73 neue Wohnungen entstehen in Dortelweil-West. Nach langer Vorgeschichte ist der Startschuss fürs Bauvorhaben an der Ecke Konrad-Adenauer-Allee und Margeritenstraße gefallen. Die Kritik am Vorhaben bleibt.
Bad Vilbel. Eine große Wiese am nordwestlichen Ortsausgang von Dortelweil-West hat sich in eine Baustelle verwandelt. Erst in der vergangenen Woche hat der Generalunternehmer Lupp aus Nidda dort sein Bauplakat ausgehängt.
Versprechen eingelöst
Damit kann nach jahrelanger Planung ein zentrales Wahlversprechen der CDU eingelöst werden. Denn die hatte sich vor der Kommunalwahl 2016 dazu verpflichtet, 60 neue Sozialwohnungen zu bauen, weitere sollten folgen. 73 Wohnungen werden es nun insgesamt.
Doch nicht alle sind Sozialwohnungen. Nur etwa ein Drittel der Wohnungen werden für Menschen mit einem Berechtigungsschein vorgehalten. Ein weiteres Drittel kommt für Personen mit mittlerem Einkommen in Frage, das letzte Drittel wird auf dem freien Markt vermietet. Die Fertigstellung ist für Ende 2019 geplant.
An der Aufteilung stört sich Rainer Fich (SPD) vom Ortsbeirat Dortelweil. Denn anfänglich sollten alle Wohnungen unter die Sozialbindung fallen. Wegen der niedrigen Zinsen kehrten die Stadtwerke allerdings von diesem Vorhaben ab. „ Wir wenden das Frankfurter Modell zu verbesserten Bedingungen für unsere Mieter an. 50 von 73 Wohnungen sind vergünstigt“, fasst Betriebsleiter und CDU-Stadtrat Klaus Minkel zusammen.
Anstieg um 27 Prozent
Fich moniert außerdem, dass im neuen Gebäude nur ein Tiefgaragen-Stellplatz pro Wohnung zur Verfügung steht. Der öffentliche Parkraum rund ums Gebäude werde dadurch erheblich belastet. Hier verweist Minkel auf die Vorgeschichte. Die Grünen und die SPD seien immer gegen das Baugebiet Dortelweil-West gewesen. „Als es sich nicht verhindern ließ, wollten die Grünen einen autofreien Stadtteil. Bei einem Stellplatz pro Mietwohnung liegen wir in der Mitte und müssen daher die Kritik von beiden Seiten aushalten.“
Die SPD sollte einmal für sich entscheiden, was sie wirklich wolle: öffentlichen Personennahverkehr oder schrankenlosen Individualverkehr, befindet Minkel. Der Stadtteil sei seinerzeit nur wegen der S-Bahn-Nähe genehmigt worden. „Wenn jeder ein Auto hat, wovon soll dann noch die S-Bahn leben? Wir berücksichtigen beide Verkehre“, sagt Minkel.
Im Wetteraukreis ist Bad Vilbel laut Regionalverband Frankfurt/Rhein-Main die Stadt mit den meisten neuen Wohnungen. Im vergangenen Jahr wurden in der Stadt 273 Wohnungen gebaut, zweiter ist Bad Nauheim mit 210, es folgt Friedberg mit 209.
Im Gebiet des Regionalverbandes sind es 11 600 Wohnungen, das entspricht einem Anstieg gegenüber den drei Vorjahren um 27 Prozent. „Das ist eine sehr gute Entwicklung. Nur, wenn wir genügend Wohnraum schaffen, bleibt unsere Region attraktiv und für jeden Geldbeutel bezahlbar. Schaffen wir es nicht, werden sich Menschen mit normalem Einkommen bald keinen Wohnraum im Zentrum der Region mehr leisten können“, kommentiert der Erste Beigeordnete des Regionalverbandes und frühere Wölfersheimer Bürgermeister Rouven Kötter (SPD) die Zahlen.
„Nach neuester Prognose des Instituts für Wohnen und Umwelt benötigen wir bis 2030 etwa 15 300 Wohneinheiten pro Jahr“, ergänzt Verbandsdirektor Thomas Horn (CDU). „ Wir werden jede Kommune während der Neuaufstellung des Regionalen Flächennutzungsplanes bei der Ausweisung neuer Gebiete beraten und unterstützen.“ (kop)