29 Bücher aus Bronze stapeln sich in der Skulptur, mit der die Bibliotheksbrücke ein markantes Symbol erhält. Möglich machte dies eine 14 000-Euro-Spende der Sparkasse und das ehrenamtliche Engagement der Künstlerin.
Bad Vilbel. Überlebensgroß steht ein Kunstwerk seit gestern auf dem Zugang aus Richtung Kurhaus, der jetzt „einen Blickfang bekommt“, sagt Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann. Die Idee dazu hatte die Massenheimer Künstlerin Maria Wiechers im Frühjahr, auch das Motiv des Bücherturms mit einer Kaffeetasse obendrauf, „weil ich die Bibliothek so schön finde – und das Café.“
Über ihren Mann, Ehrenstadtrat Rüdiger Wiechers (CDU), gelangte die Anregung in den Magistrat – und zu Wiechers’ Magistratskollegen Klaus Minkel (CDU) sowie dem Ehrenstadtrat Helmut Lehr (SPD). Sie baten Günter Sedlak, Vorstand der Sparkasse, um eine Spende – ab Sommer nahm der Turm in einer Münsteraner Kunstgießerei Formen an.
Lebendige Innenstadt
Dahinter habe der Wunsch gestanden, die Innenstadt lebendiger zu machen, erläuterte Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Die Bibliothek werde bereits sehr gut angenommen, nun wolle man der Brücke „ein unverwechselbares Gesicht geben“. Gerade in Zeiten, „wo man auf den Euro zu schauen hat“, sei die Unterstützung wichtig. Ehrenamtlich habe Maria Wiechers das Werk geschaffen, es fielen nur Material- und Aufbaukosten für das Fundament an.
Sparkasse Oberhessen-Vorstand Sedlak sagte, er sei sehr gerne nach Bad Vilbel gekommen, „weil Banken auch was Gutes tun können“. Aber auch, weil die Stadt etwas Besonderes im Einzugsbereich von Wetterau und Vogelsberg sei. „Hier floriert das Leben“, so Sedlak, mit Dortelweil-West, Neue Mitte, Europäischer Schule und dem Kombibad. 13 000 Kunden habe die Sparkasse hier. Wo andernorts Filialen schlössen, kämen hier welche dazu. Drei Monate lang habe die Entstehung der 220 Kilo schweren Skulptur gedauert, schildert Wiechers. Zunächst modellierte sie die Skulptur in drei Teilen – als Ganzes wäre sie nicht zu gießen gewesen – mit einem styroporähnlichen Material und Filzplatten für die Rundungen der Bücherrücken. Selbst die Bindung der Seiten ist erkennbar.
Das wurde mit Farbe und Leim nach Münster gebracht. Ausgerechnet im Hochsommer zum Jubiläum der Gießerei. Doch die Temperaturen waren so hoch, dass Farbe und Leim zerlaufen, die zum Fest mitgebrachte Champagnerflasche geplatzt sei, so Wiechers. Aus dem Modell entstand eine Silikonform. Durch die zähflüssige Konsistenz des Silikons legte sich die Masse der Modelloberfläche bis auf die kleinsten Feinheiten an. Das ermöglichte die Silikon-Form, nachdem sie erstarrt war, eine haargenaue Wiedergabe der Modelloberfläche.
Im Brennpunkt
Ins Innere wurde flüssiges Wachs gefüllt. Dieser Hohlraum wird mit flüssigem Schamott gefüllt, der nach Erkalten einen festen Kern bildet. Der Kern gibt dem Wachsmodell die nötige Stabilität und schützt es vor Verformung. Die Schamott-Form mit dem Wachsmodell im Inneren wird nun im Ofen erhitzt, bis das Wachs bei 1200 Grad ausschmilzt, verdampft und verbrennt. Im Schamott-Zylinder ist nun alles hohl. Die flüssige Bronze wird in den hohlen Schamott-Mantel gegossen. Die Luft entweicht durch die Gusskanäle, und das Gussstück kühlt langsam aus. Wiechers’ Mann Rüdiger holte mit ihr das Bronze-Kunstwerk ab. So wie vor Jahren schon die ebenfalls in Münster gegossene Apfel-Skulptur in Massenheim.