Karben. Die Pläne der CDU-FWG-FDP-Koalition zur Neugestaltung des Karbener Stadtzentrums sorgen besonders bei den Anwohnern im Neubaugebiet Brunnenweg für Unruhe. Sie fürchten sich vor möglichem Lärm des künftigen Gewerbemischgebietes nördlich der Landesstraße 3205 sowie einer möglichen, verlegten Brunnenstraße.
Zum Beispiel Elke Hübner. Sie zog erst vor kurzem aus Frankfurt nach Karben, freute sich mit den Kindern über die schöne Wohnlage im Grünen. Nun aber drohe in der Nachbarschaft ein Mischgebiet. „Da hätte ich auch gleich nach Eckenheim ziehen können“, ärgert sich die Neubürgerin.
Nicht nur das: Wären die Pläne früher bekannt gewesen, hätte das sicher niedrigere Grundstückspreise in der Luisenthaler Straße gerechtfertigt, findet die Neu-Karbenerin.
In einer emotionalen Debatte diskutierte am Mittwochabend vorige Woche auch der Ausschuss für Infrastruktur des Parlaments wieder über das Innenstadt-Konzept – obwohl das Thema nur indirekt betroffen war. Denn den Streit über das Zentrum muss die Koalition auf die übernächste Ausschusssitzung vertagen: Bürgermeister Roland Schulz (SPD) hatte einem Änderungsvorschlag zu einer Vorlage der Koalition widersprochen. Demnach galt es für den Ausschuss „nur“ noch, die für das Koalitionskonzept nötigen Flächenveränderungen in den ohnehin zur Debatte stehenden Regionalen Flächennutzungsplan (Reg-FNP) einzuarbeiten. Das aber ging nun der SPD nicht weit genug: „Das muss mal auf den Tisch, wenn es da ein neues Gebiet gibt“, forderte Fraktionschef Thomas Görlich. Schließlich sei es ein gewaltiger Einschnitt, „wenn eine Straße, die bisher 200 Meter entfernt ist, dann plötzlich direkt vor dem Gartenzaun vorbeiführt“. Die Umwandlung einer Teilfläche sei teuer, weil diese bereits als Ausgleichsfläche genutzt werde, erinnerte Hannelore Bruhn (SPD).
„Das sind Detailfragen, die den Rahmen sprengen“, widersprach Ausschusschef Guido Rahn (CDU). Keinesfalls solle zusätzlicher Verkehr durchs Wohngebiet fließen, beruhigte CDU-Fraktionschef Mario Beck. Die künftige Brunnenstraße solle vom Neubaugebiet wegführen. „Es ist die Frage, ob wir es uns leisten können, eine so gut gelegene Fläche unerschlossen zu lassen“, sagte Rahn. Ihre Pläne hatte die Koalition Ende Mai der Presse, dem Magistrat und den Fraktionen erläutert. Im Beschluss zum Reg-FNP konnte sich der Ausschuss übrigens zum erwarteten Kompromiss durchringen: Die Koalition beschloss alleine ihre 3,5 Hektar Gewerbeflächen. Diese sollen allerdings von der Landesstraße aus nur noch 120 Meter tief ausfallen – nicht mehr, wie ursprünglich geplant, bis zu 300 Meter. Alle Stimmen gab es für den von Bürgermeister Roland Schulz (SPD) favorisierten, zehn Hektar großen Stadtpark zur Nidda hin.
Die Anwohner im Brunnenweg wollen sich nun zu einer Initiative zusammenschließen. Die Pläne hätten sie völlig überrascht, berichtet Elke Hübner. Sie und ihre Nachbarn geben sich kämpferisch: „Da können wir unsere Anwälte gleich darauf ansetzen.“ (den)
Voraussichtliche Sitzung Ausschuss Stadtplanung und Infrastruktur zum Thema am 29. August (Mittwoch)