Karben. Schock, Trauer, Leid, Verzweiflung, Ratlosigkeit, Wut angesichts des Terrorangriffs der Hamas auf Israel und der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Am Mittwochabend der Vorwoche hatte die evangelische Gesamtkirchengemeinde Karben zum Friedensgebet in die Okarbener Kirche eingeladen. Es wurde dafür gebetet, dass das Leid, der Krieg und der Albtraum der Geiseln enden mögen.
Die Botschaft des fünften Gebotes des Alten Testamentes ist klar, deutlich und unmissverständlich: »Du sollst nicht töten!« Gebrochen wird es immer wieder, überall auf der Welt. Gerade wieder im Nahen Osten in Israel. Der verheerende Terrorangriff der Hamas auf Israel hat Trauer und Entsetzen ausgelöst. Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Karben rief am Mittwoch die Gläubigen zum Friedensgebet »Schalom – Salam – Friedensgebet für Israel und Palästina« in die Okarbener Kirche.
Pfarrer Eckart Dautenheimer konnte nur wenige Bürger begrüßen sowie den Organisten Jonathan Kreuder und Pfarrer Christian Krüger aus Groß-Karben, Pfarrerin Nadja Burgdorf aus Rendel und Pfarrer Michael Neugber aus Petterweil. Gemeinsam gestalteten sie das Friedensgebet. Pfarrer Dautenheimer erinnerte: »Es ist elf Tage her. 1500 Terroristen der Hamas überwinden aus Gaza kommend den Grenzzaun nach Israel. Sie dringen in Dörfer und Städte ein. Sie foltern und massakrieren israelische Zivilpersonen. 1200 Kinder, Frauen und Männer wurden regelrecht abgeschlachtet. 2600 Menschen wurden schwer verletzt. Es ist das schlimmste Blutbad seit der Gründung Israels im Jahr 1948. 200 Menschen werden nach Gaza als Geiseln verschleppt. Ein Akt des puren Bösen, der Wunden eines Jahrtausends von Antisemitismus und Genozid aufgerissen hat.« Auch Gaza liege unter heftigem Beschuss. Es gebe mindestens 1000 Tote durch die Antwort der israelischen Armee.
Das Team nannte weitere Zahlen und Fakten, um die Tragödie zu verdeutlichen, die »2,3 Millionen Menschen betrifft, die im Gazastreifen leben. Sie haben keine Möglichkeit, das Gebiet zu verlassen«.
Mit dem Friedensgebet will die Karbener Gemeinde ihre Verzweiflung, Ratlosigkeit, Trauer und Wut vor Gott bringen. Und ihr Unverständnis, warum »der allmächtige Gott so viel Leid zulässt und nicht mit seiner himmlischen Macht dazwischenfährt und wenigstens die Kinder rettet«. Lieder wie das vom Organisten improvisierte »Hevenu Shalom«, auf Deutsch »Wir wollen Frieden für alle«, wechselten sich mit Psalmen, Lesungen, Klagen, Fürbitten, Gebeten und Schweigeminuten ab.
In den Klagen schilderten die Pfarrer das Schicksal von Opfern, die es zwar in Luftschutzräume schafften, aber dort nicht vor Terroristen geschützt waren. »Gott, wie kann das sein? Wie kann sich das Böse so ungehemmt ausbreiten? Menschen sterben auf beiden Seiten. Unschuldige Menschen sterben. Sie alle wollen einfach nur in Frieden leben und jetzt das«, fragte Pfarrer Michael Neugber.
Pfarrerin Burgdorf fügte hinzu: »Gott, warum kann es keinen Frieden geben? Gegenseitig belauern sich Hass und Misstrauen in Israel und Palästina. Terror überzieht seit Jahrzehnten beide Länder.« Pfarrer Dautenheimer erinnerte daran, dass der Terror auch vor unserer Haustür lauere. »Ganz normale jüdische Gotteshäuser in Frankfurt, Bad Nauheim und ganz Deutschland werden wie ein Hochsicherheitstrakt bewacht.« Doch nicht nur in Israel und Palästina verzweifelten die Menschen in Kriegen. Auch in der Ukraine, im Sudan, Bergkarabach, in Syrien, im Iran, Afghanistan und Mali verursachten Terror, Krieg und Gewalt großes Leid.
Die Kollekte des Friedensgebetes war für die Diakonie Katastrophenschutz bestimmt, speziell für den Nahost-Konflikt, um den Flüchtenden Wasser, Lebensmittel und Zelte zur Verfügung stellen zu können.
Von Christine Fauerbach