Karben. Einen guten Monat vor dem Ende seiner Amtszeit hat Karbens Stadtrat Jochen Schmitt (SPD) die Weichen für seine berufliche wie private Zukunft gestellt. In der Stadtpolitik will er ehrenamtlich weiter mitmischen.
Dass Jochen Schmitt (41) das Karbener Rathaus verlassen wird, ist seit einem Jahr klar. Damals unterlag der Sozialdemokrat in der Bürgermeisterwahl dem heutigen Rathauschef Guido Rahn (CDU).
Mit der Niederlage war Schmitts Abgang klar. Schon 2006 hatte die Koalition aus CDU, Freien Wählern und FDP seine Stelle des zweiten Stadtrats gestrichen und damit ein Wahlversprechen eingelöst. „Eine Stadt dieser Größe braucht keine drei Hauptamtlichen“, sagte CDU-Fraktionschef Mario Beck.
So konnte sich Schmitt früh mit der Endlichkeit seiner Aufgabe anfreunden. Nun wechselt er nahtlos zum 1. Oktober ins Rüsselsheimer Rathaus. Da fängt er als Verwaltungsangestellter an, aber mit großer Aufgabe: „Dort ist eine Neustrukturierung der Verwaltung notwendig, und ich soll diese Querschnittsaufgabe, dem Oberbürgermeister zugeordnet, übernehmen.“ OB Stefan Gieltowski gehört ebenfalls der SPD an.
Rüsselsheim kenne er zwar „noch nicht so“, aber die „noch zugespitzteren Probleme als in Karben“ lägen auf der Hand: Die starke Abhängigkeit von Hauptarbeitgeber und -grundstückseigner Opel. Innerhalb der Verwaltung fehle noch die Struktur, die für die seit 2009 hessenweit gültige kaufmännische Buchführung Sinn macht. „Ich habe diesen Verwaltungsumbau in Karben miterlebt und mitgestaltet und kann diese Erfahrungen nun nutzen“, sagt Schmitt.
Die Aufgabe in Rüsselsheim soll für Schmitt „nur“ der Job sein. „Ich will in Karben weiter mitgestalten und werde mich bei der Kommunalwahl um einen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung bewerben“, streicht Schmitt heraus. Schließlich habe er in den vielen Jahren ehren- und den sechs Jahren hauptamtlicher Arbeit „schon ein bisschen was auf den Weg gebracht“, sagt er. „Das will ich weiter betreiben als ganz normaler Ehrenamtlicher.“
Dass er das wirklich nur als einer von vielen macht, scheint unwahrscheinlich. Obwohl seit dem Bürgermeisterwahlkampf in keinerlei Parteifunktionen mehr, war der frühere SPD-Vorsitzende zuletzt stets präsent, wenn sich die Partei zu Wort meldete. Gut möglich, dass die SPD zwischen ihm, Parteichefin Christel Zobeley und Fraktionschef Thomas Görlich gleich wieder neu mischt.
Schließlich gilt Schmitt trotz der verlorenen Wahl weiterhin als Hoffnungsträger. Er selbst spricht lieber von einem „Generationenwechsel“ und kündigt an, dass im nächsten Parlament „viele neue Gesichter“ die Fraktion verjüngen sollten. „Wir müssen uns neu aufstellen“, gibt er als Ziel aus.
Die Chancen für ein gutes SPD-Ergebnis am 27. März 2011 seien gut: „Wir haben die letzten beiden Wahlen unter schwierigen Rahmenbedingungen nur knapp verloren“, erklärt Schmitt. „Und mittlerweile haben die anderen die schwierigen Rahmenbedingungen.“
Unterdessen versuchen die Genossen, den Boden für einen Machtwechsel zu bereiten. Hatten sie bis 2006 zusammen mit den Grünen eine Mehrheit im Parlament, schielen sie nun auch zu den Freien Wählern. „Eine personelle Neuaufstellung der FW würde dem politischen Klima sehr gut tun“, sinniert Fraktionschef Görlich da. Die „Inhalte der politischen Arbeit“ der FW seien ja gar nicht so kritikwürdig, „sondern die Art und Weise“. Die FW bekannten sich jüngst jedoch klar zur Koalition.
An ganzer anderer Stelle wird Jochen Schmitt sein Leben ebenfalls auf eine neue Basis stellen: Am Wochenende 18. September will er seine Lebensgefährtin Katia Garling (22) heiraten. (den)