Bad Vilbel. Der Streit beim örtlichen DRK eskalierte auf der Jahreshauptversammlung erneut. Nachdem der Vorstand im vergangenen Jahr vom DRK-Kreisverband vorübergehend außer Amt gestellt war (wir berichteten), wurde er nun nach Aufhebung der Suspendierung für die Geschäftsjahre 2007 und 2008 entlastet. Auch die Neuwahl wurde über die Bühne gebracht. Allerdings verließ davor eine Gruppe der Bereitschaftsabteilung unter Protest den Saal. Darüber hinaus trat am Ende der Versammlung Bereitschaftsleiter Gerhard Meyer zurück – obwohl er zuvor in dieser Funktion von der Versammlung mehrheitlich bestätigt worden war.
Von den Vorstandsmitgliedern des Kreisverbandes wurde Günther Wagner kommissarisch zum Leiter der Bad Vilbeler DRK-Bereitschaft ernannt. Weinert zeigte sich optimistisch, dass die Weiterführung der Arbeit damit gewährleistet ist.
Rathauschef Dr. Thomas Stöhr (CDU) warb eindringlich dafür, die Grabenkriege zu beenden und bot sich oder auch Ehrenbürgermeister Günther Biwer als Moderator an. „Wessen Herzblut am DRK hängt, sollte diesen ersten kleinen Schritt hin zur Konfliktbewältigung gehen.“
Die Gruppe der Bereitschaft, die empört den Versammlungssaal verließ, werfen dem Vorstand vor, dass ihnen das Abstimmungsrecht vorenthalten würde. Die Bereitschaft sei zwar die Basis-Organisation des Ortsvereins, erläuterte Vorsitzender Weinert, jedoch sei sie wie auch das Jugendrotkreuz und die Sozialarbeit eine eigenständige Gliederung. Die Mitgliedschaft in der Bereitschaft bedeute nicht automatisch die Mitgliedschaft in der Ortsvereinigung (OV).
Weil in der Vergangenheit diese Satzungsregelung niemanden bewusst war, haben früher auch alle Bereitschaftsmitglieder in der OV-Versammlung abstimmen dürfen. Nachdem dieser Widerspruch jedoch aufgedeckt wurde, habe man seit zwei Jahren „mit Engelszungen“ auf alle eingeredet, Mitgliedschaftsanträge für den OV abzugeben, sagt Günter Wagner, 2. Kreisvorsitzender des DRK Wetterau und als Ex-Bereitschaftsleiter Vorgänger von Gerhard Meyer. Meyer verteidigte die protestierende Gruppe, sagte, dass mehrfach Beitrittserklärungen an die vom Kreisverband mit der Mitgliederverwaltung beauftragte Firma geschickt wurden, diese „Schluderfirma“ sie aber nicht bearbeitet habe.
Erstaunlich ist, dass trotz allem „Zoff“ doch sehr positive Arbeitsergebnisse vermeldet werden konnten, wie aus den Berichten der Funktionsträger hervorging.
Die Kassenprüfer Franz Schächer und Markus Balzer bescheinigten Schatzmeister Hans-Peter Mülot eine einwandfreie Kassenführung. Mülots Amtsführung war infolge der Streitigkeiten, die mit der vorübergehenden Suspendierung des gesamten Bad Vilbeler OV-Vorstandes fälschlicherweise „in ein schiefes Licht“ geraten. Dies bedauerten die Kassenprüfer ausdrücklich.
Dennoch ließ sich Mület, der seit 35 Jahren die OV-Kasse verwaltete, nicht von seiner Weigerung abbringen, erneut zu kandidieren. Er sei bereit, seinem Nachfolger in steuerrechtlichen und auch anderen Fragen behilflich zu sein, aber mehr nicht, betonte er. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung Norbert Fehling mit 16 Ja-, drei Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen. Zuvor war Karlheinz Weinert als OV-Vorsitzender für drei Jahre wiedergewählt worden. Kurios war, dass als Gegenkandidat ausgerechnet sein Vize Rüdiger Schmitt antrat. „Bei so einer Wahl muss es eine Alternative geben“, begründete Schmitt seine Kandidatur. An Weinerts Amtsführung hatte er ausdrücklich nichts auszusetzen. Weinert erhielt mit 15 Stimmen die Mehrheit gegenüber 11 Stimmen für Schmitt, der bis 2010 Vizevorsitzender bleibt.
Zum neuen Schriftführer wurde Günter Wagner mit 13 Stimmen gewählt, auf Markus Balzer entfielen elf Stimmen. Als Leiterin der Sozialarbeit gehört Judith Steinbrenner künftig dem Vorstand an und als Jugendgruppenleiter André Kaden. Neu geschaffen wurde das Amt eines Beisitzers für Baufragen, mit dem Franz Schächer beauftragt wurde.
Die Bestätigung von Bereitschaftsführer Gerhard Meyer sorgte für Diskussionen. Meyer habe nichts getan, um der Spaltung innerhalb der Bereitschaft entgegenzuwirken. Vielmehr hätten seit Beginn seiner Amtszeit die „Mobbing- und Spuck-Attacken“ zugenommen, begründete vorab Günter Wagner sein negatives Votum. Meyer wiederum, der als einer der wenigen gegen die Entlastung des Gesamtvorstandes gestimmt hatte, warf dem Vorstand vor, für die Spaltung verantwortlich zu sein.