Veröffentlicht am

Ausbildungsinitiative

Den Start der Ausbildungsinitiative für ukrainische Geflüchtete verkündeten (von links) Sebastian Wysocki, Lucia Puttrich und Thomas M. Reimann (vorne) sowie Alea-Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Peters, Hans-Joachim Rosenbaum und Hartmut Hagemann (hinten). Foto: Holger Pegelow
Den Start der Ausbildungsinitiative für ukrainische Geflüchtete verkündeten (von links) Sebastian Wysocki, Lucia Puttrich und Thomas M. Reimann (vorne) sowie Alea-Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Peters, Hans-Joachim Rosenbaum und Hartmut Hagemann (hinten). Foto: Holger Pegelow

Bad Vilbel/Karben. Tag für Tag zeigen uns die Medien Bilder der kriegszerstörten Ukraine. Die EU hat schon Gelder für den Wiederaufbau zugesagt. Damit die Ukrainer auch qualifiziert helfen können, haben zwei Unternehmen eine Initiative gestartet. Sie wollen geflüchteten Ukrainern eine reguläre Ausbildung ermöglichen. Die Alea Bau in Bad Vilbel und König+Neurath in Karben haben diese Initiative jetzt offiziell gestartet.
Bei diesen beiden mittelständischen Unternehmen in der südlichen Wetterau krempelt man jetzt die Ärmel hoch und will Geflüchteten, die sich gegenwärtig in Hessen aufhalten, auf ganz besondere Weise helfen: Man will ihnen eine reguläre Berufsausbildung bieten. Die in Bad Vilbel ansässige Alea Hoch- und Tiefbau bzw. Hessische Gas-, Wasser- und Rohrleitungsbau GmbH sowie der Karbener Büromöbelhersteller König+Neurath haben jetzt eine entsprechende Initiative gestartet. Damit könnten »Menschen, die bei uns sind, etwas Sinnvolles tun und den Menschen zu Hause eine Perspektive geben«, lobte die hessische Europaministerin Lucia Puttrich (CDU).
Sie war ebenso wie Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) und der Regionalleiter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Hans-Joachim Rosenbaum, zu einer Pressekonferenz ins Bad Vilbeler Rathaus gekommen. Sie sowie die IHK Gießen-Friedberg, der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen und weitere unterstützen die Initiative. Im Bad Vilbeler Rathaus erfuhren die Medienvertreter, wie sich Bauunternehmer Thomas Reimann und K+N-Vorstandsvorsitzender Hartmut Hagemann die Initiative vorstellen.
Bundesverdienstkreuz hat motiviert
Seinen Anfang nahm das Ganze im Oktober vergangenen Jahres, als Lucia Puttrich dem Vilbeler Bauunternehmer das Bundesverdienstkreuz überreichte. »Das hat er besonders für sein großes ehrenamtliches Engagement im Bereich der Ausbildung bekommen«, erklärte die Ministerin zurück. »Für mich war die Auszeichnung Ansporn, weiterzumachen«, sagte Reimann. Und so kam er auf die Idee, nach Deutschland geflüchteten Ukrainern eine reguläre Ausbildung in einem Handwerksberuf zu ermöglichen. Ein Mitstreiter war bei König+Neurath schnell gefunden, ebenso war die Stadt Bad Vilbel rasch mit ins Boot geholt.
Mit guter Logistik
Infrastruktur erneuern

Reimann sagte, weite Teile der Ukraine würden gegenwärtig in Schutt und Asche gelegt. Es werde der Tag kommen, der einen Wiederaufbau notwendig werden lässt. In diesem Zusammenhang stehe eine funktionierende Infrastruktur an erster Stelle. Gas, Strom und Wasser sowie die gesamte Entsorgung seien zwingend notwendig, um Städte lebensfähig zu machen. »Ich habe mich daher dazu entschlossen, als eines der ersten mittelständischen Unternehmen in der Region die Qualifizierungs- und Job-Initiative Ukraine zu starten.«
Die König+Neurath AG wolle den Menschen eine Ausbildung im Logistikbereich ermöglichen. »Eine gut funktionierende Logistik ist zwingend notwendig, um eine intakte Infrastruktur aufbauen zu können.«
Mit der HGW GmbH in Bad Vilbel gewährleiste man die Versorgung mit Gas und Wasser, schaffe und erhalte Kanäle für das Abwasser. Inzwischen lege sein Unternehmen auch Stromleitungen und sei für die Nahwärme zugelassen und so auch weit über das Stadtgebiet hinaus in anderen Städten aktiv, informierte Reimann. »Wir sind zertifiziert, haben gut geschultes Personal, sind Experten auf diesem Gebiet und wollen nun unser Wissen weitergeben.«
Ukrainische Azubis
im Vertrieb möglich

Hagemann ergänzte, er habe »nicht lange überlegen müssen, ob wir mitmachen«. Man bilde jedes Jahr rund zehn bis zwölf Auszubildende aus, deren Zahl werde man aber nicht reduzieren. Aber Geflüchtete aus der Ukraine könnten im Bereich Vertrieb hinzukommen. Man habe im Unternehmen rund 850 Mitarbeitende aus 20 Nationen. Im Kollegenkreis habe es schon private Initiativen zur Hilfe für geflüchtete Ukrainer gegeben.
In den nächsten Tagen soll im Internet unter der Adresse www.job-initiative-ukraine.de eine Plattform freigeschaltet werden. Auf der wird über die genauen Voraussetzungen informiert, und es wird die Möglichkeit geboten, sich online zu bewerben. Aber welche Voraussetzungen muss ein Bewerber oder eine Bewerberin denn mitbringen? Dazu sagte Reimann, Bewerber müssten die deutsche Sprache können »und der Wille muss da sein«. Über die Verbände könne man begleitende Kurse anbieten.
Bürokratische Hürden überwinden
Die Initiatoren wollen auch mit der Agentur für Arbeit Kontakt aufnehmen, damit nicht allzu viele bürokratische Hürden eine reguläre Ausbildung von geflüchteten Ukrainern ausbremsen. In den nächsten Tagen soll die Aktion auch breiter bekannt gemacht werden, etwa auch über die Stadt Bad Vilbel, die laut Wysocki als Multiplikator dienen kann.
In Bad Vilbel gebe es rund 370 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer. Aus vielen Gesprächen wisse er, dass dies nach dem Ende des Krieges wieder in ihr Heimatland zurückkehren wollten. Am besten viele von ihnen mit einer guten Berufsausbildung, damit sie beim Wiederaufbau des Landes anpacken können.
Von Holger Pegelow