Seit einem halben Jahr sind die katholischen Gemeinden in Karben eine Pfarrgruppe, ist Bernd Schirmer von der St. Bonifatius in Klein-Karben ihr alleiniger Pfarrer. Er steht voll und ganz hinter dem Zusammenschluss der Gemeinden St. Bardo aus Petterweil, Mariä Geburt Okarben, St. Johannes Nepomuk Kloppenheim und seiner eigenen Klein-Karbener Gemeinde.
Karben. „Es ist sozusagen ein Segen“, sagt Pfarrer Bernd Schirmer gut gelaunt nach einem Gottesdienst in St. Bonifatius mit nahezu 300 Kirchenbesuchern. „Auch der Gottesdienst heute Morgen um 9.30 Uhr in St. Bardo war bestens besucht. Das hat sich früher auf die Gemeinden verteilt, nun aber kommen alle zusammen, und das Gotteshaus ist voll.“ Und das, obgleich der Karbener Gemeindebrief mit den neuen Terminen für die Gottesdienste bis zum 31. August erst seit einigen Tagen ausliege.
„Wir hatten da so unsere Bedenken, ob die Gemeindemitglieder auch informiert sind“, erklärt der Pfarrer auch im Namen seiner Gemeindereferentin Ursula Rettinghaus, die ihn weiterhin bei der Organisation der nun noch vielfältigeren Aufgaben tatkräftig unterstützt. „Natürlich ist mein Zeitplan voller geworden“, gesteht Schirmer.
Zusammengerückt
„Aber ich nehme das gerne in Kauf, denn nun wächst die Gemeinde zusammen, und ich bin sehr froh über diesen Aufbruch in eine neue Zeit. Durch die angeordnete Neuorientierung ergeben sich meines Erachtens nur Vorteile für das gemeinsame Leben in der Gemeinde. Und für mich ist es gut, weil ich mich nicht dafür rechtfertigen muss. Schließlich habe ich das nicht entschieden.“
Den positiven Effekten des Zusammenschlusses pflichten die meisten der Gottesdienstbesucher bei, auch wenn sich einige kritische Stimmen zu Wort melden. So etwa Sabine Sailer mit ihren Töchtern Maria (14) und Rebecca (17), die in Okarben wohnen und zur Gemeinde Kloppenheim gehören. „Beide Mädchen waren früher Ministranten. Das geht jetzt nicht mehr. Organisatorisch ist das mit den neuen Gottesdienstzeiten und Orten nicht mehr zu machen“, bedauert die Mutter. Rebecca findet allerdings, dass sie sowieso aus dem Alter raus sei, Maria bedauert es: „Das hat mir schon Spaß gemacht. Aber nun habe ich Zeit für andere Dinge wie Hobbies und Freunde“, sagt die Schülerin.
Otto König aus Klein-Karben ist der Meinung, dass ein zweiter Pfarrer fehle. Mehr Gottesdienste müssten gehalten werden. Derzeit sind es pro Woche drei an wechselnden Standorten und zu unterschiedlichen Zeiten.
„Wir haben die Zeiten und Orte optimiert, nachdem wir im September einfach erst einmal losgelegt haben“, berichtet Pfarrer Schirmer über den aktualisierten Plan, der ab jetzt bis Ende August gültig ist. „Wir wollen schließlich allen die Gelegenheit geben, die Kirche zu besuchen und den Gläubigen so weit entgegenkommen, wie es geht.“ Natürlich könne man es nie allen recht machen.
Ohne Kinder-Angebot
„Auf der Strecke ist zum Beispiel das Angebot für die Kinder geblieben“, berichtet Sabine Sailer, ist aber fest entschlossen den Kinder-Wortgottesdienst wieder ins Rollen zu bringen. „Bei der Kommunionsgruppe erweist sich der Zusammenschluss als positiv“, merkt sie zudem an. Allein zwölf Kinder besuchten ihn in Kloppenheim.
Was das Fahren angeht, ruft der Pfarrbrief zum Zusammenschluss auf. „Ich kenne niemandem, dem der Weg zu weit wäre“, sagt Otto König. Auch Pfarrer Bernd Schirmer, bereits seit 1996 in Karben, wünscht sich für die Zukunft der zusammengeschlossenen, jedoch weiterhin unabhängigen Gemeinden sowie vom neuen Papst: „Dass wir stärker zusammenwachsen, kollegial und offen miteinander umgehen und zunehmend die bestehenden Grenzen, auch in den Köpfen der Menschen, überflüssig werden. Die europäische Kirche sehe ich etwa nicht als zentral an, wenn es um globalisierten Katholizismus geht.“