Mitten im schwarzen Nichts ist ein kleiner blassblauer Punkt zu erkennen. Unsere Erde. Sie sieht von weitem aus wie ein kleiner blauer Punkt. „Blue Dot“ – blauer Punkt, so hieß die Weltraummission, mit der Alexander Gerst vor vier Jahren im Weltall schwebte.
Jetzt ist er wieder im All. Diesmal heißt die Weltraummission „Horizons“. Gerst arbeitet und forscht an der Raumstation ISS – und er macht Bilder von seinen Erlebnissen. Er sieht Sonnenuntergänge, Wolken, Berge, Seen, Vulkane, die Wüste und Städte bei Nacht. Die Bilder sind atemberaubend und berührend. Sie zeigen die Erde – aus einer anderen Perspektive. Drei Dinge, so sagt Gerst, werden ihm bei diesem Anblick sofort klar: Die Erde ist schön. Die Erde ist zerbrechlich. Die Erde ist ein einziges zusammenhängendes System: Alles hängt mit allem zusammen.
Was hat es ein Astronaut gut, denke ich, dass er solche Perspektiven erhalten und Erkenntnisse gewinnen kann! Das bleibt fast allen Menschen verwehrt. Aber die Erfahrung des Astronauten kann jeder auch auf der Erde machen. Nämlich, dass dieselbe Sache ein sehr unterschiedliches Aussehen haben kann, wenn wir sie aus einer anderen Perspektive betrachten. Das geschieht nicht nur in der Vogelperspektive, sondern auch, wenn wir etwas genauer betrachten, sozusagen heranzoomen – es groß machen, damit wir es genauer sehen können. Oder wenn wir versuchen, die Welt aus der Perspektive einer Dreijährigen zu sehen, die nicht einmal über den Küchentisch gucken kann. All das verändert unseren Horizont. Es lohnt sich, manchmal den Blick zu wechseln. Für mich gehört dazu, die Welt mit den Augen Gottes zu sehen. Er schaut auf uns, unsere Mitmenschen und die Schöpfung. Mit dem Blick Gottes sehen wir den Anderen und das, was er braucht.
Ich möchte mindestens einmal am Tag ganz bewusst die Perspektive wechseln und freue mich schon, auf das, was ich neu entdecke.
Pfarrerin Elisabeth Krause-Vilmar, Gronau und Niederdorfelden