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„Arznei gegen Rassismus“ – Lesung mit Musik: Freitag, 22. November, 20 Uhr in der Stadtbibliothek

Der Jazz-Gitarrist Janko Lauenberger ist der Urgroßcousin von Erna Lauenberger, dem realen Vorbild der Romanfigur Unku. Am 22. November spielt und berichtet er in der Stadtbibliothek.
Der Jazz-Gitarrist Janko Lauenberger ist der Urgroßcousin von Erna Lauenberger, dem realen Vorbild der Romanfigur Unku. Am 22. November spielt und berichtet er in der Stadtbibliothek.

Lesung mit Musik: »Ede und Unku – die wahre Geschichte«

Bad Vilbel. Bei einer Lesung mit Musik wird am Freitag, 22. November, 20 Uhr, in der Stadtbibliothek am Niddaplatz das Buch »Ede und Unku – die wahre Geschichte« vorgestellt. Musiker Janko Lauenberger und Autorin Juliane von Wedemeyer bringen dem Publikum das Schicksal einer Sinti-Familie von der Weimarer Republik bis heute nahe.

Autorin Juliane von Wedemeyer recherchierte mit Janko Lauenberger die Geschichte seiner Familie.

Ausgangspunkt der Veranstaltung ist der Jugendroman »Ede und Unku« von Grete Weiskopf aus dem Jahr 1931. Die Geschichte spielt in Berlin und beschreibt die Freundschaft des Jungen Ede mit dem Sinti-Mädchen Unku. Die beiden Titelfiguren hatten reale Vorbilder, für Unku, die eigentlich Erna Lauenberger hieß, gab es im Unterschied zum Roman kein gutes Ende. Das einstige Sinti-Mädchen wurde als junge Mutter mit ihren beiden Töchtern 1943 nach Auschwitz deportiert und im Frühjahr 1944 ermordet.

»Ede und Unku« war eines der meistverkauften Jugendbücher seiner Zeit, die Fotos für die Originalausgabe stammen von John Heartfield. 1933 kam es auf den Index und wurde bei der Bücherverbrennung im gleichen Jahr auf den Scheiterhaufen geworfen. Als »Ede und Unku« nach Kriegsende wieder aufgelegt wurde, fand es erneut viele junge Leserinnen und Leser, in der DDR wurde es zur Schullektüre und 1981 von der DEFA verfilmt.
Schicksal einer Familie

Juliane von Wedemeyer hat das Schicksal der Sinti-Familie Lauenberger erforscht. Foto: Privat

Die freie Autorin Juliane von Wedemeyer ist in der Nähe von Berlin aufgewachsen und kennt »Ede und Unku« von Kindesbeinen an. Janko Lauenberger, ein Berliner Jazzmusiker, ist der Urgroßcousin Unkus. Zusammen haben beide nach Spuren gesucht und die Geschichte seiner großen Sinti-Familie erforscht. Im Spiegel der Erlebnisse seiner Vorfahrin reflektiert Janko Lauenberger seine eigene Kindheit in der DDR und zeichnet mit Juliane von Wedemeyer in »Ede und Unku – die wahre Geschichte« ein außergewöhnliches Familienportrait, das den rund 150.000 Sinti und Roma in Deutschland ein Gesicht gibt. »Es könnte eine Arznei sein gegen Rassismus«, empfiehlt der Deutschlandfunk das Buch.

Die Veranstaltung in der Bad Vilbeler Stadtbibliothek ist eine Kooperation des Kulturamtes mit der gemeinsamen Kulturinitiative der Arbeiterwohlfahrt und der Naturfreunde und mit Unterstützung der Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer.
Eintrittskarten kosten 8 Euro, ermäßigt 5 Euro; im Vorverkauf sind sie erhältlich im Ticket-Büro Kartenbüro,  Klaus-Havenstein-Weg 1, Telefon (06101) 559455, und im Lottoladen Herbert, Marktplatz 2 (gegenüber dem Alten Rathaus). (hir)