Bad Vilbel. Hochbetrieb herrscht derzeit in der Wasserburg: Noch sind die Handwerker voll damit beschäftigt, die Tribünen der Burgfestspiele rechtzeitig zum Beginn des Weinfestes am kommenden Freitag abzubauen, da steht im Oktober bereits die nächste Etappe der Burgsanierung bevor.
Renoviert werden sollen der Palas, der darunterliegende Gewölbekeller, sowie der dortige Eckturm. Ein Vorhaben, das nach Angaben von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) insgesamt 1,4 Millionen Euro kosten soll. Wegen der aufwendigen Sanierung des aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gemäuers und den langen Pausen für die Festspiele „können wir im Jahr 2011 oder 2012 daran denken, das abzuschließen“, so Stöhr.
Dringend nötig ist jetzt vor allem die Trockenlegung der Freifläche über dem Gewölbekeller. „Das Dach saugt sich mit Regenwasser voll wie ein Schwamm“, erklärt der Bad Nauheimer Architekt Gustav Jung. Dadurch ist auch das darunterliegende Gewölbe von Feuchtigkeit bedroht.
Eine Drainage und ein schräger Estrich sollen das Wasser künftig über Rohre ableiten, „damit es nicht weiter am Mauerwerk abplätschert.“ Wie feucht es ist, zeigen Moos-Spuren auf dem Palas-Boden. Fallen gelassen habe man unterdessen Pläne, den Gewölbekeller auch im Herbst und Winter für Veranstaltungen zu nutzen, ergänzt Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann. Der dafür notwendige Aufwand für Toiletten, Heizung und Lüftung sei zu groß.
Dafür soll ein anderer Zustand wieder hergestellt werden: Die bis 1536 vorhandene Treppe, die vom Eckturm künftig wieder in den Gewölbekeller hinabführen soll.
Bleiben soll einstweilen das hölzerne Schutzdach über dem offenen Eckturm. Ein Dach könne erst später finanziert werden, so Jung. Allerdings soll mit dem neu verlegten Boden auch eine Lösung gefunden werden, um Sonnenschirme oder Sonnensegel dauerhaft zu befestigen. Als letzter Schritt sollen dann alle verbleibenden Burgmauern saniert werden.
Der Aufwand, der rund um den Palas betrieben werden muss, ist erheblich. Parallel sollen jetzt Dachabdichtung und Treppenbau vorangetrieben werden. Dabei stellen sich, so Jung, zwei Probleme. Zum einen ist es das Wetter, denn saniert werden kann nur in der spielfreien Zeit der Burg. Und zum Bau werde eigens gebrannter Kalk-Mörtel verwendet, wie ihn schon die alten Römer benutzt haben. Dieser kann aber nur bei Plus-Temperaturen bis fünf Grad verwendet werden. Beim Zement-Mörtel habe man festgestellt, dass dieser nicht mit dem historischen Mauerwerk harmoniere und dies schädige.
Ein zweites Problem ist die Baustellen-Logistik. Alleine durch die geplante Absenkung des Burgkellers entstünden viele Kubikmeter Schutt, so Jung. Zum Abtransport und zur Anlieferung der Baumaterialien wird eine Notbrücke an der zur Zehntscheune gelegenen Seite der Burg gebaut, wofür der Fußgängerweg gesperrt wird. Die Lastwagenzufahrt verläuft über die Zehntscheune. Statt eines Kranes sollen Flaschenzüge die Lasten zur Burg bringen.
Außerdem müssen die Bauarbeiten spätestens Mitte April 2009 ruhen, wenn die ersten Aufbauten für die nächste Burgfestspielsaison kommen. Doch das sei für die Burgruine nur von Vorteil, denn „der beste Denkmalschutz ist die Nutzung des Gebäudes“, betont Bauamtsleiter Erik Schächer.
Mit der Sanierung soll schon im Oktober begonnen werden. In der nächsten Woche werden die Ergebnisse der Bau-Ausschreibung erwartet. Die Stadtverordneten sollen am 16. September im Nachtragshaushalt die ersten 200 000 Euro für die Sanierung bewilligen, die Stöhr dort eingestellt hat.
Für die Burgsanierung hat die Stadt bisher schon viel Geld ausgegeben. Die Kosten für die Brücke betrugen rund 700 000 Euro. Die Sanierung des Turms am Eingang verursacht Kosten in Höhe von zirka 200 000 Euro. Sie wird erst im Oktober fertiggestellt, teilt Stöhr mit. Dort sind noch Ausfugungsarbeiten am Mauerwerk und die Fachwerkbeschichtung notwendig. Vom Landesamt für Denkmalpflege wurde das Projekt bisher mit 50 000 Euro gefördert. Der Wetteraukreis hat sich mit 2500 Euro beteiligt.