Der 13. April 1759 ging als „blutiger Karfreitag“ in die Geschichte ein. Damals standen sich im Vilbeler Wald und an der Berger Warte französische und preußische Truppen im Siebenjährigen Krieg gegenüber. Am Ende des Tages zogen die unterlegenen Preußen still davon. Von den 52 000 Soldaten starben 6000 in der Schlacht oder mangels medizinischer Hilfe. Ein Rundgang erinnert am Karfreitag an die tragischen Ereignisse.
Bad Vilbel. „Kaum da ich vor das Tor kam, so musste ich schon über die feindlichen toten Körper steigen“, erinnert sich damals der Berger Amtsbote Johann Jacob Puth. „Da lag schon hier ein Arm, dort ein Fuß, da ein ganzes Eingeweide von Menschen.“ Später merkte er, „dass etliche schon in die 12 Stunden in ihrem Blut jämmerlich dagelegen und ihren letzten Odemzuge spüren ließen“, zitiert ihn der Historiker Ingo Behringer in seinem Buch „Blutiger Karfreitag“.
Heute erinnert entlang der Berger Wiesen, im Vilbeler Stadtwald und an der Berger Warte nichts mehr an die damaligen Gräuel. Eigentlich hätten zu diesem 255. Jahrestag auch mit Soldaten historische Szenen nachgestellt und ein kleines Gefecht inszeniert werden sollen, verrät Eckhardt Riescher. Aber das sei wegen einer Erkrankung nicht möglich gewesen.
1759 standen sich zwei Heere gegenüber: Die Franzosen, die sich in Frankfurt einquartierten, unterstützt von sächsischen Soldaten. Sie wurden von dem französischen Generalleutnant Victor-François Duc de Broglie angeführt. Sein Gegenspieler Ferdinand Herzog von Braunschweig, der Schwager des Preußenkönigs Friedrich II., befehligte eine Truppe aus Hannoveranern, Braunschweigern, Hessen, Briten und Preußen. Die Franzosen hatten sich um die Berger Warte, mit 220 Metern der höchste Punkt Frankfurts, verschanzt. Die „Alliierten“ hatten etliche Handicaps, mussten vom tief gelegenen Vilbeler Wald und den baumlosen Feldern her aufmarschieren.
Um 7 Uhr begannen die Gefechte im Wald – Mann gegen Mann, um 9.30 Uhr die Vortruppgefechte. Erst um 17.45 Uhr trafen die letzten Geschütze ein, berichtet Riescher. Es gab eine Mittagspause, doch die Alliierten waren unterlegen, zogen gegen 22 Uhr einfach ab – ohne dass die Franzosen ihren Sieg gleich erkannten. Der „alte Fritz“ sei damals nur ein Akteur gewesen, so Riescher, die Franzosen und Engländer standen sich auch in Nordamerika gegenüber, „es war ein kleiner Weltkrieg“. An diesem blutigen Karfreitag wurden 4000 Kanonen- und 300 000 Gewehrkugeln abgefeuert. In Bergen gab es schwere Verwüstungen. Vilbel, damals 175 Häuser groß, kam glimpflich davon. Für Friedrich II. war die verlorene Schlacht später „nichts als eine Belanglosigkeit“.
Führung am Freitag
Die Kämpfe haben den Kontrahenten „überhaupt nichts gebracht“, urteilt Riescher, „vom 30-Jährigen Krieg bis zu den Restaurationskriegen blieben die Franzosen hier.“ Ein Detail der Ereignisse berührt ihn noch heute: Die Schaulust der Bürger, die nah ans Schlachtfeld kamen. Es wurde von Plünderungen berichtet, bei denen den Toten oder Verwundeten sogar die Kleider weggenommen wurden.
Riescher, der auch Mitbegründer der Natur- und Stadtführer-Plattform „Wetterau auf Touren“ ist, wundert sich über das rege Interesse an der Berger Schlacht. Zum Rundgang vergangenes Jahr kamen 55 Interessenten. In Friedberg gibt er auch Kostümführungen in der Rolle eines Henkers. Denn „die Leute lieben Blut“, meint er als Hobby-Historiker leicht enttäuscht.
Vom Parkplatz des jüdischen Friedhofs an der B 521 bei Bergen startet Eckhardt Riescher am Karfreitag, 18. April, ab 15 Uhr seine Führung zur Schlacht von Bergen. Die Teilnahme kostet vier Euro für Erwachsene, Kinder ab zehn Jahren zahlen zwei Euro. Eine Anmeldung ist nicht nötig.