Karben. Einen Schritt zurück tritt die Deutsche Post im Stadtteil Burg-Gräfenrode (Roggau) Anfang nächsten Jahres. Dann wird aus der Postservicefiliale ein „Verkaufspunkt für Briefmarken“.
„Als mich die Nachricht vor wenigen Tagen erreichte, musste ich mich erst einmal hinsetzen“, berichtet der Betreiber der kleinen Postservicefiliale in Burg-Gräfenrode, Ertan Bayram. Die Einnahmen aus der Postfiliale waren bisher nämlich immer ein wesentlicher Posten in seinem schmalen Etat. „Die 340 Euro, die ich dafür jeden Monat bekommen habe, waren für die Ladenmiete“, rechnet er vor. Er und seine Frau Sibel betreiben seit fast drei Jahren den kleinen und einzigen Einkaufsladen in Roggau. Ohne den Postservice könne er im Grunde schließen. Denn der Laden ernähre längst keine Familie mehr.
Die Deutsche Post AG rechtfertigt ihren Rückzug zum 31. Januar 2010 mit Wirtschaftlichkeitserwägungen. „Wir überprüfen alle unsere Postservicefilialen ständig. Und wo die Zahlen nicht mehr stimmen, müssen wir handeln“, erklärt Postsprecher Stefan Hess. Die Roggauer Postfiliale wird zukünftig zu einem „Verkaufspunkt für Briefmarken“ umgewandelt, in dem allerdings nur Briefmarken-Heftchen und keine Einzelmarken gekauft werden können. „Ich werde dem wohl zustimmen müssen“, räumt Bayram ein, „denn dafür erhalte ich von der Post ein einmaliges Schmerzensgeld, das ich dann aber auch dringend brauche.“
Ob und wie lange er den eingeschränkten Service aufrecht erhalten werde, hänge auch ein wenig von der Zukunft seines Nahkauf-Ladens ab. „Nach dieser Mitteilung von der Post habe ich mich schon bei einem Baumarkt um eine Arbeitsstelle beworben. Wenn ich die bekomme, muss meine Frau alleine weitermachen“, sagt Ertan Bayram trotz allem aber noch zuversichtlich. Gegen die Rückstufung hat die Stadt bei der Post mittlerweile protestiert. (jwn)