Bad Vilbel. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 machten in ihren Auswirkungen auch vor einem Reisebüro in Bad Vilbel nicht halt, dessen frühere Besitzerin seit Ende November auf der Anklagebank des Frankfurter Landgerichts sitzt. Schlagartig gingen damals die Umsätze in dem vorher offenbar recht gut florierenden Geschäft zurück. Was aber tun, wenn man trotzdem den aufwändigen Lebensstil beibehalten möchte? Wie am zweiten Verhandlungstag herauskam, war die Reisebüro-Inhaberin gewohnt, im nicht gerade billigen Dubai selbst Urlaub zu machen. Daheim standen ein Porsche „Boxster“ sowie ein Mercedes der S-Klasse in der Garage der teuren Mietswohnung.
Die Rumänin gab mittlerweile vor Gericht zu, zur Sicherung dieses Lebensstils illegale Wege beschritten zu haben. Besonders das Kreditkartenunternehmen American Express gehörte zu den Hauptgeschädigten. Immer wieder reichte sie dort offenbar manipulierte Abrechnungsbelege ein, denen in Wirklichkeit gar kein Zahlungsvorgang zugrunde lag.
Der Löwenanteil der Gesamtschadenssumme von mehr als 330 000 Euro fällt auf dieses Unternehmen. Darüber hinaus belastete die Angeklagte auch die Konten von Kunden ohne Grund, so dass es im Zeitraum 2003 und 2004 vermehrt zu Beschwerden von Kunden und Geschäftspartnern im Büro kam.
Zunächst hatte die sehr redselige Rumänin das Durcheinander ihrem mittlerweile von ihr geschiedenen Ehemann in die Schuhe geschoben. Dieser konnte jedoch als Zeuge glaubhaft darlegen, dass er nach dem Niedergang der ehelichen Beziehung schon seit 2000 nichts mehr mit dem Reisebüro zu tun hatte – ein Jahr vor Beginn der Taten.
Rechtzeitig vor dem Ende der Beweisaufnahme aber besann sich die Frau eines Besseren und gestand die Anklagevorwürfe. Deshalb hofft das Gericht, den Prozess noch vor Weihnachten abschließen zu können. (ge)