Nach drei Jahren hat Joachim Brendel, der ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte der Stadt, sein Amt niedergelegt. Grund seien mehrfache Vorwürfe des Magistrats und fehlende Unterstützung bei der Verbesserung der Radwege. Die Stadt will jedoch im Gespräch bleiben.
Bad Vilbel. In aller Stille hat Joachim Brendel bereits Ende August die Aufgabe abgegeben, für die er im November 2012 einstimmig vom Stadtparlament gewählt wurde. Allerdings enthielt der Titel Radverkehrsbeauftragter weder eine konkrete Amtszeit, noch wurden Aufgaben und Mitwirkungsrechte formuliert. Vorangegangen war eine Verstimmung, die im vergangenen Frühjahr mit einem FNP-Bericht begann, in dem Brendel Defizite auf den Bad Vilbeler Radwegen vorstellte.
Daraufhin wurde er in einer Magistrats-Kolumne des Bad Vilbeler Anzeigers angegriffen. Es gab ein Gespräch mit dem Ersten Stadtrat und Verkehrsdezernenten Jörg Frank (CDU), der ihn gebeten habe, weiterzumachen. Doch das Fass zum Überlaufen brachte eine weitere Magistrats-Kolumne am 19. August, die sich kritisch über die Freigabe des Radelns gegen die Einbahn in der Frankfurter Straße wandte.
Situation entschärfen
Das Thema sei „überhaupt nicht anhängig“ gewesen, sagt Brendel. Er habe die Schärfe aus der Debatte herausnehmen wollen, doch sei das Thema aufgegriffen worden, weil es genug Autofahrer gebe, die sich darüber aufregten. Obwohl es ihm um die Verbesserung der Infrastruktur gehe, sei die Stimmung, das Klima mittlerweile so schlecht geworden, dass ihm der Aufwand dafür zu viel sei. Bekannt wurde sein Rücktritt bei einer Aktion der Polizei, die radelnden Schülern am vergangenen Montag die sichere Querung der drei neuen Kreisel am Schulzentrum zeigte. Brendel begrüßt die Kreisel, sie funktionierten, aber es gebe auch Probleme. So ende der Radweg von der Petterweiler Straße, der Schulweg aus Richtung Dortelweil, am Schulkreisel, aber es fehle die Anbindung an die Homburger Straße. Zudem habe er auf eine Beschilderung hingewiesen, die unklare Situationen schafften.
Das Zeichen Vorfahrt achten sei erst hinter den querenden Radfurten aufgestellt, obwohl diese vorfahrtberechtigt seien und Radfahrer so in gefährliche Situationen geraten könnten. Die Stadt habe argumentiert, für das Schild sei vorher kein Platz, da dort schon das Hinweisschild für den Zebrastreifen stehe. Das aber, sagt Brendel, sei rechtlich überflüssig, weil die Zebrastreifen schon Verkehrszeichen seien und es am Kreisel auch keinen schnell fließenden Verkehr gebe, der erst auf den Überweg hingewiesen werden müsse. So stünden an den Kreiseln 16 überflüssige Schilder. Aber auch der Ausbau der Radwege in die Nachbarstädte und im Burgpark bleibe weiter ein Thema, so Brendel.
Sein Ziel sei es gewesen, ein Konzept für die Vernetzung aller Vilbeler Radwege zu schaffen. Nun werde er sich als Vorstandsmitglied im ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) auf einzelne Punkte konzentrieren „und nicht klein beigeben, sondern mich eher mehr zu Wort melden“, kündigt Brendel an. Allerdings passiere vor der Kommunalwahl im kommenden März wenig, „da kann ich mich ganz in Ruhe auf die Fahrradsaison 2016 vorbereiten“.
Nutzlose Schilder
Erster Stadtrat, Verkehrsdezernent und Radfahrer Jörg Frank bedauere Brendels Rücktritt, teilt Stadtsprecher Yannick Schwander mit. Bad Vilbel sei eine fahrradfreundliche Stadt, Brendel habe daran, wie sie künftig aufgestellt werden solle, aktiv mitgearbeitet. Eines der Vorhaben, die Neugestaltung des Radwegs zwischen Burg und Büdinger Straße, sei noch dieses Jahr geplant. Man wolle auch weiter mit Brendel und dem ADFC zusammenarbeiten.
Es gebe für das Amt des Radbeauftragten aber noch keine Pläne. „Zum großen Bedauern der SPD Bad Vilbel ist diese für die Stadtentwicklung außerordentlich förderliche Arbeit des Radverkehrsbeauftragten ein Opfer mangelnder Kooperation und Wertschätzung durch den CDU/FDP geführten Magistrat der Stadt geworden“, heißt es in einer Erklärung der Sozialdemokraten, auf deren Initiative das Amt geschaffen wurde. Das werte man als „Vorbote der bevorstehenden Kommunalwahlen“.