Da gab es wohl noch Redebedarf: Nicht zufrieden sind die Grünen mit der Planung zum Umbau der Homburger Straße in Massenheim. Sie wollen eine Änderung. Doch der Zeitpunkt mutet nicht nur für die regierende CDU merkwürdig an.
Bad Vilbel. Es ist zumindest ungewöhnlich zu nennen, wenn ein Ausschuss über ein Bauprojekt berät, das längst im Gange ist. So fordern die Grünen im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss, der vorige Woche tagte, dass das künftige Aussehen der Homburger Straße – eines Hauptzubringers von der Bundesstraße B 3 in die Bad Vilbeler Innenstadt – noch einmal von vorne gedacht werden soll. Damit stehen sie aber letztlich alleine da, auch wenn es durchaus Kritik am derzeitigen Status quo gibt.
Für viele Diskussionen hat der Umbau, der bis Mitte kommenden Jahres erhebliche Belastungen für Autofahrer mit sich bringen wird, ja durchaus gesorgt. Vor allem die Radfahrer des ADFC haben sich, wie bereits berichtet, vor der endgültigen Entscheidung für die jetzt gewählte Variante für eine andere stark gemacht.
Rote Mischspur
Einen Teil dieser Argumentation haben sich die Grünen zu Eigen gemacht. „Die politischen Gremien müssen bei diesen Planungen nicht beteiligt werden, hier wäre es aber durchaus wünschenswert gewesen“, sagt Parteichef Clemens Breest im Ausschuss. Denn mit der jetzigen Lösung könne er nicht zufrieden sein, Radfahrer fielen hinten herunter.
So stört sich Breest daran, dass die rote Mischspur, wie sie auch in der Friedberger Straße zu finden ist, auf Gedeih und Verderb durchgesetzt werden solle. Radfahrer und Fußgänger fänden zu wenig Platz auf der neuen Straße. Dabei könne man auf die Mischspur verzichten, wenn Linksabbieger in Richtung Einkaufszentrum einfach im nächsten Kreisel wendeten und so zu Rechtsabbiegern würden.
Grottenschlecht
Doch schon in der anschließenden Rede des Dauerradlers und SPD-Mannes Klaus Arabin deutet sich an, dass die Grünen mit dieser Forderung alleine stehen werden. Auch er hätte sich mehr Beteiligung der politischen Gremien gewünscht, „auch die Beteiligung der Anlieger, die dafür zahlen müssen, ist grottenschlecht gelaufen. Das ist keine Art, wie man mit Bürgern umgeht“.
Doch letztlich sei auch die Argumentation des ADFC nicht ganz schlüssig. Denn auch Radfahrer müssten bei einem Abbiegeverbot nach links bis in den nächsten Kreisel fahren, wenden und dann wieder den Berg hinauf fahren. „Das ist für mich nicht der Kracher“, urteilt Arabin. Auch fühle er sich auf einer Straße mit rotem Mischstreifen wohler als auf einer engen und nur farblich abgetrennten Fahrradspur. „Autos können mich auf dem Mischstreifen besser überholen, das ist besser, als auf Abbiegespuren abrasiert zu werden.“
Arabins weitere Kritik am schlecht gewählten Zeitpunkt der Grünen – schließlich werde das Thema seit Dezember behandelt – ist dann auch für Stadtrat und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU) ausschlaggebend: „Die Planung ist fertig, die Ausschreibung durch. Eine Kündigung würde nicht nur umfangreiche Kosten für eine Neuplanung, sondern auch Schadenersatzforderungen der Baufirmen und die Streichung von Zuschüssen des Landes auslösen.“ Allein eine neue Teilplanung sei mit Kosten von rund 50 000 Euro verbunden, eine Neuplanung stehe „weit im sechsstelligen Bereich“, erläutert dazu Bauamtsleiter Erik Schächer.
Schließlich sind sich alle außer den Grünen einig, dass der Nahverkehr bei der Neuplanung keineswegs mit Füßen getreten worden sei. So unterstreicht Arabin Wysockis Ausführungen, dass der Massenheimer Weg der Hauptweg für Radfahrer aus dem Stadtteil sei. „Der wird mit dem Ausbau des Kombibades breiter, erhält getrennte Fahrstreifen für Badegäste und Radfahrer. Er ist durchgängig beleuchtet und asphaltiert. Er ist die kürzeste und topographisch beste Verbindung für die große Mehrheit der Radfahrer“, sagt Wysocki.
Immense Unfallgefahr
Und er untermauert das mit einer Zählung aus dem morgendlichen Verkehr. So seien auf dem Massenheimer Weg 102 Radfahrer gezählt worden, während es auf der Homburger Straße nur 13 gewesen seien. Doch selbst auf der Homburger Straße werde es nach dem Umbau besser für Radfahrer. „Autofahrer allerdings haben keine Alternative, wenn sie in die Innenstadt wollen“, stellt Wysocki heraus.
Die Radfahrer hätten deutlich abgestimmt, verweist auch Schächer auf die Zählung. Und selbst wenn man einen Fahrradstreifen auf der Homburger Straße anbringe, sei der nur bis zur Kreuzung zur B 3 gedacht. Dort müssten die Streifen enden. Und dann entstehe eine immense Unfallgefahr. So stimmen am Ende CDU und Freie Wähler gegen den Antrag, die SPD enthält sich. Von der FDP ist in der Sitzung niemand anwesend.