Karben. Bei der Sanierung des Hallenfreizeitbades drückt Stadtrat Michael Ottens (FW) auf die Bremse: Der geplante Anbau könnte zu teuer werden. Das hört Bürgermeister Guido Rahn (CDU) gar nicht gern.
Ein kräftiges Besucherplus von 17 Prozent in Karbens Hallenfreizeitbad, ab Anfang 2012 sollen der Beckenbereich saniert, der Sauna-Trakt angebaut werden. Die guten Nachrichten verkündete Bürgermeister Guido Rahn (CDU) vor gerade einmal vier Wochen. Nun aber ist der Termin für den Anbau völlig offen. Einer tritt auf die Bremse: Stadtwerke-Stadtrat Michael Ottens (FWG): „Die Frage ist: Was können wir uns leisten?“ Er befürchtet, dass die Maximalkosten Sanierung und Anbau von 2,5 Millionen Euro nicht ausreichen.
Die Summe aber „kann nicht überschritten werden, weil die Finanzsituation der Stadt weiterhin kritisch ist“, sagt Ottens. Er verweist auf ausbleibende Gewerbesteuer-Einnahmen: Von geplanten 7,5 Millionen Euro seien dieses Jahr erst 3,6 Millionen Euro geflossen, mehr sei nicht zu erwarten.
Für die nächsten Tagen erwartet Ottens die „belastbare Kostenschätzung“ des münsterländischen Architekturbüros „Werk 9“. Doch schon heute liege diese ohne den Sauna-Innenausbau bei 2,2 Millionen Euro. Zusätzlich müssten die Stadtwerke 20 Prozent für „noch nicht erkennbare Probleme“ einkalkulieren. „Dann sind wir schnell über der Maximalsumme“.
Warum aber wird’s so viel teurer? Weil nun Untersuchungen ausgeführt würden, „die jahrelang nicht gemacht wurden“, erklärt der Stadtrat. Das fördere neuen Sanierungsbedarf zutage. Bei der „ersten Ad-hoc-Schätzung“ für den Anbau habe man die Statik des Bestandsgebäudes außer Acht gelassen wie auch die Tatsache, dass wegen der Nähe zur Nidda eine bis zu sechs Meter tiefe (also teure) Gründung nötig werde. Durch den Anbau würden „erhebliche Erneuerungen“ im Bad nötig, weil dieses vom TÜV neu abgenommen werden müsse, wenn für den Anbau etwa neue Elektrotrassen verlegt würden.
Werde die 2,5-Millionen-Euro-Grenze erreicht, müsse die Stadt eben Prioritäten setzen, findet Ottens. Der Anbau sei zwar „weiter wünschenswert“, doch stehe die Sanierung des Bades an erster Stelle. Notfalls müsse das Bad „eine Zeit lang“ ohne Sauna auskommen. Es locke zehnmal so viele Besucher an und die Sauna werde nur zur Hälfte von Kärbern besucht. „Da muss man überlegen, für wen man die Maßnahmen macht“, meint Ottens.
Die mahnenden Worte hört Bürgermeister Guido Rahn wohl ungern, Sanierung und Anbau sind seine Lieblingsprojekte. Er räumt aber ein: „Es kann sein, dass wir die Projekte splitten müssen.“ Dass das möglich sei, sei ja gerade „der Charme dieses Modells“. Die Grundsanierung werde nächstes Jahr auf jeden Fall durchgezogen. Was den Anbau betreffe, agiere Stadtrat Ottens „sehr vorsichtig“: er stelle nicht „blind einen Bauantrag und fange sofort an“. Dafür habe er seine „volle Rückendeckung“, so Rahn.
Wenn die Sanierung 2012 erledigt sei, „kann es auch ein bis zwei Jahre dauern“, bis der Anbau in Angriff genommen werde. Das hänge dann davon ab, „wie es in der Stadtkasse aussieht“, sagt der Bürgermeister. Derzeit stemme die Stadt sehr viele Sanierungen, Erweiterungsbauten und Projekte in Millionenumfang: Kindergärten, Bürgerhäuser, Sporthalle Petterweil, Biogas- und Solaranlagen. Weil zugleich weniger Gewerbesteuer als erwartet fließe, habe die Stadt „ein Zwischenfinanzierungsproblem“, räumt Rahn ein. „Da wollen wir keine Experimente machen und die Schulden weiter in die Höhe treiben.“ Wie die Sanierung stehe auch der Anbau nicht zur Disposition: „Der politische Wille ist unverändert“, sagt Rahn. Für die Wirtschaftlichkeit des Bades insgesamt sei der neue Wellnessbereich unerlässlich.
Das letzte Wort, räumt Ottens ein, sei noch nicht gesprochen. „Ich will aber ein Signal geben, nicht weiter mit Tempo 100 in eine Nebelwand zu fahren, sondern Gas wegzunehmen.“