„Mit Schultheiß Bermann“ waren Bad Vilbeler jetzt bei einer gleichnamigen Kostümführung unterwegs. Stadtführer Eckhardt Riescher schlüpfte in die Rolle des Mattheus Bermann.
Bad Vilbel. Der Stadtführer nahm die Gruppe mit auf eine Zeitreise ins Vilbel zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert. Die Teilnehmer erhielten viele Informationen über eine der vormals reichsten und angesehensten Familien Vilbels, die Geschichte der Stadt und den Aufbau der Ortsverwaltung. Der etwa drei Kilometer lange Weg führte die Gruppe vom Treffpunkt am Brunnen- und Bädermuseum, dem ehemaligen Gasthaus „Zum Hirsch“, vorbei am Alten Rathaus, durch die Frankfurter Straße, den Grünen Weg über Erzweg und Hanauer Straße zum Vilbeler Hang.
Es ging vorbei an den ehemaligen Steinbrüchen, durchs Weinbergsgässchen an Wein- und Obstgärten vorbei zurück durch die Weinberg- zur Lohstraße an den Marktplatz.
„Der richtige Glaube“
Vor der Tour stellte sich der elegant gekleidete „Schultheiß“ den Bürgern vor. Er stammte aus Holzgau in Tirol, wo er am 16. November 1685 geboren wurde. Ins kurmainzische Vilbel kam der Maurer und Steinbrecher mit dem „richtigen Glauben“, er war Katholik, auf Empfehlung von Landsleuten. Denn in der Wetterau mangelte es nach dem Dreißigjährigen Krieg an Handwerkern. Mattheus Bermann, erfuhren die Teilnehmer der Führung, heiratete am 15. Januar 1715 die Witwe seines besten Freundes und Förderers Andreas Hindelang, Anna Barbara Holtz. „Sie ist recht fesch und noch gut beieinander.“ 1726 wurde Bermann, der am 13. Oktober 1750 im Alter von 65 Jahren in Vilbel verstarb, Schultheiß. Das Amt erhielt er „dank meiner zwischenzeitlich guten Beziehungen zu den Kurmainzern, meinem sich prächtig entwickelnden Geschäft und dem Zutun meiner Frau“.
Wein angebaut
Seine Zuhörer erfuhren nicht nur viel über seine Familie, deren einträgliches Geschäft und Besitz, sondern auch über die sich entwickelnde Ortsverwaltung und teils noch heute sichtbare Spuren in der Stadt. Zu ihnen gehören eine Grab-platte der Familie Bermann vom alten Friedhof bei der Pfarrkirche St. Nikolaus – bis zum Jahr 1969 – und Wohnhäuser seiner Nachfahren in der Frankfurter Straße.
Für viele Teilnehmer neu war etwa, dass in der Wetterau ab dem 9. Jahrhundert Wein angebaut wurde. Wie Bermann alias Riescher berichtete, beschrieb „Erasmus Alberus 1552 in seiner ,Kurzen Beschreibung der Wetterau‘ das Weinland Wetterau ja vorzüglich.“ Berichtet habe er auch über das Bierbrauen: „Man brauet auch gut Bier in der Wetterau als zu Nidda, Butschbach, Laubach, Hohwiesel, Giessen, Grunberg, Franckfurth etc.“
Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts gab es in allen Orten Brauereien oder Brauhäuser. Für deren Betrieb war eine Genehmigung seitens der Herrschaft nötig. „Die Einnahmen durch Schankabgaben der Wirte erhielten in Vilbel beide Herrschaften zu gleichen Teilen.“ Die Geschichte der Quellen in Vilbel spielte bei dieser Führung keine Rolle.
Zu einem „Stadtrundgang für Neugierige“ unter Leitung von Hans Tuengerthal lädt der Geschichtsverein für Samstag, 19. Oktober, ein. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Brunnen- und Bädermuseum (Marktplatz 3). Bei diesem Rundgang werden u.a. folgende Fragen angesprochen: Was wollten die Römer in Vilbel? Wie kommt die Burg hierher? Weshalb war die Niddabrücke Zollstation? Wer sind die Pioniere des Vilbeler Mineralwassers? Und vieles mehr. Die Teilnahme kostet 4Euro, ermäßigt 2 Euro.