und Archäologen.
Dieses Mal steht die Sanierung der Innen- und Außenmauern des Wehrganges an der Westseite an. Und dort, wo sich heute die Baugrube befindet, entsteht auf der Südseite unter dem Palas der zweite Zugang zum Gewölbekeller. Die Sanierung der Sandsteinburg ist ein ewiger Kampf gegen das Wasser. Es dringt von oben und unten ins Mauerwerk ein und zerstört es.
Ziel der Sanierung ist es, die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk zu bekommen. „Seit einigen Jahren sprengt der Frost in strengen Wintern aus den befeuchteten Mauern große Sandsteinplatten ab.“ Um die Schäden zu beheben und neuen vorzubeugen, tragen Arbeiter Steinschichten, die man vor mehr als 50 Jahren aufmauerte, wieder bis zur Originalschicht ab. Die Stadt hat die Burg 1955 gekauft und sanierte sie, indem vorhandene Mauern aufgemauert wurden. Zu erkennen ist dies an Fugen, Spalten und an der Dachpappe, die zwischen beiden Schichten liegt.
Die Sanierung ist Handarbeit. Der alte Zementmörtel wird aus den älteren Steinschichten gekratzt. Und später per Hand wieder neu verfugt. Die Form der Verfugung und die Art des Fugenmörtels wurden mit den Denkmalschützern abgestimmt. „Vom Erscheinungsbild her ändert sich nichts“, verspricht Kunzmann. „Vor der Frostperiode muss das zentrale Baufenster abgeschlossen sein. Bei Frost bindet der Mörtel nicht mehr.“
Die Grube vor dem 30 Meter langen Gewölbekeller ist das Terrain von Pia Rudolf. Die Archäologin untersucht akribisch die Erdschichten auf Fundstücke. Sie misst, hebt Erde mit dem Spaten ab, notiert und fotografiert.
„Der zweite Zugang zum Gewölbekeller ist ein harmloser Eingriff“, urteilt Kunzmann. Zuvor habe man geplant, an der Außenseite des Turms eine Spindeltreppe anzubringen und so einen weiteren Zugang zum Burgkeller zu erhalten. Mit dem Durchbruch ins Mauerwerk werde der Eingriff in die Bausubstanz minimiert. „Dagegen wären bei der Turmlösung Unikate verschwunden.“ Durch den zweiten Zugang kann der Gewölbekeller für Veranstaltungen voll genutzt werden. Angaben zu den Kosten der Sanierungsabschnitte konnte der Kulturdezernent nicht machen.