Bad Vilbel. Künstler Sebastian Stehr ist längst nicht nur für seine Freiluft-Galerie an der B3-Lärmschutzwand in Dortelweil bekannt. Graffitti von ihm befinden sich mittlerweile in der ganzen Welt. Jetzt ist eines seiner Werke aus der »Was ist Liebe«-Reihe in den USA ausgezeichnet worden.
Von Paris, Amsterdam, Frauenfeld in der Schweiz bis Peru, Atlanta und jetzt San Diego in den USA. Werke von Künstler Sebastian Stehr gibt es auf der ganzen Welt zu sehen. In Bad Vilbel und Karben sind seine besonderen Kunstwerke im Stadtgebiet verteilt. Relativ neu sind etwa die an der serpentinenartigen Rampe zum Spielplatz »Am Sonnenberg« in Karben oder am Kinder- und Jugendhaus auf dem Heilsberg. Mit am bekanntesten ist der Künstler wohl für seine Freiluft-Galerie in Dortelweil. »Es sind mittlerweile über 20 Bilder« sagt Stehr. An der B3-Lärmschutzwand beschäftigt er sich mit dem Thema »Was ist Liebe?« Stehr möchte den Menschen Denkanstöße geben. Die Kombination aus verfremdeten Selbstporträts und nachdenklichen Texten zeichnet die Reihe aus. Zu sehen sind auch Kinder. »Das bin nicht nur ich, sondern das sind auch meine eigenen Kinder.«
Bekannte Reihe
wächst und wächst
Jetzt ist er in den USA für eine seiner Arbeiten ausgezeichnet worden. »Ein unglaubliches Gefühl.« Wie es dazu kam? »Wir waren auf einer Rundreise von San Francisco nach San Diego«, berichtet Stehr. Dann habe eine Künstlerfreundin gefragt, ob er auf einem Kunst-Festival eines seiner Werke malen möchte. »Natürlich habe ich sofort zugesagt.« Inmitten von Escondido – eine Stadt mit etwa 150 000 Einwohnern im San Diego County – erhebt sich nun das Graffiti von »Indian_t2b«. So lautet Stehrs Künstlername. Das Bild zeigt ein indigenes Kind, in inniger Verbindung mit seinem Totemtier, als Hintergrund gemalt. »Das Kind steht für die Hoffnung, da nicht nur Gutes hinterlassen wird. Das Indigene für die Zeit, als wir in und mit der Natur lebten. Das Totemtier für das Innere, Intuitive. Das Fotorealistische für das Äußere, das Erkannte.«
Die »Was ist Liebe?«-Reihe habe eine Wandel durchgemacht. »Es ist alles etwas intuitiver geworden. Das habe ich früher so nicht gemalt. Wir alle tragen das Indigene in uns.« Dazu hat er in typischer Art und Weise einen Text geschrieben. Es ist das 86. Werk der Serie. Insgesamt hat Stehr vier Tage dafür gebraucht. »Was dann passierte, damit hab ich überhaupt nicht gerechnet.«
Buch ist in der Planung
Während die Künstler ihre Werke präsentierten, schauten sich Politiker die Kunst an. An der sechs Meter großen Wand scheinen sie Gefallen zu finden. »Mir wurde eine Ehrenurkunde durch Politikerinnen des San Diego County verliehen«, berichtet Steht. Doch es kommt noch besser. »Es wurde eine Vernissage an der Wand veranstaltet mit den Organisatoren der Esco Alley Art, mit Empfang und Danksagung durch Politiker, Presse und Marketing des San Diego County. Das hat sich angefühlt wie im falschen Film.« Seine Partnerin Martina Sommer erinnert sich: »Die Menschen waren alle unfassbar freundlich zu uns.«
Besonders begeistert habe die Betrachter vor Ort, dass Stehrs Werk die kulturelle Verschmelzung zeige. »In Escondido sind und waren viele native Amerikaner beheimatet.« Für Sebastian Stehr, der in seinen Werken viel mit indigenen Bildern arbeitet, eine ganz besondere Ehre. »Ich bin mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. In Escondido gibt es ein Reservat. Dort möchte ich gerne beim nächsten Mal vorbeischauen und vielleicht mit den Kindern gemeinsam Kunstwerke gestalten.« Bis dahin könnte auch seine »Was ist Liebe«-Reihe beim 100. Werk angekommen sein. »Dann möchte ich gerne mein Buch herausbringen«, sagt er. Das soll den Titel »Was ist Liebe – Philosophische Graffiti – 100 Wände« tragen. Zu sehen sind alle diese Werke auf seinem Instagram-Account. »Das in Escondido war das insgesamt 86.«, sagt er. »Wenn das Buch draußen ist, dann möchte ich auch eine Vernissage an der Wand veranstalten.«
von Patrick Eickhoff