Karben. Gerade steigen Volker Penkwitt (40) und Reinhard Becker (44) die untersten Stufen vom Bahnsteig in Groß-Karben herunter und wenden sich im Fußgängertunnel nach rechts. Mit quietschenden Bremsen stoppen zwei Jungs ihre Fahrräder keinen Meter vor den beiden Helfern des freiwilligen Polizeidienstes. „Da steigt ihr wohl besser ab“, fängt sich Penkwitt wieder. „Ist ja klar, warum das Durchfahren hier verboten ist, oder?“ Die beiden Dreikäsehochs zögern einen Moment, steigen dann ab und schieben ihre Räder zügig Richtung Kloppenheimer Ausgang. Geht gut los, dieser Streifendienst der freiwilligen Polizei.
Sechs Ehrenamtliche mit ihren weißen Hemden oder blauen Jacken sind seit April in Karben im Einsatz. Ihren Dienst treten Penkwitt und Becker um kurz vor 19 Uhr in der Bad Vilbeler Polizeistation an. Sie gehören zur Polizei, nicht zur Stadt. Hauptkommissar Andreas Losert ist an diesem Abend der Dienstgruppenleiter. In der Leitstelle bespricht er mit den Helfern kurz ihre Einsatzorte.
Zum Bahnhof soll es gehen, dann via Bürgerzentrum bis an den Hessenring, später in den Ulmenweg nach Klein-Karben, an den Friedhof und zum Schulzentrum. Je nachdem, wo es in den vergangenen Tagen Probleme oder Beschwerden gab. Dort sollen die Freiwilligen nach dem Rechten schauen und zugleich ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Das scheint in Karben der letzte Baustein der schon breit aufgestellten städtischen Präventionsarbeit zu sein. Denn es gibt keinen objektiven Grund, sich in Karben unsicher zu fühlen: Die Stadt ist die sicherste unter den sechs größten Städten im Kreis. Sagt die offizielle Kriminalstatistik der Wetterauer Polizei. Trotzdem setzte die CDU/FWG/FDP-Koalition im Parlament durch, dass die Kommune nun jährlich 12 000 Euro für die freiwilligen Polizeihelfer ausgibt.
Ihre Streife erledigen sie zu Fuß. Angesprochen werden die beiden häufig oder sie sprechen selbst Menschen an. Bis zu 15-mal im vierstündigen Dienst führen sie ein „Bürgergespräch“. Die Zahl wird später im Bericht vermerkt. Für die Statistik. Die Befugnisse für die Freiwilligen gehen weit. In einem Kurs lernen sie neben Selbstverteidigung, dass sie Personalien überprüfen, Platzverweise aussprechen, den Verkehr regeln oder Knöllchen schreiben dürfen.
Auf dem Bahnhofsvorplatz werfen Penkwitt und Becker einen Blick in die Haltestellen. „Dort sitzen sonst Cliquen“, erklärt Becker. Heute aber ist Ruhe. Ein paar Minuten später stoßen die beiden dann doch auf eine Clique junger Leute. Die vier sitzen in der Sitzgruppe an der Nidda hinter dem Bürgerzentrum. „Hey, bist Du Clint Eastwood?“, begrüßt Roberto die beiden Polizeihelfer. Alte Bekannte. Ein paar Minuten unterhalten sie sich locker. „Über solche Gruppen beschweren sich Anwohner immer wieder“, sagt Penkwitt und schüttelt den Kopf. „Aber warum? Die stören doch niemanden. “ (den)