Friedberg. Die Wetterau hat eine neue Bundestagsabgeordnete: Die CDU-Kandidatin Lucia Puttrich hat den Wahlkreis mit 41 Prozent der Stimmen geholt. Die bisherige Bundestagsabgeordnete Nina Hauer (SPD) büßte rund zehn Prozentpunkte ein und schaffte auch über die Landesliste nicht den Einzug in den Bundestag.
Applaus von allen Seiten, Blumensträuße und Glückwünsche von den Parteifreunden und einen Berlin-Stadtführer als Geschenk vom Bad Vilbeler Landtagsabgeordneten Tobias Utter – als Lucia Puttrich am Sonntagabend um kurz vor 21 Uhr den Plenarsaal im Friedberger Kreishaus betritt, ist klar, wer die große Siegerin des Abends ist. „Ich freue mich riesig über dieses Ergebnis“, sagt eine strahlende Lucia Puttrich, die in Begleitung ihres Ehemannes Hagen und ihrer Tochter Verena vor die Presse tritt.
Tatsächlich hat die Niddaer Bürgermeisterin in fast allen 25 Wetterauer Städten und Gemeinden die Wähler von sich überzeugen können. Und das, nachdem bei den vergangenen drei Bundestagswahlen das Mandat an die SPD-Frau Nina Hauer ging. Dieser fällt es dann auch entsprechend schwer, sich zu einem Lächeln zu überwinden, als sie den Weg zum Plenarsaal einschlägt. Selbst in ihrer Heimatstadt Karben hat sie nur 37,1 Prozent der Erststimmen geholt – das sind rund acht Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren – und muss auch dort den Sieg Lucia Puttrich (41,6 Prozent) überlassen.
Als persönliche Niederlage mag Hauer das Wahlergebnis dennoch nicht werten: „Es ist der Bundestrend, der mich mit in den Abgrund gerissen hat.“ Zum anderen hat zumindest ihre Partei nicht vergessen, dass sie im hessischen Wahlkrimi den Abweichler Jürgen Walter unterstützte und somit half, eine rot-rot-grüne Koalition auf Landesebene zu verhindern. Deshalb sei sie auf der Landesliste nach unten gesetzt worden, räumt Hauer ein. „Doch ich bin immer noch stolz, dass ich den Wortbruch Andrea Ypsilantis verhindert habe.“
Lucia Puttrich und die CDU, die mit 33,4 Prozent stärkste Kraft in der Wetterau wurde, dürfen sich zwar einerseits als Sieger der Wahl fühlen. Andererseits hat die Union jedoch nur 1,2 Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2005 hinzugewonnen und damit ihr Ergebnis im Wesentlichen gehalten. Anders die SPD: Sie ist bei den Zweitstimmen um fast zehn Prozentpunkte eingeknickt und kommt auf nur noch 25,1 Prozent.
Die größten Stimmenzuwächse in der Wetterau verzeichnen entsprechend dem Ergebnis auf Bundesebene die kleinen Parteien: Die FDP hat bei den Zweitstimmen 5,2 Prozentpunkte zugelegt und landet bei 17,6 Prozent. Die Grünen verzeichnen mit 10,7 Prozent einen Stimmenzuwachs von 1,6 Prozentpunkten, und die Linken haben 3,6 Prozentpunkte hinzugewonnen und kommen auf 7,6 Prozent. Ähnlich sieht es für die kleinen Parteien auch bei den Erststimmen-Ergebnissen aus.
„Ich habe damit nicht gerechnet, nehme das aber freudestrahlend hin“, kommentierte Grünen-Direktkandidat Christian Kolb seine Bilanz (6,9 Prozent). Als ein „richtig tolles Ergebnis“ wertete auch FDP-Direktkandidat Achim Güssgen das Abschneiden seiner Partei, und Linke-Kandidatin Gabi Faulhaber meinte, ihre Wähler wollten „eine Politik, die soziale Probleme sieht und eine friedliche Außenpolitik macht“. (zlp)