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Baumaßnahmen abgeschlossen

Das beauftragte Ingenieurbüro prüfte jeden einzelnen Dachbalken der Kirche. Foto: Kauer
Das beauftragte Ingenieurbüro prüfte jeden einzelnen Dachbalken der Kirche. Foto: Kauer

Bad Vilbel (cka). Was macht eine fünf Tonnen schwere Hebebühne in einer Kirche? »Leute nach oben fahren, um die Dachkonstruktion zu prüfen und Bohrkerne zu entnehmen«, sagen Winfried Suhany und Siegfried Sauerbier, die als Mitglieder des Bauausschusses – zuständig für gemeindeeigene Gebäude – im vergangenen Jahr die Baumaßnahmen an der evangelischen Heilig-Geist-Kirche auf dem Heilsberg begleiteten und koordinierten.
Die Heilig-Geist-Kirche musste im Sommer geschlossen werden, da ihr Dach Stützträger aus Holz hat, die verleimt sind – so wie beim Dach der Kasseler Elisabethkirche, das im November 2023 einstürzte. Deswegen forderte die Bauabteilung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) den Kirchenvorstand der Gemeinde auf, die Dachkonstruktion der 1964 erbauten Kirche und ihre Verleimung zu überprüfen – und das war nur von oben, direkt unterm Dach, möglich. Bei einer Deckenhöhe von zwölf Metern musste dafür eine Hebebühne in die Kirche.
Kriechkeller
wird gestützt

Doch die Lage und die Bauweise der Heilig-Geist-Kirche erforderten dazu vorab weitere Arbeiten: Sie wurde auf einem abschüssigen Gelände gebaut und hat kein festes Fundament, sondern einen Kriechkeller – eine Art Keller unter der Kirche mit einer Höhe von siebzig bis 200 Zentimetern, in dessen Mitte etwa alle fünf Meter Quermauern eingezogen sind. Ob die Decke dieses Kriechkellers beziehungsweise der Kirchenfußboden eine fünf Tonnen schwere Hebebühne tragen können, dazu sagten die Baupläne nichts aus, weswegen zunächst die Statik neu berechnet wurde. Mit dem Ergebnis, dass in den Kriechkeller Stahlstützen eingebaut werden müssen, um Decke und Fußboden zu festigen. Und so wurde »ausgerechnet in der heißesten Woche im Sommer«, wie Kirchenvorstandsmitglied Marlene Bruderek-Soldner sagt, die maßgefertigten verzinkten Stahlstützen in den Kriechkeller eingebaut. Was bestimmt kein Vergnügen gewesen sei bei einer Arbeitshöhe von zum Teil gerade mal siebzig Zentimetern. »Es war auch schwierig, das Material überhaupt nach unten in den Keller zu bringen«, ergänzt Siegfried Sauerbier.
Nachdem der Kirchenfußboden gesichert war, konnten die Prüfer auf der Hebebühne loslegen. »Das war Zentimeterarbeit, die Hebebühne durch die Tür und um die Ecke in die Kirche zu bekommen«, erinnert sich Sauerbier. Mit der Prüfung beauftragt war auf Empfehlung der EKHN ein Ingenieurbüro aus Gelnhausen, das Erfahrung mit Kirchengebäuden hat. Die Prüfer arbeiteten sich an zwei Tagen Balken für Balken vor und entnahmen zur Probe Bohrkerne aus der Dachkonstruktion, um das Holz zu untersuchen und die Leimfestigkeit zu kontrollieren. Nach vier Wochen lag das Ergebnis vor: Alles war in Ordnung; die Kirche konnte ab Mitte November schließlich wieder genutzt werden. Womit sich die Hoffnung der Gemeinde erfüllte, den Weihnachtsgottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche feiern zu können. Während der Baumaßnahmen fanden die Gottesdienste im Gemeindehaus statt.
Prüfung im Fünf-Jahre-Rhythmus
Die Investition für die Sicherung des Kriechkellers hat sich gelohnt, denn es war nicht das letzte Mal, dass eine Hebebühne in die Heilig-Geist-Kirche fährt: Künftig müsse alle fünf Jahre die Statik des Gebäudes geprüft werden und eine Sicherheitsbegehung stattfinden, so Winfried Suhany, Vorsitzender des Bauausschusses. Dann, so Marlene Bruderek-Soldner, heißt es wieder: Alle Kirchenbänke ausräumen und Platz schaffen fürs schwere Gerät.
Einen großen Auftritt hat die Heilsberger Heilig-Geist-Kirche beim Festwochenendes anlässlich der Fusion der vier evangelischen Gemeinden zur Auferstehungsgemeinde. Am Samstag, 18. Januar, gab es unter dem Motto »Die Orgel glüht« ein musikalisches Feuerwerk mit Klavier, Saxofon- und Orgelmusik. Zuvor wurde vor der Kirche Feuerzangenbowle gereicht.