Bad Vilbel. Ende für eine Vilbeler Traditionsfirma: Nach 132 Jahren stellt das Mineralwasser-Unternehmen Astra-Quelle am 31. Oktober seine Produktion ein. Damit gibt es von den einst knapp 30 Abfüllern der Brunnenstadt nur noch zwei: Hassia und Kronia. Die Ursprünge der Bad Vilbeler Brunnen-Industrie reichen bis in das Mittelalter zurück.
Die Gründe für die beschlossene Schließung seien mehrschichtig, erklärten Astra-Inhaber Reinhard Wilhelm Schmidt und der kaufmännische Leiter Wolfgang Kramer: „Das politische Versäumnis, die Mehrwegquote – wie in der Verpackungsverordnung vorgegeben – zu stützen sowie auch die ausgebliebene Lenkungswirkung des Pflichtpfandes haben dazu geführt, dass wir in den letzten fünf Jahren Absatzeinbußen von über 75 Prozent erlitten haben und unser regionales Mittelstandsunternehmen nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll geführt werden kann.“
Die Zahlen untermauern das: Verbuchte die Astra im Jahr 2003 noch 80 Millionen Füllungen, hat sich die Zahl 2006 auf 40 Millionen halbiert. „Der Abwärtstrend setzte sich leider fort: Im ersten Halbjahr 2007 machten wir nur zwölf Millionen Abfüllungen, würden im ganzen Jahr voraussichtlich auf nur rund 24 Millionen kommen“, bedauerte Kramer. Auch mittel- und langfristig sei keine Verbesserung der Situation zu erwarten. Schmidt nennt die Hintergründe: „Besonders durch den immer stärker werdenden Preiswettbewerb mit Einweg-Gebinden gerade durch die Billig-Discounter ist eine kostendeckende Produktion nicht mehr möglich.“ Die Mehrwegquote (Glas und PET) betrage bei alkoholfreien Getränken aktuell nur noch 30,7 Prozent; der Anteil der verkauften Mehrweg-Flaschen habe sich in den letzten fünf Jahren halbiert und sinke weiter.
Betroffen von der Astra-Schließung sind 55 Mitarbeiter. Die Firmenleitung aus den beiden Geschäftsführern Reinhard W. Schmidt und seiner Tochter Heidemarie Schmidt sowie Wolfgang Kramer verhandelt derzeit über einen Sozialplan, zumal viele Mitarbeiter bereits seit Jahrzehnten im Unternehmen sind. Sie stehen ab November wohl auf der Straße. „Die Astra wird definitiv nicht zum Beispiel von der Hassia übernommen – und wir melden auch keine Insolvenz an.“
Astra-Inhaber Reinhard W. Schmidt (80) fiel dieser Schritt nach eigenem Bekunden „sehr, sehr schwer“. Immerhin ist er selbst seit 60 Jahren im Unternehmen aktiv und hat viele Brunnen „sterben“ sehen. „Wir haben die Firma in den schweren Nachkriegsjahren wieder mühevoll aufgebaut. Es ist hart und traurig, dass wir nun schließen müssen!“ (zlp)