Bad Vilbel. Ein „Jubiläum mit Zukunft“, so das Motto, feierten die Ortsverbände Bad Vilbel und Massenheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) am Samstag. Gemeinsam blickten sie in Massenheim unter der Moderation von Werner Blank auf die 60 Jahre ihres Bestehens zurück.
Kurt Müller, der Vorsitzende im Freistaat, ist praktisch in die AWO hinein groß geworden, denn sein Vater Heinrich war es, der 1946 dort als Gründungsvorsitzender die Wohlfahrtsorganisation mit aus der Taufe gehoben und seine Söhne insbesondere bei den Altpapiersammlungen in die Arbeit mit eingebunden hat. In der Kernstadt fand die Gründungsversammlung am 15. Mai 1946 im Gasthaus „Zur Krone“ statt, berichtete AWO-Chef Rainer Fich. Die 23 Gründungsmitglieder, davon 15 Frauen, wählten Karl Benkner zum ersten Vorsitzenden, der dieses Amt bis zu seinem Tod 1955 ausübte.
Auch wenn die AWO in Bad Vilbel zurzeit nur 122 Mitglieder hat und die besten Zeiten der 70er Jahre mit mehr als 500 Mitgliedern Vergangenheit sind, sieht AWO-Vorsitzender Rainer Fich es positiv, dass 30 Mitglieder unter 55 Jahre alt sind und das zehnköpfige Vorstandsteam mit einem Durchschnittsalter von knapp über 40 Jahren sehr jung sei.
Auf drei Bereiche konzentriere sich die AWO-Arbeit in der Kernstadt: Das seit 1999 bestehende AWO-Café in der Wiesengasse mit seinem Café Kleeblatt für demenzkranke Menschen und dem Café Gute Laune für Senioren. Hinzu komme in Kooperation mit der Bürgeraktive das wöchentliche Frauenfrühstück, wo Frauen unterschiedlicher Nationalitäten sich begegnen und in deutscher Sprache unterhalten.
Der zweite Schwerpunkt ist seit 2004 die Schuldnerberatung, die wie die Arbeit im Café ausschließlich auf ehrenamtlichen Füßen stehe. Doch er verhehle nicht, dass der AWO, die allein die Kosten für diese sozialen und präventiven Maßnahmen trägt, finanziell „langsam die Luft ausgeht“. Er hoffe, neue Sponsoren zu finden, den Kreis für eine Unterstützung und auch die Stadt wieder als Förderer gewinnen zu können. „Es laufen gute Gespräche“, sagte Fich hoffnungsvoll.
Den dritten Arbeitsbereich stellten die Seniorenaktivitäten in Dortelweil dar mit dem Seniorenclub, der seit 29 Jahren von Hannelore Hisgen geleitet werde, und der Seniorentanzgruppe, die mit ihrer Gründerin und Leiterin Judith Steinbrenner erst kürzlich ihr 25-jähriges Bestehen feierte.
Die musikalische Umrahmung der Feier hatten die zweifachen Bundespreisträger von „Jugend musiziert“, Lukas Fülling und Simon Ehrle, als grandioses Gitarrenduo übernommen.
Fich würdigte in seinem Rückblick die Arbeit seiner Vorgänger Ernst Busemann, Waldemar Winterstein und Walter Körber. Als langjährige AWO-Mitglieder wurden Werner Wagner und Helmut Zellmann bei der 60-Jahr-Feier mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Beide leben in Dortelweil, haben im Vorstand mit gearbeitet, aber auch tüchtig angepackt bei Veranstaltungen, beim Ausbau des AWO-Cafés und bei der Einrichtung des Buchladens.
Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) gratulierte den beiden und dankte den AWO-Vereinen für 60 Jahre uneigennütziges Engagements. Trotz aller erreichter sozialer Veränderungen bilde die Solidarität das beste Fundament jeder Gemeinschaft. „Eine Ellbogenmentalität führt in eine egoistische und kalte Gesellschaft und damit in eine trostlose Zukunft“, sagte er. Stöhrs Glückwünschen für die Zukunft schlossen sich stellvertretender Ortsvorsteher Joachim Schulz, SPD-Vorsitzender Udo Landgrebe, AWO-Kreisvorsitzender Walter Petri und der stellvertretende AWO-Bezirksvorsitzende Hessen, Erwin Schmidt, sowie zahlreiche Vertreter von Vereinen an.