Ein Ziel des Fördervereins der Stadtbücherei Nidderau ist, die Lese- und Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Der zweite Medienflohmarkt in der Willi-Salzmann-Halle zwischen Büchern, CDs, DVDs, Spielen und Schellack trug dazu bei. Und: Es gab viele interessante Medien auch für Erwachsene zu entdecken und viele nicht aufgeschriebene Geschichten zu hören.
Nidderau. Wer einmal die Postkarten von Carl Larsson in seinen Fingern gehalten und mit seinen Augen die vielen liebevoll gezeichneten Details erkundet hat, der kann den Bilderbüchern einem der bedeutendsten schwedischen Künstler erst recht nicht widerstehen. Das Buch, das versteckt unter einem Stapel anderer Bücher liegt, hat mit 32 mal 43 Zentimetern ein ungewöhnliches Format. Es fordert zum Betrachten auf.
Gegenüber am Stand bietet Astrid Wymen aus Heldenbergen dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins Dr. Bernhard Pischel zwei Kisten Kinderbücher an, die sie vom Dachboden geholt hat. „Schneider-Bücher, Hanni & Nanni, Otfried Preußlers Das kleine Gespenst“, zählt sie auf. Preußlers Kinderbuch weckt bei Pischel Erinnerungen. „Das habe ich so oft vorgelesen“, sagt er und lächelt. Wymen schlendert an einer langen Reihe Kinderspiele und Taschenbücher vorbei. Unweit davon liegen gebundene Bücher wie „Die Kunst des Lebens“ von Erich Fromm. Rücken an Rücken drängen sich Pixi-Bilderbücher in einer Plastikbox für 30 Cent das Stück. Dann, eine lange Reihe DVDs, in Folie verpackt. Wie viele kann Anbieter Eckhard Giebel nicht sagen. Der DVD-Sammler ist am 1. November von Erbstadt nach Büdesheim umgezogen und braucht nun Platz. Zuhause lagern weitere 1800 DVDs und Blue Rays in Boxen und als Special Edition. Geschichten von Walt Disney, Fantasy und Horrorfilme. Nebenan zieht eine Frau aus einem Plastikschuber ein Bee- Gees Original-Album aus den 1970er Jahren. Auffallend sind selbst gemalte Lesezeichen aus den 1930er Jahren, aus einem Nachlass.
Beim Gang durch die langen Reihen der Halle hat das Auge viel Mühe, die Titel der Medien zu erfassen. Das Angebot ist umfangreich. Eine thematische Ordnung ist nicht vorhanden. Die Themen reichen von Picassos Lebenswerk über Gute-Nacht-Geschichten und Aberglauben, bis hin zu beliebten Kinderfiguren wie Bambi und Wickie. Besser sortiert sind LPs, CDs, Maxis, Singles und MCs sowie Briefmarken. Am Stand eines Heldenberger Anbieters gibt es Sammlermarken von Lady Di.
„Ich verkaufe den Nachlass eines Verwandten, der aus Stalingrad nicht zurückkehrte“, sagt Martin Hinkel aus Nidderau. In dem von ihm angebotenen Frankfurter Schulatlas mit 77 Haupt- und 80 Nebenkarten von 1929, blättern viele Besucher. Von Büchern könne er sich nur schwer trennen, sagt der Sozialpädagoge. 20 Jahre habe er gebraucht, um sich von seinen Studienbüchern loszusagen.
Die meisten Flohmarktbesucher hätten nach DVDs und Kinderbüchern gefragt. Am Stand von Sonja Keveloh aus Hammersbach-Marköbel ist die dreiteilige Jubiläums-Edition von Sissi auffallend. Die Lebensgeschichte von Kaiserin Elisabeth, gespielt von Romy Schneider, sieht sie sich jedes Jahr an. Keveloh zeigt sich glücklich über die Tauschgeschäfte, die sie mit anderen Anbietern macht. Karin Gruner aus dem Nidderauer Stadtteil Windecken bietet Bücher aus dem Regal ihrer Mutter an. Auf den Buchrücken stehen bekannte Autoren wie Marie-Luise Fischer oder Johannes Mario Simmel. „Bücher sind wie Freunde“, sagt Gruner und versteht nicht, dass junge Leute, die etwas lesen möchten, E-Books vorziehen. Sie würde nie eine Zeitung im Internet lesen. Viele Erfahrungen auf Flohmärkten hat sie gesammelt. „Zum Schluss bot ich die Bücher als Geschenk an, aber es wollte sie niemand haben“, sagt Gruner. (gia)