Bad Vilbel. Als „sehr gutes Ergebnis, das weiterentwickelt werden soll“, bewertet Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) die Bilanz der Bibliothek. Die unter dem Hallenbad gelagerten 30 000 Medien seien im vergangenen Jahr im Schnitt 5,5 Mal verliehen worden. Das sei in der Wetterau ein Spitzenwert, erläuterte Büchereileiterin Susanne Adolph. 2700 Nutzer verzeichnet die Bücherei derzeit, wobei der Anteil der weiblichen Leser höher sei. 163 000 Ausleihvorgänge gab es – vor zehn Jahren waren es erst 96 000.
Dabei liegen die Bad Vilbeler Leseratten voll im Trend der Büchervorlieben, betont Adolph. Überwiegend Bestseller wollen sie lesen, was eine stete Aktualisierung des Bestands zur Folge hat. 3800 neue Medien sind 2011 angeschafft worden, 3000 wurden ausgemustert. Durchschnittlich zwei Mal im Monat wird etwas Neues bestellt. Im vergangenen Jahr standen 50 000 Euro bereit, um neue Bücher, Audio-CDs oder Film-DVDs anzuschaffen. Fünf Prozent des Medienetats fließen direkt an den „Onleihe“-Verbund weiter, zu dem sich mittlerweile 25 hessische Bibliotheken zusammengeschlossen haben, um Lesern Ausleihen direkt per Internet zu ermöglichen. Bad Vilbel sei weiter die einzige Stadt der Wetterau, die solches anbiete, Friedberg überlege, sich anzuschließen, erklärt Büchereileiterin Adolph. Bei der Internet-Ausleihe, die für alle Bücherei-Nutzer kostenlos ist, kann man E-Books oder Zeitschriften herunterladen und sie für eine begrenzte Zeit speichern: E-Books oder Audio-Dateien zwei Wochen, Videos eine Woche, Zeitschriften eine Stunde. Bei dem Verbund können die Teilnehmer auf derzeit 35 000 Medien zurückgreifen. Die Zahl der Vilbeler Nutzer stieg von 149 im Januar 2011 auf derzeit 560 an. Kosten fallen nur bei der Erstanmeldung an – fünf Euro für Erwachsene, drei für Kinder. Dafür dürfen sie dort lebenslang lesen – inklusive des Zugangs zur Online-Ausleihe. Vom Tagesgeschäft bekommt Büchereileiterin Adolph derzeit aber nur noch wenig mit. Nur noch samstags findet sie momentan Zeit, um die Ausleihe mit zu betreuen. Das erledigen ihre fünf Kolleginnen, die von weiteren drei Aushilfskräften unterstützt werden.
Adolphs Hauptaufgabe liegt wenige hundert Meter entfernt von ihrer Bücherei. Dort, wo jetzt noch Baustellenlaster rollen, soll im Frühjahr 2013 die neue Mediathek eröffnet werden. Deren Konzept wird Mitte des Jahres vorgestellt, verspricht Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann. Seit einem Jahr werde intensiv für die Innengestaltung geplant. Schon räumlich ist es ein Aufbruch in neue Dimensionen: von jetzt 270 Quadratmetern erweitert sich das Angebot dort auf 1300 Quadratmeter. Die Bibliothek zog Anfang der Achtzigerjahre als Provisorium unters Hallenbad. Im neuen Haus soll auch der Bestand deutlich aufgestockt werden: auf 50 000 Medien. Bis es soweit ist, muss unter anderem gründlich Inventur gemacht werden. In diesem Jahr sollen mehr als 3000 Medien ausgemustert werden, kündigt Adolph an. Solche, die in schlechtem Zustand sind, inhaltlich veraltet oder vier Jahre nicht ausgeliehen wurden. Kunzmann wirft ein, dass es für die Klassiker Bestandsschutz gibt. Er betont, dass eine Bibliothek kein Archiv sei, sondern von der Aktualität lebe. Deswegen weisen die Büchereimitarbeiter meist gut gemeinte Schenkungen zurück.
Voriges Jahr gab es 397 Neuanmeldungen, im Vergleich zu 537 in 2010. Das habe damit zu tun, dass die Bibliothekare weniger Zeit für Klassenführungen hatten, wo ganze Klassen als Nutzer geworben wurden. Auch dieses Jahr fehle für öffentliche Leseveranstaltungen wegen des Umzugs die Zeit, räumt Adolph ein. Doch gerade Kinder und Jugendliche sollen in der neuen Mediathek eine Hauptzielgruppe sein. Sie werden einen eigenen Bereich bekommen. Der Bildungsaspekt, die Lesekompetenz sollten im Vordergrund stehen, betont Kunzmann. Auch die Aufenthaltsqualität soll eine große Rolle spielen. Im Moment gibt es in der Enge unter dem Hallenbad nur zwei Tische zwischen den Regalen.