Am 8. Juni beginnt die Fußball EM. Dann kommen viele Abende mit Fußball, und hoffentlich können wir am 1. Juli Deutschland im Finale siegen sehen. Das ist vielleicht ein bisschen weit vorgegriffen und Hauptsache ist ja, dass es faire Spiele werden. Das ist zumindest die „politisch korrekte“ Ausdrucksweise, aber auf einen Sieg von Deutschland hoffe ich doch. Dann wären „wir“ endlich wieder Europameister. Nun ist das „wir“ allerdings übertrieben, weil ich bei den Spielen nicht aktiv mitwirke (was auch besser so ist).
Aber die Fußballbegeisterung wird auch diesmal nicht spurlos an mir vorübergehen. Fußball hat eine große integrierende Kraft, kann man schön formuliert sagen. Was das tatsächlich bedeutet, erlebe ich, wenn ich mit meinem Sohn und einem Fußball auf einen der Spielplätze gehe. Es findet sich immer schnell eine Gruppe von Kindern, die sich vorher nicht kannten, sich nicht alle Namen merken und auch ansonsten sehr verschieden sind. Aber zusammen Fußball spielen geht immer. Das begeistert mich am Fußball und steckt an.
In vielen Kirchengemeinden gab und gibt es auch das so genannte „Public Viewing“. Aber was haben denn nun Fußball und die Kirche miteinander zu tun? In Frankfurt gibt es gar eine Pfarrstelle: Eugen Eckert arbeitet dort als Stadionpfarrer und lädt unter anderem jeweils 90 Minuten vor Spielen zu einer Andacht ein.
Ich stelle es mir sehr spannend vor, wenn Fans oder Spieler gegnerischer Mannschaften vorher zusammen singen und beten, Ruhe und innere Kraft finden und hoffentlich auch das richtige Maß für den Sport. Überschritten ist dieses Maß für mich, wenn Fußball zum „Gott“ wird und die eigene Mannschaft vergöttert wird. Missbraucht wird Fußball, wenn er Politik legitimieren und von Missständen ablenken soll. In dem Zusammenhang sehe ich die EM, die ja auch in der Ukraine stattfindet, kritisch. Wenn aber Fußball seine verbindende Wirkung, den Spaß an fairen Wettkämpfen und die Bewunderung für sportliche Höchstleistungen entfalten kann, begeistert mich das auch.
Ulrike Mey, ev. Christurkirche