Bad Vilbel. Einen Dämpfer hat das Aktionsbündnis „Bahnausbau nur anwohnerkonform naturverträglich erschütterungsfrei“ (Bahnane) durch das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Kassel erhalten: Er hatte im vergangenen November die Pläne des Landes für den Ausbau der Main-Weser-Bahn im Frankfurter Stadtgebiet bestätigt. „Immerhin haben wir erreicht, dass die Bahn das Erschütterungsgutachten zwischen Frankfurt und Bad Vilbel komplett überarbeiten muss“, berichtet Michael Hub, Vorstand im Aktionsbündnis. Weil das Gericht keine Revision zuließ, habe das Bündnis inzwischen vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt. Für die Frankfurter wolle man „einen optimalen Schutz erreichen“, sagt Vorsitzende Andrea Volkwein. Zur Mitgliederversammlung waren dieser Tage rund 60 Mitglieder in Dortelweil zusammengekommen.
Gute Chancen sieht der Verein in seinen Bemühungen beim zweiten Bauabschnitt zwischen Bad Vilbel und Friedberg. Hier sei es gelungen, mehr als 800 Sammel- und 300 Einzeleinwendungen zu organisieren, sagt Hub. Das Darmstädter Regierungspräsidium zählt insgesamt sogar 1600 Einwendungen, berichtet Behördensprecher Dieter Ohl. Bei den Einwendungen werde vor allem klargestellt, dass der Ausbau hauptsächlich dem Güterverkehr und nicht der S-Bahn zugute kommt, erläutert Vorstandsmitglied Georg Sameth aus Okarben. Hinsichtlich des Lärmschutzes sage die Bahn nicht die Wahrheit, denn das sei bereits im August 2002 beschlossen worden, behauptet Sameth. „Ohne den Ausbau wären die Lärmschutzmaßnahmen sicherlich schon realisiert.“Das Land will zwischen Frankfurt und Friedberg zwei zusätzliche Gleise bauen, die die S 6 künftig exklusiv nutzen soll. Dann sollen die bisher in Groß-Karben endenden und startenden Züge zum großen Teil immer bis Friedberg fahren.
Die Kommunen entlang der Strecke sprechen sich für den Ausbau aus, weil sie sich umfangreichen Lärmschutz erhoffen. Denn heute wie in 15 Jahren bietet die Strecke auch ohne Ausbau genug Kapazitäten, um das Wachstum im Güterverkehr zu verkraften – hat das Umweltbundesamt berechnet. Ohne Ausbau würde das Mehr an Güterzügen ohne zusätzlichen Lärmschutz abgewickelt.
Die Hoffnungen des Aktionsbündnisses, den Ausbau zu verhindern, richteten sich auf das Erschütterungsgutachten, erklärt Hub. Bei der Gerichtsverhandlung sei festgestellt worden, dass die Grenzwerte für Erschütterungen in Gebäuden nahe der Trasse deutlich überschritten werden. Trotzdem lehne die Bahn Schutzmaßnahmen als unverhältnismäßig ab. Für den zweiten Bauabschnitt zwischen Bad Vilbel und Friedberg wurde bereits darauf reagiert.
„Um vor allem die Auseinandersetzungen vor Gericht durchstehen zu können, brauchen wir die Unterstützung von noch mehr Mitgliedern“, sagt Volkwein. Weil das gerichtliche Vorgehen den Verein schon mehr als 30 000 Euro gekostet habe, benötige er auch dringend Geld. (jwn)