Karben. In diesen Wochen soll die Entscheidung über eine Trassenvariante für den B3-Ausbau in Karben fallen. Das kündigt das Gelnhäuser Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) an. Eine der Varianten ist auch die Tunnellösung für Okarben. Diese fordern seit vergangenem Freitagabend auch Karbens Parlamentarier – und vollziehen damit eine 180-Grad-Wende.
„Die Studie zum Variantenvergleich liegt im Entwurf vor“, erklärt ASV-Chef Heiko Durth. Darin sind sechs Varianten plus jeweils eine Untervariante zur Führung der künftigen B 3 zwischen dem heutigen Ausbauende westlich Kloppenheims und dem künftigen südlichen Ende der Wöllstädter Ortsumgehung nördlich von Okarben enthalten. „Die werden wir uns nun anschauen und dann eine Abstimmung mit dem Land und dem Bund als Baulastträger herbeiführen“, kündigt Durth an. Der Bund wolle als Financier des Straßenbaus „ein maßgebliches Wort mitreden“. Habe er sich für eine Vorzugsvariante entschieden, werde diese zusammen mit den Gründen dafür in einer Bürgerversammlung in Karben vorgestellt, verspricht Durth.
Allerdings: „Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen“, widerspricht Durth Grünen-Fraktionschefin Ingeborg Rippen. Sie hatte am Freitagabend im Parlament von einem Ende der Prüfungen berichtet, und dass die Tunnellösung nicht mitgeprüft worden sei. „Na klar ist die dabei“, schüttelt Durth den Kopf. Innerhalb von zwei bis drei Monaten werde nun eine Entscheidung für einen Vorzugskorridor für die Trasse fallen. Das geschehe nur wegen des komplexen Verfahrens zunächst intern: „In die Variantenabwägung fließen sehr viele Sachaspekte ein“, sagt Durth. Nicht allein die Kosten zählten dabei. „So einfach macht es sich der Baulastträger nun auch nicht.“
Vielmehr müssen die Planer in diesem Stadium bereits alle möglichen Folgen der künftigen Straße bewerten, so dass die Planung später auch einem Gerichtsstreit standhalten kann. Deshalb kam das ASV schon der Sache wegen nicht um die Tunnellösung für Okarben herum, nahm diese Anfang vorigen Jahres auch in die Planungen auf. Kurz zuvor, im September 2005, hatte sich Karbens Stadtparlament allerdings noch mit großer Mehrheit genau gegen den Tunnel ausgesprochen.
Die völlig entgegengesetzte Entscheidung fällte das Parlament nun: Der Magistrat solle auf ein Untersuchen der Troglösung drängen, forderten die Parlamentarier einmütig. Sie folgten einem Eilantrag der Grünen. Diese Variante hatte die Bürgerinitiative „Am Straßberg“ zuvor als Alternative vorgestellt. Nur 22 Millionen Euro könne der Trog kosten, wirbt die BI – gegenüber 50 Millionen von Hessens Verkehrsminister Alois Rhiel (CDU) geschätzten Kosten. Schon für rund 2,4 Millionen Euro könnte dagegen die Westumfahrung zu haben sein.
„Die Stadtverordnetenversammlung kann zwar nicht darüber entscheiden, aber wir nutzen unsere geringe Einflussmöglichkeit“, sagt CDU-Fraktionschef Mario Beck. Bürgermeister Roland Schulz (SPD) dagegen sieht den Beschluss als unnötig an: „Ob das in die Prüfung aufgenommen wird, ist Sache des ASV.“ Der Antrag sei eine „olle Kamelle“, stimmt ihm FWG-Fraktionschef Michael Ottens in seltener Einigkeit zu. „Es wurde schon dreimal gesagt, es werde geprüft“, greift er die Grünen an, „was wollen Sie denn jetzt noch?“ Deren Frontfrau Rippen entgegnet: „Wir dürfen nicht etwas vernachlässigen, was vielleicht von Bedeutung ist.“ (den)