Viele Jahre lang prägte Ehrenstadtrat Josef Rubin, der heute seinen 90. Geburtstag feiert, die Geschicke der Stadt Bad Vilbel mit. Seine Mitbürger kennen und schätzen ihn durch Beruf und Ehrenamt etwa als Rektor an der Ernst-Reuter-Schule auf dem Heilsberg, Stadtverordneter oder Vorsitzenden des Geschichtsvereins.
Bad Vilbel. Die Wiege von Josef Rubin stand in Würbenthal im Altvatergebirge/ Ost-Sudetenland. In Troppau besuchte er die Lehrerbildungsanstalt. „1942 wurde ich mit 18 Jahren zur Luftwaffe eingezogen. Da hatte ich bereits alle Prüfungen als Segelflieger bestanden.“ Nach der Ausbildung in der Flugzeugführerschule Stettin wurde er zum Einsatz an die Front nach Frankreich verlegt. „Als wir keinen Sprit mehr hatten, wurden wir schließlich den Erdtruppen zugeteilt.“ Nach drei Verwundungen geriet er in Österreich in amerikanische Gefangenschaft. „Ich wurde 1946 entlassen. Da mein Vater bereits 1939 gefallen war, habe ich über das DRK meine Mutter gesucht und im Kreis Alsfeld gefunden.“ Er nahm die Stelle als Hauptlehrer (Schulleiter) in Groß-Eichen an, studierte noch ein Semester Pädagogik an der Frankfurter Goethe-Uni. In Groß-Eichen kümmerte sich Josef Rubin auch um die Junglehrerausbildung.
1963 wurde er Rektor an der Ernst-Reuter-Schule auf dem Heilsberg. Fünf Jahre später wechselte er als Schulrat nach Rüsselsheim, wo er die Förderstufe einführte. 1978 wurde Josef Rubin Ministerialrat im Hessischen Kultusministerium in Wiesbaden. „Dort habe ich die ersten 35 Ganztagsschulen in Hessen eingeführt, was zu deren Aufschwung führte“, erinnert sich der Jubilar, der vor 25 Jahren in Pension ging. 1992 half er aber noch dabei, die Förderstufe in Magdeburg einzuführen. Für seine Verdienste wurde der Sozialdemokrat Rubin vom früheren hessischen Kultus- und Justizminister Christean Wagner (CDU), einem entschiedenen Gegner der Ganztagsschulen, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In seiner Wahlheimat Bad Vilbel engagierte sich Josef Rubin politisch von 1964 bis 1968 als Stadtverordneter, von 1968 bis 1977 war er Stadtverordnetenvorsteher, von 1977 bis 1989 Stadtrat. Seitdem ist er Ehrenstadtrat.
In Bad Vilbel war Josef Rubin einige Jahre lang Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatpflege. Seit 1950 ist er mit Ehefrau Ina verheiratet. Das Paar hat vier Kinder, 15 Enkel und drei Ur-Enkel. Mit ihnen und ihren Partnern feiert der Jubilar seinen runden Geburtstag im Hotel Quellenhof in Groß-Karben. Zu den Hobbys des Pensionärs gehört das Lösen anspruchsvoller Rätsel „bei denen man um die Ecke denken muss“ und das Lesen von Klassikern und moderner Literatur. „Ich bin dankbar, dass ich geistig noch fit bin. Ich wünsche mir nur eins, und das ist Gesundheit. Ein Problem des Alters ist die Einsamkeit, viele Freunde leben nicht mehr oder sind dement. So wird man introvertierter als man je war“ bedauert der Jubilar.