Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) hätte seinen Ohren nicht getraut, wäre er Zeuge der Probe der Kantorei Bad Vilbel geworden. „Mango, Mango, Mango, Kiwi, Kiwi, Kiwi“ klang es munter durch den Saal der Evangelischen Heilig-Geist-Gemeinde . Die 36 Sängerinnen und Sänger ließen ihrer Aufzählung weitere Obstsorten folgen
Bad Vilbel. Einher ging die kuriose Zutatenliste für den exotischen Obstsalat mit gymnastischen Lockerungsübungen und rhythmischem Klatschen. Der Kanon zum Einstimmen machte allen Sängern und Kantorin Nilani Stegen sichtlich großen Spaß. Nach der Auflockerungsrunde stimmten die Mitglieder des Projektchoresvertraute Bach-Töne aus dem Oratorium „Auferstehung und Himmelfahrt Jesu“ an. Diese stammen aus der Feder des zweitältesten Sohnes von Johann Sebastian Bach und dessen erster Frau, Maria Barbara.
„Das selten aufgeführte Werk von Carl Philipp Emanuel Bach entstand 1774-1778 in Hamburg“, informiert Nilani Stegen. Textdichter des Oratoriums war Karl Wilhelm Rammler (1725-1798). Das Textbuch hält keine epische Reihenfolge ein, es treten keinerlei biblische Personen auf. Es begrenzt sich auf lyrische Betrachtung und Kontemplation.
„Bach verleiht dem Text Kraft und Tiefe, indem er den empfindsamen Stil einsetzt. Dieser zeichnet sich durch stark gefühlsbetonte Elemente aus.“ Der Stil war besonders bei protestantischen Komponisten Nord- und Mitteldeutschlands vertreten.
„Das Oratorium ist in zwei Teile gegliedert. Es gibt drei Solisten (Sopran, Tenor, Bariton), die Rezitative und Arien singen. Der Chor hat eine besondere Funktion, da er bei drei Stücken wie ein Refrain (jedoch mit einem anderen Text) wiederkehrt. Sonst gliedert er das Werk, da er den ersten und den zweiten Teil beendet. Der Schlusschor ist eine rondoartige Fuge“, fügt die Kantorin hinzu.
Solisten des Konzertes sind Sopranistin Marina Unruh, Tenor Sören Richter und Bariton Samuel Berlad. Das Trio studiert an der Hochschule für Musik und Theater in Frankfurt bei Professor Thomas Heyer. Dem Bad Vilbeler Publikum sind die drei Solisten bereits von den Operngalas der VilBelMonte Konzertreihe und durch die Burgfestspiele bekannt. Begleitet werden die Solisten von der Kantorei Bad Vilbel und dem Orchester „con brio“. Carl Philipp Emanuel Bach war der berühmteste Komponist unter den Bachsöhnen. Zu Lebzeiten war er sogar berühmter als sein Vater, Johann Sebastian Bach. Carl Philipp Emanuel war Konzertcembalist Friedrich II. und einer der berühmtesten Cembalisten seiner Zeit.
Das Werk Carl Philipp Emanuel Bachs ist umfangreich und vielfältig. Es umfasst 19 Sinfonien, 50 Klavierkonzerte, über 90 Duos und Triosonaten, etwa 200 Klaviersonaten, Passionen und Oratorien sowie zahlreiche Lieder. Als Komponist von Vokalwerken ist er eher unbekannt.
Mit diesem besonderen Konzert eröffnet die Heilsberger Heilig-Geist-Gemeinde in diesem Jahr am Sonntag, 6. Mai, um 19 Uhr die Konzertreihe VilBelMonte.
Ab 18 Uhr informiert Kantorin Nilani Stegen in einem Vortrag über die musikalischen Besonderheiten des so selten aufgeführten Oratoriums.