Die Sperrung der B 45 in Nieder-Wöllstadt droht zum regionalen Verkehrsproblem auszuwachsen. Offenbar fehlende Abstimmungen sorgen für Ärger auch in Karben. Nun gibt’s auch noch auf der Umleitungsstrecke eine Baustelle. Für fünf Monate.
Karben/Wöllstadt. Schon jetzt nervt diese Baustelle tausende Autofahrer täglich: Über Monate hinweg ist die B 45 in Nieder-Wöllstadt in Fahrtrichtung Niddatal gesperrt. Viele fahren im Ort und auf den Feldern illegal über Schleichwege. Das nervt viele Anwohner. Wer korrekt drumherum fahren will, muss lange Umwege über Friedberg oder Karben in Kauf nehmen.
Als ob die Lage nicht schlimm genug wäre: Die Umleitungsroute über Karben wird nun zum Nadelöhr. „Wir müssen in der Ortsdurchfahrt von Burg-Gräfenrode auf 400 Metern Länge dringend die Wasserleitung sanieren“, kündigt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) an.
Bis Ende September bleibt die Berliner Straße halbseitig gesperrt. Eine Ampel regelt den Verkehr. Weil der Umleitungsverkehr aus Nieder-Wöllstadt hier entlangläuft, dürften Karbens kleinstem Stadtteil die wohl längsten Staus seiner Geschichte drohen.
Wieso wird auf der Umleitungsstrecke gebaut? „Das war schon länger geplant, und wir können einfach nicht mehr warten“, sagt Rahn. Die alten Leitungen seien zu kaputt. Der Zeitpunkt der Arbeiten sei schon länger bekannt gewesen. Auf das Zusammenfallen mit der Sperrung in Nieder-Wöllstadt habe die Stadt die Landesbehörde extra hingewiesen. „Aber Hessen Mobil war nicht bereit zu reagieren“, seufzt Rahn.
Die Straßenbehörde selbst sieht sich nicht als zuständig an! „Die Bauherrschaft dieser Kanal- und Wasserleitungsmaßnahme liegt bei der Gemeinde Wöllstadt“, sagt Sprecherin Cornelia Höhl. Das Land führe anschließend nur „Unterhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten an der Fahrbahnoberfläche“ aus und fördere die Kosten der Gemeinde. „Darüber hinaus ist keine Mitwirkung seitens ,Hessen Mobil‘ gegeben“, so Cornelia Höhl. Verhindern wollte Wöllstadts Bürgermeister Adrian Roskoni (parteilos) das Chaos zwar. Doch die Kanal- und Leitungsarbeiten müsse die Gemeinde zwingend vor der Straßensanierung erledigen. Roskoni wollte später bauen. Doch das Land sei hartleibig geblieben und zahle die neue Straße nur, wenn sie vor der Abstufung gebaut werde. Die Umleitungsregelung führt nicht nur in Nieder-Wöllstadt zu Stress, sondern auch in Okarben. Dafür scheint es einen Grund zu geben: Den ersten Hinweis auf die Sperrung erhalten Autofahrer, die von Süden kommen, erst in Höhe des Rewe-Centers. Da sind sie aber gerade am Abzweig nach Karben vorbeigefahren, also dem Beginn der Umleitung. So rollt nicht nur der örtliche Umleitungsverkehr durch die engen Gassen von Okarben, sondern es wird auch der überörtliche Verkehr dort hineingezwungen. „Das spürt man deutlich“, sagt Okarbens Ortsvorsteher Karlheinz Gangel (CDU). Viel mehr Autos als sonst rollen durch den Ort Richtung Klingelwiesenweg. Besonders zur Hauptverkehrszeit reihen sich Stoßstange an Stoßstange. Das sorgt bei Anwohnern für Kopfschütteln – und beim Ortsvorsteher: „Ich verstehe nicht, warum man überall gleichzeitig bauen muss und warum die Umleitung mitten durch Okarben führt.“
Bürgermeister Rahn ist entsetzt über die Situation. Denn die Strecke kreuzt viele Schulwege, führt direkt an der Grundschule vorbei. Die Nidda-Brücke zum Klingelwiesenweg sei für eine solche Belastung nicht ausgelegt. „Wir haben sie gerade notdürftig repariert.“