Bad Vilbel. Nachdem das dänische Energieunternehmen DONG seinen Rückzug aus dem Projekt eines 1600 Megawatt großen Kohlekraftwerks in Greifswald an der Ostsee erklärt hat, sei jetzt „der Weg frei für neue Perspektiven der Stadtwerke Bad Vilbel“. Eine breite Bewegung von BUND und anderen Verbänden, von Tourismusvereinen und der Landesregierung vor Ort hatte aufgezeigt, dass nicht nur das Weltklima, sondern auch der Naturschutz an der Ostsee extrem geschädigt würde. Nun musste das dänische Unternehmen, das im eigenen Land mehr auf Kraft-Wärme-Kopplung und Windenergie setzt, anlässlich der Weltklimakonferenz seinen Rückzug erklären.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Ortsverband Bad Vilbel, schlägt nun vor, das in Bad Vilbel gesparte Geld von 30 Millionen Euro für den Klimaschutz in Bad Vilbel auszugeben. „Konkrete Vorschläge haben wir schon lange gemacht“, stellte Monika Mischke vom BUND fest. In allererster Linie sollten jährlich mehrere 100 000 Euro für die Förderung des Stromsparens und der Förderung effizienter Geräte verwendet werden. „Praktisch wäre eine Förderung mit einem Stromspartarif – wer Strom gespart hat, sollte einen Bonus bekommen!“, so der BUND. Ziel sei es, jedes Jahr den gesamten Stromverbrauch um zwei Prozent zu senken. Besonders sollten auch in Bad Vilbel Haushalte mit geringem Einkommen unterstützt werden, wie dies in Frankfurt und in 60 anderen Städten schon durch Stromsparprojekte der Caritas geschehe. Dann sollte für Bad Vilbel ein systematischer Ausbau dezentraler „Hauskraftwerke“, kleine Blockheizkraftwerke, gerade bei den größeren Firmen und im Kurbereich erfolgen, wird vorgeschlagen. Auch in Wohnsiedlungen wäre dies sinnvoll. Strom und Wärme könnten so gemeinsam genutzt werden, laut Bund wäre das „ein entscheidender Vorteil gegenüber den großen Kohlekraftwerken, bei denen mehr als die Hälfte der Energie verschwendet“ würde. Ferner sollten auf allen großen privaten und öffentlichen Gebäuden Photovoltaikanlagen aufgebaut werden.
„Die geplante Beteiligung der Stadtwerke an Windparks bleibt dabei zusätzlich sinnvoll. Weitere Beteiligungen an effizienten und regenerativen Energieprojekten, zum Beispiel an geplanten Biogasanlagen in der Wetterau, könnten eine gute Ergänzung sein. Das Biogas aus Altenstadt könnte dann auch in Hauskraftwerken in Bad Vilbel wirtschaftlich lukrativ eingesetzt werden“, schlägt der BUND-Energiesprecher Dr. Werner Neumann aus Altenstadt vor.
Nach Ansicht des BUND könnte die Stromversorgung Bad Vilbels mit „solch einem fortschrittlichen Energiekonzept ohne CO2-Emissionen gesichert werden. Im Vergleich dazu hätte die Vilbeler Beteiligung am Kraftwerk in Lubmin/Greifswald mit über 100 000 Tonnen CO2-Emission zu Buche geschlagen“. Zudem hätten bei lokalem Engagement das lokale Handwerk und der Handel viel zu tun, die Einrichtungen zum Stromsparen und zum Stromselbsterzeugen unter die Leute zu bringen. „Erneuerbare Energien heißt auch, dass das Geld und Arbeitsplätze in der Region bleiben können“, fasst der BUND das Konzept zusammen und bietet der Leitung der Stadtwerke an, sie bei der Umsetzung des Alternativprogramms zu unterstützen. (sam)