Bad Vilbel. Für das Recht eines jeden Kindes auf Bildung und Freiheit kämpften am Samstagabend im „Neuen Saal“ des Dottenfelderhofes zwei engagierte Künstler mit den scharfen Waffen Wort und Musik. Die Wirkung der vorgetragenen Gedichte, Texte und Lieder ist subtil, effektiv und garantiert grenzüberschreitend. Die Folgen auf die 50 Zuhörer dauerten selbst noch lange nach Ende des Benefizkonzertes an. Bestritten wurde der kurzweilige Abend von Literaturfreund Günther Biwer zusammen mit dem Sänger und Gitarristen Horst Samson.
Der Titel der Veranstaltung „Ich bin wo? Wenn nicht bei dir! – Von Liebesleid und Liebesfreud“ war Teil des Programms. Zum Repertoire gehörten bekannte Gedichte berühmter Lyriker wie Brecht, Hesse, Morgenstern, Fried, Rilke und Tucholsky sowie von dem mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichneten Horst Samson. Sie alle rezitierte und interpretierte der vitale Bürgermeister im Unruhestand genial.
Bei der Auswahl der Gedichte habe er sich von den Liedtexten des früheren Lehrers und heutigen Journalisten Samson anregen lassen, sagte Biwer. So zitierte er passend zu Samsons Liedern wie „Erbarmen“ oder „Jede Kugel trifft“, die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer, den Krieg und seine Folgen thematisieren, Gedichte wie Wolfgang Borcherts „Kegelbahn“ oder Bert Brechts „Bitten der Kinder“. Samsons Hymne „Frei wie der Wind“ stellte der Rezitator Christian Morgensterns „Freiheit“ an die Seite.
In seinem Programm aus Lyrik und originellen Eigenkompositionen beleuchtete das Duo alle Facetten des Lebens. Texte und Lieder berichteten von Krieg und Leid, von der Sehnsucht nach dem kostbaren Gut Freiheit und dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben.
Der Liebe huldigte der Dichter Samson in mächtigen Wortbildern voller poetischem Zauber. Liebe, Glück und Leidenschaft thematisiert er in Liedtexten wie „Das ist die Nacht“ und „In amore veritas“. Liebesleid und -kummer in Liedern wie „Ich hab dich x-Mal verflucht“. Horst Samson begleitete sich selbst zu seinen bezwingend authentischen Songs über Liebe und Verlust auf der Gitarre. Die zum Nachdenken anregenden Lieder und Texte aus seiner Feder bestechen durch klare, schnörkellose Sprache. Poesie und Melodie bilden zusammen mit Samsons leicht rauchiger Stimme eine souveräne Einheit. Mit emotionaler Autorität und technischer Gewandtheit trägt der Sänger seine Anliegen in geschliffenen Worten vor.
Gepaart mit Biwers Vortragskunst verging das Benefizkonzert wie im Flug. So schlug Biwers großes komödiantisches Talent etwa bei den fröhlichen Tucholsky-Gedichten „Mein dicker Mann, der Dichter“ oder „Chanson für eine Frankfurterin“ Purzelbäume.
Zu den vom Publikum stürmisch herbeigeklatschten Zugaben gehörten von Otto Reuter „Nehmen se nen Alten“ und das Busch-Gedicht „Summa summarum“. Der ehemalige Rock- und Jazzmusiker Samson verabschiedete sich als Liedermacher von seinem Publikum mit Liebesliedern, in denen die Leidenschaft „heiß wie Blut, viel heißer als Glut“ lodert. (fau)