Karben. Müssen die Petterweiler Schüler, die in Bad Homburg zur Schule gehen, bald von Ober-Erlenbach übers Feld nach Hause stapfen? Die Furcht bei Schülern und Eltern ist groß. Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember wird die Buslinie 65 zwischen den Orten eingestellt. Dann bleibt nur eine Fahrt je Richtung per Linie 33 übrig: Früh nach Bad Homburg, mittags zurück.
Dass sie den von Bad Vilbel kommenden 65er in Ober-Erlenbach kappen will, hatte Frankfurts Lokale Nahverkehrsgesellschaft Traffiq als Betreiberin schon länger angekündigt. Nun kommt das Aus überraschend schnell: Anfang Oktober sei die Entscheidung gefallen, berichtet Traffiq-Sprecher Klaus Linek. „Alle Partner haben zugestimmt.“ Die Partner sind die Pendants von Traffiq im Wetterau- und Hochtaunuskreis. Verkehrsplaner Ekkehart Böing im Karbener Rathaus aber ist aufgeschreckt – schließlich laufen bei ihm die Anfragen der besorgten Eltern auf. So wie die von Ute Pyko. Die Petterweilerin ist Vorsitzende des Schulelternbeirats an der Humboldtschule in Bad Homburg. Ihre Tochter besucht gerade die Oberstufe, ihr Sohn die achte Klasse. „Morgens können beide mit dem 33er fahren“, erklärt Ute Pyko. Mit den wechselnd langen Unterrichtszeiten sei es nur selten möglich, dass die beiden die Mittagsfahrt zurück gen Petterweil erwischen. Ohne 65er stranden die Schüler künftig in Ober-Erlenbach.
Auch Alternativen dazu gibt es faktisch nicht: Diese führen mit zwei S-Bahnen und Bus über Frankfurt-West und Groß-Karben oder mit S-Bahn, Regionalzug und Bus über Friedrichsdorf und Rodheim – wobei dort die Busanschlüsse rar sind. Kein Einzelfall: Rund 45 Bad Homburger Schüler seien vom Wegfall betroffen.
Nicht nur: Auch für vier Schüler, die aus Petterweil mit dem 65er zur Anna-Schmidt-Schule nach Nieder-Erlenbach fahren, fehle die Verbindung, berichtet Planer Böing. Die Alternative für diese, künftig mit der S-Bahn via Bad Vilbel zu reisen, sei „nicht ideal“ – weil die Fahrzeit dann zweieinhalb Mal länger ist.
Dass die Entscheidung derart überraschend kam, missfällt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Das ist suboptimal gelöst worden.“ Denn die Karbener tüfteln längst am Ersatz für die Linie 65: An ihre Stelle soll eine Schnellbuslinie treten, die Karben via Petterweil auf direktem Weg mit Bad Homburgs Zentrum verbindet. Im Dezember 2012 soll der Schnellbus abfahren können.
„Wir gingen davon aus, dass die 65 bis dahin weiterfährt“, sagt Rahn. Traffiq aber war schneller. „Deshalb suchen wir nach einer Übergangslösung“, erklärt Verkehrsplaner Böing. Eine Möglichkeit sei, einige Kurse der Karbener Stadtbuslinie 26 von Petterweil nach Ober-Erlenbach zu verlängern, erläutert Rahn – oder Bad Homburgs Stadtbusse nach Petterweil. Dazu habe die Stadt von den Betreibern Angebote angefordert. Über den Sachstand will das Rathaus nun die Eltern unterrichten und plant eine Infoveranstaltung.
Die Rolle des Bösewichts weist Klaus Linek für die Traffiq von sich. Wegen zunehmenden Verkehrsaufkommens in Bad Vilbel reiche die Fahrzeit auf der Linie nicht mehr aus. (den)