Karben. Umweltschutz bedeutet Arbeit. Anpacken, um Bäume zu pflegen, Bäche zu renaturieren oder Nistkästen zu reinigen. Die Helfer beim BUND Karben/Niddatal werden älter, bei den Arbeitseinsätzen kommen immer weniger Leute. Andererseits demonstrieren junge Leute fürs Klima. Die BUND-Aktiven würden sich freuen, wenn die jungen Klimaschützer bei ihnen mitwirken würden.
Vor 34 Jahren wurde in Karben der BUND-Ortsverband gegründet. Seither setzen sich seine Mitglieder für nachhaltigen Umweltschutz ein. Zahlreiche kleine und größere Projekte konnten in den zurückliegenden Jahren umgesetzt werden.
Bis heute braucht es dazu Visionäre und Naturfreunde, die kein Blatt vor den Mund nehmen. An solchen Leuten mangelt es dem BUND noch immer nicht. Nur mit der Arbeitskraft ist es mittlerweile nicht mehr ganz so gut bestellt. Der Kreis der Aktivisten ist kleiner geworden. Viele »Altgediente« müssen jetzt aus Gesundheits- und Altersgründen kürzertreten.
Umweltschutz lebt von Tatkraft
»Wenn ich könnte, würde ich alles auch alleine machen«, bekennt die BUND-Vorsitzende, Sylvia Neitzel, trotzig. Aber im selben Atemzug weiß sie natürlich, dass das gar nicht möglich ist. Projekte, wie die Renaturierung des Heitzhöfer Baches, die Landschaftsbepflanzung mit Gehölzstreifen, das Kümmern um die Karbener Streuobstwiesen und vieles andere sind nur als Gruppe machbar. Tatkraft zählt. Sie gehöre mit ihren 59 Jahren zu den Jüngsten im Verein, verrät Neitzel. Das sage schon alles über den Altersdurchschnitt aus. »Wir haben aktuell rund 200 Mitglieder, von denen 50 aus Niddatal sind. Doch mehr als eine Handvoll kommt nicht zu den Arbeitseinsätzen.«
Peter Hofmann engagiert sich von der ersten Stunde an bei den Karbener Umweltschützern. Seit Jahr und Tag geht er mit der Umweltpolitik der Stadt kritisch ins Gericht. Jedoch sei nicht alles schlecht. »Blühstreifen in der Gemarkung und Baumneupflanzungen innerhalb des Stadtgebiets sind umgesetzt worden. Das sehen wir durchaus positiv«, erklärt Hofmann.
»Passend zum Stadtjubiläum kann man schon sagen, dass in den vergangenen 50 Jahren viel gemacht wurde. Alle Projekte können nur Hand in Hand, unter Federführung der Stadt, geplant und ausgeführt werden«, sagt er. Dem BUND fehlten dafür die finanziellen Mittel. »Kleinere Arbeiten, die wir an einem Wochenende leisten können, gehen wir an. Dazu gehört zum Beispiel noch immer die Bekämpfung der Herkulesstaude in der Petterweiler Gemarkung.«
Im Großen und Ganzen sagen die BUND-Leute aber deutlich, dass sie in Sachen Umweltschutz und Bürgerbeteiligung »eine klare Linie der Stadt vermissen«. Im Rathaus fehle es an Fachleuten und Ansprechpartnern. »Viele unserer Ideen sind einfach in einer Schreibtischschublade gelandet«, bedauern sie. Bürgermeister Rahn habe das auch erkannt und reagiert. Ab 1. August hat eine Umweltschutzbeauftragte ihren Dienst angetreten. »Eine junge Frau, die neuen Elan bringen könnte«, hofft Sylvia Neitzel. »Wir setzen große Hoffnungen in sie.«
Besonders die derzeit in Karben herrschende »Bauwut« missfällt der Vorsitzenden. Guter Boden, der in 12 Millionen Jahren gewachsen sei, werde einfach innerhalb weniger Wochen weggebaggert.
BUND-Kindergruppe gibt’s nicht mehr
Stichwort: Kinder. Bis 2009 unterhielt der BUND Karben eine Kindergruppe, die von Neitzel geleitet wurde. Sie bestand aus Jungen und Mädchen im Grundschulalter. Die ehemalige Initiatorin glaubt rückblickend, dass der Übergang in die fünfte Klasse und damit verbundene Lernansprüche zum Ende der Gruppe geführt haben.
»Maßgeblich ist bei so etwas aber auch das fehlende Gruppengefüge«, ergänzt Hofmann. »Früher waren die Leute im Dorfleben miteinander verwachsen. Kinder gingen gruppenweise in die örtlichen Vereine. Jetzt kennen sich viele nur noch vom Pausenhof, wenn überhaupt.«
Vom neu gelebten Umweltbewusstsein der Heranwachsenden zeigt er sich dagegen begeistert. »Viele sind weiter, als wir es im gleichen Alter waren. Zwölfjährige machen sich einen Kopf um die Zukunft unserer Erde. Sie haben längst erkannt, dass wir dabei sind, zwei Welten zu verbrauchen, obwohl wir nur die eine haben.«
Die beiden BUND-Aktiven hoffen, dass sich die jungen Menschen auch fürs Anpacken im Umweltschutz in und um Karben gewinnen lassen.