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Beispielhaftes Engagement: Elke Steltz ausgezeichnet

5. Es flossen auch Tränen zum Abschied: Elke Steltz im Kreise ihrer Flüchtlinge
5. Es flossen auch Tränen zum Abschied: Elke Steltz im Kreise ihrer Flüchtlinge

Karben. Mit Elke Steltz verliert die Flüchtlingshilfe Karben eine große Stütze. Aus privaten Gründen zieht sie um nach Hamburg. Mit einer Feier und einer Ehrung wurde sie verabschiedet. Die 60-Jährige war nicht nur Initiatorin der Flüchtlingshilfe, sondern sie war Zeit ihres Wirkens Motor und Motivator der Initiative.
Durch ihren Beruf in der Entwicklungshilfe hielt sich Steltz viele Jahre in Ländern der Dritten Welt auf und erlebte dort hautnah die Diskrepanz zwischen Träumen und Wirklichkeit, zwischen einem erhofften Leben im Wohlstand und einem tatsächlichen Leben in Armut und Hunger. Deshalb kam ihr, als 2015 viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, rasch der Gedanke nach gezielter Hilfe.
Zusammen mit dem damaligen Karbener Stadtrat Philipp von Leonhardi macht sie aus der Idee, eine Art Flüchtlingshilfe auf die Beine zu stellen, Wirklichkeit. Unter dem Schirm der evangelischen Kirche und in Zusammenarbeit mit der Stadt war es von Anfang an Ziel der Flüchtlingshilfe Karben, Geflüchtete bei der Integration in die Gesellschaft zu begleiten und zu unterstützen. Dafür sollten Patenschaften gegründet, Deutschkurse, Begleitung bei Behördengängen oder bei Arztbesuchen angeboten werden.
Fahrradwerkstatt
Für Elke Steltz war es auch wichtig, dass die Flüchtlinge ihre Mobilität bewahrten. Deshalb gründete sie zusammen mit Axel Friedrich, der zu der Zeit noch einen eigenen Fahrradladen in Karben besaß, eine Fahrradwerkstatt, wo auch Flüchtlinge mit Eigenleistung alte Fahrräder wieder auf Vordermann bringen konnten. Abdoullah war einer der Ersten, die von diesem Angebot Gebrauch machte und bei der Stange blieb. Bis heute hilft er in der Fahrradwerkstatt aus und ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Geflüchteten und den Helfern. Deshalb dauerte die Umarmung zwischen Steltz und ihm auch etwas länger bei der Abschiedsfeier im »Kuhtelier«.
Herz der Initiative
Pfarrer Werner Giesler, der die Verwaltung der Flüchtlingshilfe Karben unter sich hat, sagte in seiner Abschiedsrede: »Die Elke war in der Zeit ihres Wirkens hier bei der Flüchtlingshilfe wirklich das Herz unserer Initiative. Sie hat den oft traumatisierten Flüchtlingen den Übergang in eine andere Welt ermöglicht«.
Auch Bürgermeister Guido Rahn (CDU) stimmte dieser Bewertung zu. Stelz habe nicht nur geredet, sondern vor allem gehandelt. »Aber sie hat auch Klartext geredet und oftmals den Finger in die Wunde gelegt, wenn ihr etwas nicht passte«, erinnerte sich Rahn. Auch wenn nicht alle Forderungen vonseiten der Stadt umsetzbar gewesen seien, so sei nie ein böses Wort gefallen. »Sie hat dann halt nach anderen Wegen der Integration gesucht«.
Ein Beispiel sind die Rundfunkgebühren. »Ich verstehe gar nicht, warum auch Flüchtlinge Rundfunkgebühren zahlen müssen. Ich weiß zwar noch nicht, wo und wie ich mich an meinem neuen Wohnort engagieren werde, aber das mit den GEZ-Gebühren werde ich weiterverfolgen«, antwortete Steltz auf die Frage, wie es mit ihrem Engagement weitergehe.
Dass Steltz in Karben eine nur schwer zu füllende Lücke hinterlassen werde, das bestätigte auch Ulrike Loos. Sie ist in der Flüchtlingshilfe Karben zuständig für Ausbildung und Arbeit und hat mit Steltz zusammen im Berufsbildungswerk dafür gesorgt, dass die Flüchtlinge mit den deutschen Standards der Arbeitswelt vertraut wurden.
Nur schwer zu ersetzen
Auf zehn bis 15 Aktive grenzt Loos die Zahl der Flüchtlingshelfer ein. »Deshalb ist der Wegzug von Elke ein nur schwer ersetzbarer Verlust«. Ob die Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen sie selber verändert habe, verneinte Steltz. Sie habe in ihrem Arbeitsleben genug Leid in der Dritten Welt erlebt und sich schon immer für Flüchtlingen eingesetzt.
In Karben leben derzeit allein 262 Flüchtlinge aus der Ukraine. Hinzu kommen die Flüchtlinge aus der übrigen Welt. »Ohne die vielen ehrenamtlich Tätigen könnten wir als Stadt die damit zusammenhängenden Aufgaben niemals bewältigen« erklärte der Bürgermeister.
Normalerweise bedanke sich die Stadt bei ihren Ehrenamtlern erst nach mindestens zehn Jahren ehrenamtlichen Wirkens. »Bei Elke Steltz machen wir da erstmals eine Ausnahme und überreichen ihr den Ehrenbrief der Stadt schon nach sieben Jahren. So wichtig war ihre Arbeit für die Stadt«, unterstrich Rahn. (jwn)

Auf Wiedersehen: Elke Steltz muss Abschied nehmen von ihren Flüchtlingen in Karben. Fotos: Jürgen W. Niehoff

Bürgermeister Guido Rahn überreicht Elke Steltz den Ehrenbrief der Stadt für ihr Wirken in der Flüchtlingshilfe.