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Karben. Die Wärmeplanung der Stadt Karben und ihr Innenstadtkonzept wurden bei der Bürgerversammlung heiß diskutiert. Besonders zum Thema Rechenzentrum in Rendel und Brunnenquartier wollten die Anwesenden genauere Informationen.
Um drei Themen ging es am Donnerstagabend in der Bürgerversammlung: Wärmeplanung, Innenstadtkonzept und Brunnenquartier.
Wärmeplanung
für alle Stadtteile
Zum Auftakt der Bürgerversammlung stellten Bürgermeister Guido Rahn und der Stadtrat Mario Schäfer (Grüne) den aktuellen Stand der Wärmeplanung der Stadt vor. Die Stadt sei gesetzlich verpflichtet, sich mit der Wärmeplanung zu befassen. Sie umfasse vier Phasen: Bedarfsanalyse, Potenzialanalyse, Planung, wie man das Zielszenario Klimaneutralität 2045 erreichen könne, und zum Schluss Maßnahmenplanung.
Bereits jetzt werde nach potenziellen Wärmeerzeugern gesucht, sagte Schäfer. So gebe es das Gewerbegebiet, die Abwärme der Kläranlage, das geplante Rechenzentrum und die Biogasanlage, die für ein Wärmenetz genutzt werden könnten.
Allein die Abwärme von König und Neurath würde ausreichen, um knapp 95 Prozent der Innenstadt zu heizen, sagte Rahn. Das geplante Rechenzentrum würde ausreichen, um Klein-Karben mit Industriegebiet und Rendel zu versorgen. Das Rechenzentrum könnte 2027 oder 2028 gebaut werden. Schäfer rechnet damit, dass der Auftrag für die Wärmeplanung im April an ein Unternehmen vergeben wird. Im vierten Quartal des Jahres könnte mit Workshops und Veranstaltungen begonnen werden. Im zweiten Quartal 2026 könnte die Planung abgeschlossen und im dritten oder vierten Quartal 2026 die Maßnahmen umgesetzt werden, sagte Schäfer. Die Wärmeplanung werde die Stadt knapp 100 000 Euro kosten, sagte Rahn. 20 000 bis 25 000 Euro würden gefördert. Rahn empfahl: »Wenn Ihre Heizung noch ein paar Jahre hält, sollten Sie warten.«
Die Bürger interessierte in der Fragerunde unter anderem, wer Kunde des Rechenzentrums sein wird. Es gebe einen Projektentwickler mit einem konkreten Kunden, sagte Rahn. Mehr könne man dazu in einem Jahr sagen. Ein anderer Bürger wollte wissen, wer das Rechenzentrum baut. Dafür gebe es mehrere Interessenten; zwei in der Endauswahl, sagte Rahn. Ein Bürger fragte, wie viele sich an das Netz in Rendel anschließen müssten, damit es rentabel sei. »Mindestens 60 Prozent«, antwortete Rahn. Einen Anschlusszwang gebe es aus rechtlichen Gründen nicht.
Ein Bürger stellte die Frage in den Raum, was mit dem Wärmenetz passiere, wenn es König und Neurath nicht mehr geben würde oder das Rechenzentrum mit weniger Energie auskomme. »Diese Fragen haben wir uns auch gestellt«, sagte Rahn. Wie man das Netz sichern kann, werde in den nächsten Planungsschritten aufgegriffen.
Ob auch er mit Nahwärme rechnen könne, wollte ein Petterweiler wissen. »Die Wärmeplanung wird alle Ortsteile umfassen«, sagte der Bürgermeister. Ein Bürger zeigte sich besorgt, dass er sich an ein Monopol anschließen würde. Wenn das Netz komme, möchte die Stadt Karben zu 50 Prozent beteiligt sein. Damit sollen die Preise nicht einfach erhöht werden können.
Brunnenquartier
und Innenstadt
An den Vortrag zur Wärmeplanung schlossen sich die Vorträge von Julin Birkner-Schaefer zum Innenstadtkonzept und zum Brunnenquartier an. Beim Innenstadtkonzept habe die Stadt drei Ziele: das Stadtzentrum erweitern, Verbindungen schaffen und die Wahrnehmung stärken. Dafür sei geschaut worden, welche Bedürfnisse unterschiedliche Personengruppen haben. Daraus leiteten sich Maßnahmen ab – übergreifende, für die innerstädtischen Plätze und die »Schlüsselräume« Bahnhof, Kultur und Nidda.
Beispiel sei die St.-Egrève-Straße. Sie sei eine wichtige Fläche, da sie zwischen der Innenstadt und dem Rathaus liege. Zwei Möglichkeiten, den Platz aufzuwerten, stellte Birkner-Schaefer vor. Es könne eine Einbahnstraße geschaffen werden, was mehr Freifläche schaffe, oder man funktioniere den gesamten Bereich zu einer Fußgängerzone um.
Eine Bürgerin wollte wissen, was mit den Parkplätzen passiere. Im hinteren Bereich könnten nur Mieter parken, meinte sie. Das sei vielleicht in der Realität so, aber die Sachlage sei anders. Es gebe Parkplätze für die Geschäfte, die so allerdings nicht genutzt würden. Mit den Betreibern der Geschäfte habe sie noch nicht gesprochen, antwortete Birkner-Schaefer auf die Frage eines Bürgers. Rahn betonte, dass es sich bei den zwei Varianten nur um Projektskizzen handele.
Zum Abschluss ging es noch um das Brunnenquartier. Birkner-Schaefer rechnet damit, dass im Mai der Bebauungsplan beschlossen wird. Mit dem Bau des Grünzugs Ost und den Erschließungsarbeiten für die Grundstücke werde dann im Sommer begonnen. Im Herbst 2026 könnte gebaut werden.
Genauer ging Birkner-Schaefer auf die Plätze ein. Der Willkommensplatz solle der südliche Eingang ins Quartier sein. Im besten Fall würden dort Cafés oder Restaurants ihren Platz finden. Auf dem Quartiersplatz könnten Feste gefeiert werden. An ihn schließe sich die Brunnenwiese an, die neben einem Spielplatz eine große Freifläche umfasse.
Ein großes Diskussionsthema waren die fehlenden öffentlichen Toiletten. Mehrere Bürger wollten diese im Quartier haben Eine Bürgerin fragte, ob im Brunnenquartier auch bezahlbarer Wohnraum entstehe. Dies bejahte Birkner-Schaefer.
Von Jennifer Ningel