Bad Vilbel. Zwar standen der Fußball und die Vorstellung der Neuzugänge des SV Gronau am Sonntag bei der Saisoneröffnungsfeier auf dem Sportgelände an der Nidder im Mittelpunkt, aber der absolute Star des Tages war Steinadler Attila. Zusammen mit Falkner Norbert Lawitschka, seinem Herrn und Meister, war der stolze Raubvogel mit einer Flügelspannweite von zwei Metern am Nachmittag auf Einladung des Fördervereins der Gronauer Fußballabteilung für einen rund einstündigen Besuch gekommen. Natürlich hat Attila auch einen direkten Bezug zum Spiel mit dem runden Leder, denn seit vier Jahren ist der rund fünf Jahre alte Greifvogel das Maskottchen des Bundesligisten Eintracht Frankfurt.
Attila ist wie so viele der Bewohner der Rhein-Main-Region kein gebürtiger Hesse. Im weiteren Sinne ist er ein Bayer und im engeren ein Franke, denn er erblickte in Coburg das Licht der Welt. Er ist jedoch weder den Fans von Bayern München noch denen des 1. FC Nürnberg ein Begriff. Seit ihn Norbert Lawitschka nur wenige Monate nach der Geburt in seine Falknerei und Flugschau aufgenommen hat, ist er dem hessischen Fußball auf das Engste verbunden. Bei jedem Heimspiel der Adlerträger im Frankfurter Stadion ist Attila nun Zaungast am Spielfeldrand.
Allerdings behage ihm die fast tägliche Flugschau im Wildpark Alte Fasanerie im Hanauer Stadtteil Klein-Auheim viel mehr als das Geschehen auf dem Fußballfeld, gestand Norbert Lawitschka ein. Er habe Attila auch nur zu seinem „Job“ als Eintracht-Maskottchen verholfen, weil er von klein auf an die Umgebung von größeren Menschenmassen gewöhnt ist und sich auch hier als sehr verträglich erwiesen hatte.
In Gronau durfte der rund vier Kilo schwere Vogel nicht vom Falknerhandschuh weg. Eine kleine Kette verhinderte einen Ausflug in die Lüfte. Attila darf nur frei fliegen, wenn im weiteren Umkreis keine Strommasten vorhanden sind. Der Adler würde sich in Gronau unweigerlich auf einem der Maste niederlassen und mit der großen Spannweite seiner Flügel würde er unweigerlich die stromführenden Leitungen kurzschließen und „die Eintracht hätte ein Maskottchen gehabt“, erklärte Norbert Lawitschka. Ein Freiflug von Attila würde zudem den Gronauer Störchen nicht gut bekommen, ergänzte der Falkner. Attilas Sponsorentätigkeit für die Eintracht liege unter der Millionen-Euro-Grenze, berichtet Lawitschka. Die Eintracht komme lediglich für die Fütterung auf und die belaufe sich im Durchschnitt auf ein halbes Täubchen täglich. Er ist damit im Vergleich zu den Artgenossen in freier Wildbahn deutlich im Vorteil, denn die würden nur ungefähr jeden dritten Tag auf eine ähnliche Ration kommen. Deshalb betrage deren Lebenserwartung auch lediglich 20 bis 25 Jahre, während Attila durchaus doppelt so alt werden könnte. Unter den wachsamen Augen des Falkners durften einige Kinder in Gronau die Krallen von Attila streicheln, während die Berührung des Gefieders verboten war. Die Federn würden dabei verkleben und den Vogel noch mehr zum Schwitzen bringen, als es die heißen Temperaturen ohnehin schon taten. Allerdings markierte Attila mit einer seiner Krallen per Durchstoß sein „Autogramm“ auf einer Reihe von Fotokarten, die ihm die Kinder entgegenhielten.