Karben. Der Karbener Geschichtsverein hat kürzlich sein Veranstaltungsprogramm mit einem Vortrag von Dr. Günter Rauch (Hanau) nach langer Pause wieder angefahren – unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen. Thema des Abends war der Deutsch-Französische Krieg in den Jahren 1870/1871 und die Gründung des »Zweiten deutschen Kaiserreiches« vor 150 Jahren.
In kurzweiliger Erzählweise mit lustigen Einlagen zu historischen Vorgängen beschrieb der Referent ausführlich die politische und militärische Vorgeschichte und die Situation in Europa 15 bis 20 Jahre vor Ausbruch dieses Krieges. Er berichtete zunächst über die militärische Allianz Preußens und Österreichs im Deutschen Bund gegen Dänemark mit der Erstürmung der Düppeler Schanze und nach dem Sieg die Angliederung von Schleswig und Holstein an Preußen bzw. Österreich. 1866 folgte der Bruderkrieg Preußens und anderer deutscher Staaten gegen Österreich und Sachsen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund, den Preußen durch die Schlacht bei Königgrätz gewann. Der bisherig bestehende »Deutsch-Deutsche Dualismus« wurde mit der Auflösung des Deutschen Bundes besiegelt. Unter Führung Preußens und anderer deutscher Staaten bildete sich der Norddeutsche Bund – für Bismarck eine Vorstufe zur beabsichtigten Gründung eines vereinten deutschen Kaiserreiches.
Die berühmte »Emser Depesche« war es schließlich, die Otto von Bismarck am 13. Juli 1870 von seinem engen Mitarbeiter Heinrich Abeken erhielt und die den entscheidenden Anstoß der Kriegserklärung Frankreichs für den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 gab. Am 1. Januar 1871 wurde mit Inkrafttreten einer Verfassung das »Deutsche Reich« als Kaiserreich begründet. Erster Regent als »Deutscher Kaiser« wurde der preußische König Wilhelm am 18. Januar 1871 mit einer Proklamation im Schloss von Versailles. Frankreich unter Kaiser Napoleon III. wurde in den Folgewochen endgültig besiegt, wurde Republik und musste Elsass-Lothringen abtreten sowie ungeheure Reparationszahlungen leisten.
Die Vortragsveranstaltung war gut besucht, und 31 Zuhörer folgten den Ausführungen von Dr. Rauch sehr aufmerksam. Der Karbener Geschichtsverein wird nach Mitteilung von Berthold Polag auch weiterhin Vorträge und Ausflüge anbieten.
Mit Dieter Wolf im historischen Ortskern
Wenige Tage nach dem Vortrag setzte der Karbener Geschichtsverein sein Veranstaltungsprogramm mit einer historischen Führung in Butzbach fort. Bei wunderschönem Wetter geleitete der Stadthistoriker und bekennende »Wetterauer Bub« Dr. Dieter Wolf, aus Nieder-Wöllstadt stammend, die 30-köpfige Gruppe durch seine Lieblingsstadt. Als ehemaliger Leiter des Museums und Archivs der Stadt wusste er bei einem Rundgang durch die Altstadt vieles von den schönen Fachwerkhäusern, ihren Bewohnern und ihren Geschichten zu erzählen. Nachdem Wolf seinen Gästen die Reste der Stadtmauer und den Hexenturm gezeigt hatte, besuchte die Gruppe die Markuskirche, die im frühen 13. Jahrhundert als Basilika errichtet und von etwa 1430 bis 1520 in ihre jetzige Form als dreischiffige gotische Hallenkirche umgestaltet wurde. Dabei konnten die Besucher auch einen Blick in die Grabgruft der Landgrafen Hessen-Butzbach werfen.
Den Abschluss des informativ-gemütlichen Rundganges bildete ein Besuch der Wendelinskapelle, einer ehemaligen Hospitalkapelle der Stadt, die um 1440 entstand und die älteste Fachwerkkirche in Hessen und eine der ältesten Fachwerkkirchen in Deutschland ist. Der Besuch eines Cafés bildete den Abschluss der Exkursion in dieser schönen Stadt. (zlp)
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