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Archäologin, Mama und jetzt Müze-Chefin

Geben sich die Klinke in die Hand: Vereinsvorsitzende Gabi Ratazzi-Stoll (links) verabschiedet sich, die neue Geschäftsführerin Nina Schücker mit Tochter Theresa kommt. Foto: Jana Sauer
Geben sich die Klinke in die Hand: Vereinsvorsitzende Gabi Ratazzi-Stoll (links) verabschiedet sich, die neue Geschäftsführerin Nina Schücker mit Tochter Theresa kommt. Foto: Jana Sauer

Karben. Nina Schücker ist die neue Geschäftsführerin des Mütter- und Familienzentrums (Müze) Karben. In dieser neu geschaffenen Funktion soll sie den aktuell vierköpfigen Vorstand entlasten. Den Weg ins Müze hat sich bereits vor vielen Jahren gefunden.
Dass sie Archäologin werden wollte, wusste Nina Schücker seit dem ersten Griechenland-Urlaub mit ihren Eltern. Entsprechend gradlinig verlief ihr Weg: das Studium, die Promotion, die Anstellung am Deutschen Archäologischen Institut. »Das war mein Traumjob«, sagt die heute 47-Jährige mit leuchtenden Augen, »und ich war in der Wissenschaft lange Jahre sehr glücklich«.
Viele Ideen
einbringen

Dass Schückers Weg dann einen Schlenker gemacht hat, ist für das Mütter- und Familienzentrum Karben (Müze) ein großer Gewinn. Denn seit Mai ist Schücker die neue Geschäftsführerin und soll in dieser neu geschaffenen Funktion den aktuell vierköpfigen Vorstand entlasten. Für die scheidende Vorsitzende Gabi Ratazzi-Stoll ein echter Gewinn: »Eine solche Umstrukturierung habe ich mir seit Jahren gewünscht, so kann ich mich mit gutem Gefühl verabschieden.«
Für den Schlenker in Schückers Lebenslauf gibt es zwei bedeutende Gründe: Einerseits hat die Wissenschaftlerin immer öfter »Öffentlichkeitsarbeit-Luft« schnuppern dürfen, beispielsweise während der Verantwortung EU-geförderter Projekte. »Dabei habe ich gelernt, dass man auch ohne Fußnoten glücklich sein kann«, sagt sie lachend. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde eine neue Leidenschaft, zuletzt war Schücker knapp sieben Jahre als Marketing-Assistentin tätig.
Der viel bedeutendere Grund für den Schlenker – den die Archäologin mit vielen anderen berufstätigen Frauen eint – waren jedoch die Geburten ihrer drei Kinder. Menschen, die heute mit der neuen Müze-Chefin zusammenarbeiten, können das erahnen: Denn immer dabei ist Tochter Theresa (1), mal in der Trage schlafend, mal am Schreibtisch turnend. Das Bild hat echten Leuchtturm-Charakter: »Hier im Müze hatten wir schon immer unsere Kinder mit im Büro oder haben andere Wege gefunden, Familie und Beruf zu vereinen«, sagt Ratazzi-Stoll. »Wenn es nicht hier geht, wo dann?« Dass sich andere Arbeitgeber von solchen Vorbildern zum Nachdenken anregen lassen, das wünschen sich beide gleichermaßen. Eine Führungsposition aus der Elternzeit heraus antreten – warum nicht?
Das Müze begleitet Schücker dabei nicht erst, seit es ihr Arbeitgeber ist. Mit der Geburt ihres ersten Sohnes, der heute sechs Jahre alt ist, ist Schücker gemeinsam mit ihrem Mann aus Frankfurt zurück in die Heimat Karben gezogen – und der Vermieter hat ihr damals, 2018, zur Begrüßung das Müze-Programm in die Hand gedrückt. Umgehend ist sie Vereinsmitglied geworden, hat als Mutter immer gerne das Kursangebot wahrgenommen und sich mit eigenen Ideen eingebracht.
So habe der Vorstand rund um Gabi Ratazzi-Stoll dann auch schnell an sie gedacht, als nach Jahren der Gedankenspiele und Planungen endlich eine Geschäftsführerin mit 20 Stunden die Woche fürs Müze gefunden werden sollte. »Nina brennt fürs Müze, und das war für uns eine wichtige Voraussetzung«, sagt sie.
Als Ratazzi-Stoll vor zwei Jahren ankündigte, bei der nächsten Wahl nicht mehr anzutreten, war es für sie essenziell, in ihrer letzten Amtszeit Entlastung für den Vorstand zu schaffen. »Rein ehrenamtlich ist das nicht mehr zu leisten, ohne auszubrennen.«
Schückers Hauptaufgabe ist daher, dem Vorstand den Rücken freizuhalten. »Ich sorge dafür, dass das Müze läuft und dass diejenigen, die hier inhaltlich arbeiten, das mit freiem Kopf tun können«, sagt sie. Konkret bedeutet das einen Berg von E-Mails, zahlreiche Anträge und Abrechnungen für die Finanzierung des Müze, das sich auch immer wieder mit einzelnen Projekten um Fördergelder bewirbt. Darüber hinaus hat sie das »große Ganze« im Blick – dass das Müze-Angebot beispielsweise allen Zielgruppen gerecht wird – und hält den Kontakt zu anderen Partnern im Netzwerk.
Was die Arbeit im Müze für sie nach den ersten vier Monaten auszeichnet, ist vor allem die Team-Arbeit. »Das habe ich so vielleicht noch nirgends erlebt, wir sind hier ein wahres Team und ziehen an einem Strang«, sagt Schücker.
Und auch, dass sie ihre Ideen einbringen kann, ist für die Dreifach-Mama ein entscheidender Punkt: So hat sie sich gleich nach ihrem Start für eine Mama-Tanz-Party starkgemacht, die im November stattfinden wird, sowie eine Runde für Mamas um die 40 ins Leben gerufen. Schon kurz nach dem ersten Kontakt 2018 hatte Nina Schücker sogar einen eigenen viertägigen Kurs angeboten: »Die Römer für Kinder«, erinnert sie sich schmunzelnd. Im Herzen wird die neue Müze-Chefin eben immer auch Archäologin bleiben. Von Jana Sauer