Karben. Einige stehen Stunden vorher auf der Suche nach dem richtigen Outfit vor dem Kleiderschrank, andere kommen ganz spontan und ergattern eine Karte an der Abendkasse. Was sie eint: Kaum sind sie im Dorftreff Rendel angekommen, tauchen sie ein in eine andere Welt. Alltag aus, »Nachtleben« an – auch wenn es gerade mal 20 Uhr ist. Eindrücke von der ersten Karbener Mama-Tanzparty.
Rund 250 Frauen haben sich auf die Idee des Mütter- und Familienzentrums (Müze) eingelassen. Am Samstagabend haben sie bei der Mama-Tanzparty zum 35-jährigen Bestehen des Müze getanzt, wie es sich für eine Disco gehört, nur eben zu früherer Stunde. »So sind wir morgen früh wieder fit, wenn die Kinder aufwachen«, sagt eine Gruppe von Müttern an der Theke.
Pünktlich um 20 Uhr haben DJ Rudi und DJ Newhiller losgelegt: Die Bässe wummern, die Scheinwerfer blitzen. Für ein zögerndes »Warmwerden« oder schüchternes Fußwippen bleibt bei der Mama-Tanzparty keine Zeit. Kurz nach dem Einlass ist die Tanzfläche bereits gefüllt, die Stimmung überwältigend. In einem wilden Mix aus Party-Hits, Disco-Klassikern, 90er-Ikonen wie den Backstreet Boys oder Spice Girls und nicht zuletzt eher rockigen Titeln findet jede Frau einen sie packenden Beat.
Genau diese Vielfalt prägt den Abend: Für musternde Blicke oder Getuschel unter Gruppen, wie sie auf anderen Partys oft zu beobachten sind, ist kein Platz. »Die Stimmung war wirklich bemerkenswert wohlwollend«, sagt Sina Braun, Teil des Müze-Organisationsteams. »Man hat sich als Gemeinschaft gefühlt.« Kollegin Michaela Eichwede ergänzt: »Es war einfach total schön miteinander.«
Unter den Feiernden finden sich – so wie Sina Braun und Michaela Eichwede – auch die Organisatorinnen selbst, Vorstandsmitglieder und Mitarbeiterinnen des Müze. Nachdem die Vorbereitungen für das Jubiläumswochenende sie über Wochen beschäftigt haben, ist dies nun auch ein »Abend fürs Team«: Sie tanzen, stoßen an, lachen gelöst.
Chorgemeinschaft
übernimmt Theke
Möglich macht das nicht zuletzt die Unterstützung der Chorgemeinschaft Rendel. Denn die einzigen Männer an diesem Abend sind neben den DJs die Barkeeper: Der Männerchor schenkt Sekt, Aperol und Bionade aus. Den besten Platz des Abends hat Bernd Laupus ergattert: Lächelnd lehnt der Sänger am Stehtisch und verkauft – mit bestem Blick auf die Tanzfläche – Wertmarken für die Getränke. So viele Frauen auf einen Haufen sehe man ja nicht alle Tage, stimmt er schmunzelnd zu.
Ganz gleich, ob Chorgemeinschaft, Müze-Team oder Besucherinnen: Das Feedback für die Mama-Tanzparty sei »mega«, fasst es Müze-Geschäftsführerin Nina Schücker zusammen. »Wir sind super zufrieden.« Alle konnten sich am Tag nach der Party bereits eine Wiederholung vorstellen – solange die Finanzierung stehen würde. Der erste Versuch hatte dank der fleißigen Abstimmung zahlreicher Karbenerinnen und Karbener eine Unterstützung der Sparda-Bank gewonnen.
Gegen 22.30 Uhr leert sich die Tanzfläche bereits ein wenig. Das liegt keinesfalls an der Musik, sondern an den daheim schlummernden Babys: »Ich weiß, dass mein Kleiner gleich das erste Mal wach wird«, sagt eine Mama, drückt ihren Freundinnen noch einen Kuss auf die Wange und eilt zum Auto. Viele andere tanzen bis Mitternacht weiter, dann ist offiziell Schluss für die Mama-Tanzparty.
Auf der Tanzfläche tummeln sich übrigens keinesfalls nur Mütter: »Ich bin noch keine Mama, aber liebend gern Tante«, sagt eine Frau Anfang 20. Neben ihr: eine 63-Jährige Mama und dreifache Oma. Und wieder eine andere Besucherin sagt achselzuckend: »Bei mir hat es einfach nicht sein sollen.«
An diesem Abend feiern sie gemeinsam, über Generationen, Familienstatus und Musikgeschmack hinweg. Am nächsten Morgen erreichen das Müze-Team »Danke«-SMS, Herz-Nachrichten per WhatsApp, Lob in den sozialen Medien.
Von Jana Sauer