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Auf großer Fahrt – Schwarzgurt-Prüfungen in den USA gemeistert

Bad Vilbel. „On tour“ weilten zwei Karateschülerinnen des SV Gronau: Jennifer Liut und Rebekka Zeiff reisten mit ihrem Sensei Jochen Schröter und weiteren fünf Verbandskollegen aus Bad Kreuznach in die USA, um dort die Prüfung zum 1. Dan abzulegen.

Da sich das Dojo (Karateschule) von Hanshi Balfour Wright (9. Dan), des Urban GoJu Ryu Karates in San Antonio/Texas befindet, ist es auch in den Karateschulen des S.O.H.F Verbandes außerhalb der USA Tradition, die Prüfung zum 1. Dan (erster schwarzer Gürtel) im Rahmen eines einwöchigen Trainingscamps vor Ort abzulegen.

Erfolgreich in den USA gelandet, bestaunte man das typisch amerikanische Landhaus ihres Großmeisters, das für deutsche Verhältnisse einer Villa gleichkommt. Ausgestattet mit einem großen Garten samt Pool bot es genug Platz, um alle deutschen Gäste unterzubringen.

Eine besondere Ehre für die Schwarzgurt-Anwärter, die normalerweise im nahe gelegenen Dojo von Hanshi Wright schlafen mussten. Doch hinter Privilegien verbergen sich große Aufgaben: Das traditionell von jeder Schwarzgurt-Anwärtergruppe erstellte Projekt sollte dieses Jahr der Garten des Großmeisters sein. Die körperliche Arbeit im Team, Durchhaltevermögen und Disziplin stellen mit diesem Projekt die erste Bewährungsprobe für die zukünftigen Danträger dar.

„Sie sahen mit ihren Camouflage-Hosen und Boots aus wie eine Einheit in einem amerikanischen Drillcamp“, schmunzelt Sensei Jochen Schröter beim Gedanken an seine hart arbeitenden Schüler. „Sie haben die Amerikaner mit ihrem Fleiß sehr beeindruckt, da sie jeden Morgen vor der täglichen harten Gartenarbeit noch Karate trainiert haben. Ich bin sehr stolz auf sie.“ Viel Schweiß, viele Blasen an den Händen zeugten vom Durchhaltevermögen und Arbeitswillen der Gäste, die damit im ersten Teil der Prüfung bewiesen hatten, die nötigen charakterlichen Eigenschaften für ihren zukünftigen Karateweg mitzubringen.

Noch zwei weitere, harte Prüfungstage standen bevor, doch zunächst kamen die Schwarzgurt-Anwärter in den Genuss einer Trainingsstunde bei ihrem Großmeister, der sie in der Kunst der Selbstverteidigung gegen Waffen schulte. „Das Karatedojo und auch das Training waren schon anders als hier in Deutschland. Als wir ins Dojo kamen, spürten wir gleich alle diesen Karategeist“, beschreibt Jennifer ihren Eindruck beim ersten Training.

Die sonst in der Gronauer Breitwiesenhalle trainierenden Gäste bestaunten die Fülle an Bildern, Urkunden, Waffen und Stammbäume, die die Gänge und den Trainingsraum des Dojos schmückten. Auch die große Trainingsdisziplin und der Fokus auf Etikette beeindruckten.

Dann war er da, der so herbeigesehnte, gefürchtete erste Prüfungstag: Die Schwarzgurt-Anwärter mussten ihr Können in den Kategorien Kata (Schlag-Block-Kombinationen), Bunkai (tatsächliche Anwendung der Schlag-Block-Kombinationen), Selbstverteidigung und Bruchtest zeigen. Auch einige ihrer Lehrer mussten sich den kritischen Prüferblicken stellen. So machte Sensei Jochen Schröter die Prüfung zum Ni-Dan (2. Dan) und hatte Prüfungskriterien zu bestehen.

Der Bruchtest stellte sich als viel schwieriger heraus als bei bisherigen Gürtelprüfungen in „Germany“. Die Bretter, die es mit Schlägen oder Tritten zu durchtrennen galt, waren weitaus massiver. Ziegelsteine galt es mit bloßer Hand zu zerteilen. Auch die Präsentation der selbst entworfenen Kata und der High-Speed-Bruchtest, bei dem extreme Schnelligkeit nötig war, um ein fallendes Brett zu zerteilen, waren riesige Herausforderungen.

Der zweite Prüfungstag sah den Test der kämpferischen Fähigkeiten (Kumite) vor. In für die deutschen Prüflinge ungewohnten dick gepolsterten Schutzanzügen und Helmen wurde pro Gegner ein 2-minütiger Nonstopkampf verlangt, aus dem der Karateka mit der besten Strategie, besten Kondition, saubersten Technik und größtem Kampfeswillen als Sieger gekürt wurde und die nächste Runde erreichte.

Auch Katas wurden bei diesem Turnier als Wettkampfteil gezeigt. Die tolle „deutsche“ Bilanz am Ende des Tages: Der Pokal mit dem Titel Grand Grand Champion (Sieg in allen Disziplinen und bester Performer) ging an Renshi Beppo Lugo (Bad Kreuznach). Rebekka Zeiff erhielt Bronze in Kata und Kumite, auch die anderen deutschen Karateschüler konnten Turniertrophäen entgegennehmen.

Mühe und Fleiß der Gronauer wurden belohnt: Im Rahmen eines festlichen Banketts wurde die Übergabe der Urkunden und traditonell auch ein Schwert an die neuen Schwarzgurt-Träger überreicht. Zuvor hatte Hanshi Wright die neuen Gürtel an seine Schüler überreicht. Große Freude herrschte, als Sensei Jochen Schröter zum „Instructor of the Year“ (Lehrer des Jahres) ausgerufen wurde. (zlp)