Karben. Noch stehen Sprungböcke, Barren und Stapelkästen von Baustellenstaub überzogen inmitten von Gerüsten, schmutzigen Schubkarren, Leitern und Farbeimern. Auch die ledernen Medizinbälle müssen noch ein Weilchen warten, bis die 280 Kinder der Selzerbachschule sowie die Mitglieder des Klein-Karbener Sportvereins KSV diese in der Halle wieder kullern lassen. Denn seit den Sommerferien und noch bis nach den Weihnachtsferien wird das in den 1970er Jahren erbaute Flachdachgebäude komplett saniert. Das lässt sich der Wetteraukreis 650 000 Euro kosten.
Eine logistische Herausforderung ist das sowohl für die Konrektorin der Grundschule, Petra Matthes-Ahäuser, wie auch die Leiterin der Turnabteilung des KSV, Ute Birkmeyer. Denn beide mussten in der Zwischenzeit erfinderisch werden, um Kindern und Vereinsmitgliedern weiterhin Bewegung zu bieten. Matthes-Ahäuser berichtet: „Hier vor Ort haben wir unsere Spielgarage genutzt, in der wir Roller, Pedalos und Co. unterbringen. Auch in den Vereinssaal des KSV konnten wir mit einigen Sportstunden ausweichen.“ Sie sagt lachend: „Und außerdem kennen wir jetzt alle Spielplätze in Karben.“
Von einem „seligen Geben und Nehmen“ berichtet auch Ute Birkmeyer, die an drei Abenden für je rund 25 Vereinsmitglieder Rückenfit, Damengymnastik oder Fit for Fun jetzt in der Aula der Grundschule abhält. „Das ist natürlich kein Vergleich mit dem, was man in einer Sporthalle machen kann“, sagt sie. Die Kursleiter haben sich da teilweise ganz schön was einfallen lassen müssen. „Aber Not macht erfinderisch“, lächelt sie und berichtet, dass beispielsweise ein Teil der Geräte des KSV derzeit in einer Scheune in Burg-Gräfenrode zwischenlagern. Monatelang habe sie Ausweichmöglichkeiten recherchiert, so dass es letztlich gelungen sei, den Übungsbetrieb aufrecht zu erhalten. „Nicht so einfach, denn die Selzerbach-Turnhalle ist normalerweise von der Schule und etwa 25 Kurs- und Turngruppen an sieben Tagen der Woche von acht bis 22 Uhr frequentiert.“
Umso glücklicher sind die beiden Damen bei der Begehung der Baustelle in diesen Tagen. In der fast fertig gestellten Halle wurde, so Ahäuser, „bis auf Boden und Wände so ziemlich alles erneuert“.
Rückblickend haben die beiden Leiterinnen die Unannehmlichkeiten der vergangenen Monate deshalb gerne in Kauf genommen. Denn mit dem Jahresbeginn erwartet sie die Moderne: Voll elektrische Dachfenster lassen nicht nur Tageslicht einfallen, sondern schließen sich zudem bei Regen oder Wind automatisch. Auch die weiteren Fensterfronten und alle Türen wurden komplett erneuert.
Die Heizungsanlage funktioniert künftig ebenfalls auf Befehl sowie auch die Beleuchtung von der Decke. Außerdem werden derzeit die sanitären Anlagen und die Umkleideräume neu gestaltet.
„Am wichtigsten war das alte Flachdach“, sagt die Konrektorin. „Wir mussten die Halle schließlich sogar sperren, da sich die Deckenkonstruktion im Herbst des vergangene Jahres zu lösen begann“, erinnert sich Matthes-Ahäuser. Der Wetteraukreis bewilligte daraufhin die Sanierung schnell.