Löst eine Furt durch die Nidder bei Oberdorfelden den schier unlösbaren Gordischen Knoten, der durch die Sperrung der Brücke über den Fluss bei der Thylmann-Mühle vor allem für die Landwirtschaft entstanden ist? Immerhin wurde bei der Sitzung des Bauausschusses über diese Alternative ernsthaft diskutiert.
Schöneck. Die Brücke, über die Schönecks Politiker, Landwirte, Vereine und Bürger bereits seit Monaten diskutieren, ist hochgradig marode. „Fakt ist, dass sie als Überweg für die Landwirtschaft nicht mehr zu benutzen ist“, betont der Schönecker Ingenieur Peter Schütz, der als Experte im Ausschuss zugegen ist. Er listete eine Reihe von Schäden an dem über 100 Jahre alten Bauwerk auf, die eine Sanierung aus finanziellen Gründen verbiete. Ein Neubau würde über 400 000 Euro kosten, hat der Fachbereich Stadtentwicklung der Gemeinde ausgerechnet.
Diskutiert werden sollte aber in der Sitzung eigentlich über den Antrag der Grünen. Die Forderung: Die Schließung des Bahnübergangs an der Thylmann-Mühle prüfen zu lassen. Verknüpft damit sind mehrere Fragen, die von Fachbereichsleiter Günther Rauch beantwortet werden. Würde die Gemeinde die Grundstücke im so genannten Nidderbogen, den man über Bahnübergang und die Brücke erreicht, aufkaufen, müssten nach dem Bodenrichtwert knapp 200 000 Euro ausgegeben werden.
In Sitzungen des Ortsbeirats Kilianstädten und bei einer Begehung vor Ort waren auch schon die Angler und Vogelschützer gehört worden, die ins Felde führten, dass sie einen Übergang über die Nidder für notwendig halten. Die Vogelschützer zum Beispiel reinigen einmal pro Jahr mit einem Hubsteiger die Storchennester.
Für die Bauern betont der Kilianstädter Ortslandwirt Karl-Otto Wacker die Bedeutung des Areals als Lieferant für Grünfutter und als Ackerland. „Wir müssen nach der Schließung der Brücke einen großen Umweg fahren, um auf das Gelände zu kommen. Das kann auf Dauer so nicht bleiben, ein An- und Abfahrtsweg von eineinhalb Stunden rechnet sich nicht. Ganz abgesehen von den Spritkosten“, argumentiert der Milchbauer.
Es steht also die Frage im Raum, wie eine Zufahrt ohne Brücke zu bewerkstelligen sei – und da bringt Fachbereichsleiter Günther Rauch die schon einmal von der Jagdgenossenschaft vorgestellte Idee einer Furt ins Spiel.
Man habe das Gelände sondiert und sei bei einer Begehung mit der Unteren Wasserbehörde fündig geworden. Direkt hinter dem Bahnübergang nach Oberdorfelden zweige ein Weg ab, der direkt auf die Nidder zuführe. Lege man dort eine Furt an, müsse man eine vier Meter hohe Böschung bis zum Flussbett überwinden, was mit jeweils 40 Meter langen und vier Meter breiten Rampen machbar sei. Das Gelände jenseits der Nidder gehöre der Gemeinde, ein Erwerb sei also nicht notwendig, führt Rauch aus.
Der Fachbereichsleiter hat bereits ein Ingenieurbüro angefragt, um eine grobe Kostenschätzung zu erhalten – die belaufe sich auf etwa 100 000 Euro.
Bis Ende des Jahres müsse aber in der Gemeindevertretung eine Entscheidung gefallen sein, eine weitere Fristverlängerung für einen bereits beantragten Kredit des Landes gebe es nicht. Weitere Gelder könnten, wirft Landwirt Matthias Wacker in die Debatte ein, über die EU-Wasserrahmenrichtlinie beantragt werden, denn durch die Furt werde der Nidder mehr Sauerstoff zugeführt, also die Wasserqualität verbessert, und durch die Rampe ergebe sich eine größere Retentionsfläche zu Hochwasserzeiten.
Das Beste an dieser Lösung sei, dass ein möglicher Neubau einer Brücke unnötig wäre und zudem der von der Bahn als unnötig erachtete und von den Nachbarn wegen der lauten Warnsignale ungeliebte Bahnübergang aufgegeben werden könnte, stellt Bürgermeisterin Rück fest.