Bad Vilbel. Seit 100 Tagen im Amt ist Gaetano Oehmichen (45). Er lenkt als hauptamtlicher Geschäftsführer die Geschicke des vor sieben Jahren gegründeten Vereins Stadtmarketing. Mit ihm führte die Bad Vilbeler FNP nachfolgendes Gespräch.
Bei Ihrer Amtseinführung sagten Sie „Wunder will ich nicht versprechen. Es wird sehr intensive Detailarbeit zu leisten sein.“ An welchen Details arbeiten Sie denn gerade?
GAETANO OEHMICHEN: Mit dem Gewerbering habe ich mir die Öffnungszeiten der Innenstadt-Geschäfte angeschaut. Und festgestellt, dass die meisten Geschäfte über Mittag offen haben! Wir stellten aber auch fest, dass es alleine über die Mittagszeit über 20 unterschiedliche Öffnungszeiten gibt.
Wenn man in Bad Vilbel garantiert auf offene Geschäfte stoßen will, bleibt nur eine Kern-Einkaufszeit von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Wie wollen Sie das ändern?
OEHMICHEN: Wir müssen in der Öffentlichkeit klarer machen, dass die Innenstadt etwas zu bieten hat! Wir wollen auf Vilbels Stärken setzen – Stadtmarketing und Gewerbering haben daher nun eine Image-Kampagne geplant. Sie heißt „MittagsOFFENsive“.
Wie erfahren denn mögliche Kunden, wer wann offen hat?
OEHMICHEN: Es wird entsprechende Anzeigen und Pressemitteilungen geben. Der Hauptwerbeträger werden aber Einkaufstaschen sein, die auch unter den Kaufleuten ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen sollen – und die zu weiteren Aktionen führen. Mit der Kampagne starten wir am 3. Juni beim Straßenfest.
Wollen Sie aus der Frankfurter Straße eine Fußgängerzone machen? Und überhaupt: Wie geht es mit der Neuen Mitte rund um den Zentralparkplatz weiter?
OEHMICHEN: Beides sind politische Fragen. Die müssen letztlich von der Politik oder von den Bürgern über den Stimmzettel entschieden werden. Für die Fußgängerzone gibt es gute Gründe. Aber auch gute Gegenargumente. Zum Beispiel ist die Innenstadt eingeengt zwischen Nidda und Niederberg – da sind die Platzreserven begrenzt. Veränderungen sind schwierig.
Zur Neuen Mitte: Die Konzepte haben mich positiv gestimmt. Die Stadt mit Bürgermeister Stöhr ist sehr dahinter her, dass die Neue Mitte eine entsprechende Größe bekommt, damit sie etwas bewirken kann.
Was wünschen Sie sich denn auf dem Zentralparkplatz?
OEHMICHEN: Auf jeden Fall ein gutes Kaufhaus als Kundenbringer! Ich begrüße auch sehr das Konzept eines Ärztehauses. Und wir müssen die Kultur in der Innenstadt stärken mit einem weiteren Anlaufpunkt. Auf jeden Fall fehlen in der Innenstadt Geschäfte mit hochwertigen Verbrauchsgütern wie Damenmode, Elektronik, aber auch Lebensmittel und Gastronomie sowie Bekleidungsgeschäfte für Jugendliche.
Wo werden die Kunden parken, wenn ein Kaufhaus auf dem Zentralparkplatz steht?
OEHMICHEN: Es muss Parkplätze unter der Neuen Mitte geben. Wir dürfen aber nicht mit allen geplanten Bauprojekten der Neuen Mitte gleichzeitig anfangen – da wäre die Frankfurter Straße ja monatelang gesperrt.
Das Quellenfest ist alljährlich die größte Veranstaltung des Vereins Stadtmarketing. Was erwartet uns vom 25. bis zum 29. Mai?
OEHMICHEN: Es wird hochkarätig! Zum Beispiel wird das rekonstruierte Römer-Mosaik im Kurpark eröffnet, es gibt ein Römerfest mit historischen Handwerken, ein „Jazztival“ am Kurhaus, ein Gastro-Fest und natürlich die Veranstaltung „Klassik, Sprudel & Champagner“. Im nächsten Jahr ausweiten könnten wir noch die Bereiche Sport und Kultur sowie das Thema Wasser. Mir schwebt aber nicht vor, das Luftmatratzen-Rennen auf der Nidda durch eine Segelyacht-Regatta zu ersetzen (lacht).
Ursprünglich geplant war eine Auflistung der Leerstände in der Frankfurter Straße auf der Stadtmarketing-Homepage. Bleibt es dabei?
OEHMICHEN: Ja, das passiert schon in den nächsten Tagen. Auf der so genannten Freiflächenliste stehen aktuell 13 leer stehende Objekte, davon sind sechs Läden und zwei Kellerlokale, der Rest Büros. Das wechselt aber wöchentlich – das heißt, da ist zum Glück Bewegung auf dem Markt! Auf dem Höhepunkt waren es mal 20 Objekte zwischen Biwer-Kreisel und dem Alten Rathaus. Natürlich haben wir einige Problem-Objekte wie das frühere Café Ströbel. Mit fast allen Eigentümern dieser Problem-Immobilien sind wir im Gespräch und bieten unsere Hilfe an – ich bin so eine Art Mediator und Streetworker. Es entwickeln sich Ansätze.
Der Dortelweiler Pharma-Konzern Stada ist kurz nach Ihrem Amtsantritt und unmittelbar nach den geplatzten Hochregallager-Plänen aus dem Verein Stadtmarketing ausgetreten. Hatte das damit zu tun, dass Ihr Bruder Alexander im Vorstand der Stada sitzt? Und gab es noch mehr Austritte?
OEHMICHEN: Nein, das war der einzige Austritt von Geschäftskunden. Stattdessen haben wir zwei Eintritte auf jetzt 62 Mitglieder. Die Geschäftspolitik der Stada will ich nicht kommentieren.
Haben Sie Ihren ersten Wohnsitz in Bad Vilbel?
OEHMICHEN: Ich habe meinen zweiten Wohnsitz hier. Wenn sich hier für mich eine weitere berufliche Entwicklung ergibt, hole ich meine Familie nach. Hintergrund ist, dass meine Frau eine feste Stelle in Kiel hat und mein ältester Sohn dieses Jahr eingeschult wird.
Danke für das Gespräch!