Bad Vilbel. Versäumnisse und Fehleinschätzungen der Stadt und des Eigentümers sind nach Ansicht des Bad Vilbeler Maklers Dieter Katzenmaier und des Frankfurter Architekten Armin Hoim die Gründe dafür, dass das Ströbel-Areal in bester Innenstadtlage seit Jahren brach liegt. Sie waren in den Jahren 2002 bis 2006 für die Vermarktung des Grundstücks Frankfurter Straße 55 – 57 tätig.
Im Zeitraum von 2002 bis 2005 seien nach Interventionen des damaligen Baustadtrates Dieter Peters (parteilos) insgesamt sechs Entwürfe für die Bebauung erstellt worden. Bereits im Juni 2005 habe es jedoch einen positiven Bescheid für eine Bauvoranfrage gegeben. Ein namhafter und finanzstarker Frankfurter Bauträger habe damals das Grundstück zum Preis von 1,2 Millionen Euro erwerben wollen, erinnert sich Katzenmaier. Ströbel habe jedoch einen deutlich höheren Preis gefordert. In der Zeit von 2002 bis 2005 seien die Grundstückspreise allerdings um 25 Prozent gefallen.
„Das Grundstück wurde kaputtgeredet“, empört sich Katzenmaier: „Der Ströbel könnte schon vor fünf Jahren verkauft haben. Schon 2005 hätte dort gebaut werden können.“ Letztlich gescheitert sei dies daran, dass Ströbel sich geweigert habe, wenige Meter von seinem angrenzenden Wohngrundstück abzugeben für eine abgeschrägte Böschung zum besserem Lichteinfall. Im Dezember 2007 hat Ströbel schließlich auf Intervention der Stadt mit der Düsseldorfer Projektentwicklungsgesellschaft ITG doch noch einen Vertrag unterzeichnet.
Was auf dem gut 1800 Quadratmeter großen Ströbel-Grundstück entstehen soll, ist jedoch weiterhin offen. Katzenmaier und Hoim kritisieren die Vorstellung der Stadt von einer mit großflächigem Einzelhandel bestückten „Neuen Mitte“. Statt einem „Frequenzbringer“ soll die Stadt vor allem durch zusätzlichen Wohnraum belebt werden, wie dies im Erzweg und im früheren Sparkassen-Gebäude am Biwer-Kreisel bereits geschehen sei.
Das Problem sei, dass Bad Vilbel eine „Schlafstadt von Frankfurt mit Nahversorgung“ und für Kaufhäuser zu klein sei. Und der Einzelhandel sei überbelegt, urteilt Architekt Hoim.
Sein Entwurf habe 35 Wohnungen für 100 Menschen enthalten. Die Läden habe er „eigentlich nur notgedrungen“ eingeplant, weil Wohnen im Erdgeschoss in der Innenstadt nicht attraktiv genug sei. Die 900 Quadratmeter Ladenfläche hätten klein- oder großflächig genutzt werden können, erläutert Hoim. Weil die Stadt jedoch eine Verkleinerung, Arkaden und Innenhöfe zwischen den Häusern angeregt habe, sei das Konzept hinfällig: „Da kann man jetzt nicht mal einen Gemüseladen oder Kiosk unterbringen“, moniert Hoim. Ein Parkhaus in den Kurpark zu bauen: „Das ist der Gipfel!“, moniert Katzenmaier. Die Stadt, aber auch der Verein Stadtmarketing sollten sich stattdessen Gedanken darüber machen, „was wirklich ein Anziehungspunkt in der Innenstadt wäre“, fordert er. Dazu zähle etwa ein bürgerliches Restaurant, ein Bistro oder ein gutes Café.
Kritisch sieht aber Katzenmaier auch die Mediathek auf der Nidda-Brücke als möglichen Anziehungspunkt: „Da kommt doch keiner aus Sachsenhausen, um über der Nidda zu hocken und ein Buch zu lesen“. Sein Resumee lautet, es sei „besser, Wohnraum zu schaffen, statt Investoren zu holen, die dann nix bringen“. (dd)