Veröffentlicht am

Arbeit und Respekt

Sorgfältig gingen die Siebtklässler ihrer Arbeit auf dem Friedhof nach. Foto: Fauerbach
Sorgfältig gingen die Siebtklässler ihrer Arbeit auf dem Friedhof nach. Foto: Fauerbach

Ihren Klassenraum tauschten dieser Tage an ihrem Praxistag zwölf Hauptschüler der John-F.-Kennedy-Schule (JFK) gegen einen Besuch auf dem Bad Vilbeler Friedhof ein. Begleitet wurden sie von Schulleiter Peter Mayböhm, Klassenlehrerin Hasret Deliorman und ihrer Kollegin Andrea Berendt.

Bad Vilbel. „Den Kontakt zum Friedhofsteam haben wir über den Verwalter Gerd Gießendorf hergestellt“, berichtet Lehrerin Andrea Berendt. Er war vom Vorschlag der Siebtklässler, zwei Stunden ehrenamtlich auf dem Friedhof zu arbeiten, begeistert. „Das gab es bisher noch nie“, freut sich Gerd Gießendorf. Und bestellt gleich neue Arbeitshandschuhe für die Schüler.

Die wollen mit ihrer sozialen Arbeit ein Dankeschön an die Stadt für ihr Angebot an Jugendliche entrichten. Begrüßt werden die ehrenamtlichen Helfer vom technischen Leiter des Friedhofs, Andreas Pfaff, in der Trauerhalle.

Aufmerksam hören die Schüler den Ausführungen des Experten über die Abläufe auf dem Friedhof von der Anlieferung des Sarges aus der Pietät oder der Urne vom Krematorium über das Ausheben der Grabstelle mit einem kleinen Bagger und Muskelkraft bis zur Trauerfeier und Beisetzung zu.

Bei einem Rundgang besichtigen die Schüler den Raum für den Arzt, wo er die von der Pietät angelieferten Leichen noch einmal untersucht, und die kleine Kühlhalle mit fünf Kühlboxen. Dort werden die Leichen bis zur Beisetzung bei drei bis fünf Grad, die Urnen in einem Stahlschrank aufbewahrt.

Andreas Pfaff berichtet den Schülern auch, wie die Särge von den Bestattern unterschiedlich – je nach Preislage – ausgestattet werden, und dass die Urnen mit der Asche in eine Schmuckurne gestellt werden. „In ländlichen Gebieten und Kleinstädten investieren die Hinterbliebenen in die Trauerfeier, den Sarg oder die Urne, Grabstein- oder -platte und Einfassung mehr Geld als in Großstädten.“

Andere Kulturkreise

„Die Themen Friedhof und Bestattungen passen perfekt zu unserem Ethikunterricht und zum „Trialog der Kulturen“, sagt Rektor Peter Mayböhm. Lehrerin Hasret Deliorman sagt: „In meiner Klasse kommt je ein Schüler aus Bangladesch, Polen und Bosnien, zwei aus Pakistan und je drei aus der Türkei und Deutschland. In allen Kulturkreisen sind Beerdigungen und Trauer anders geregelt. Deshalb ist es für die Schüler hier heute besonders interessant zu erfahren, wie dies in Deutschland ist.“

„Mein Opa und meine Tante sind hier beerdigt“, berichtet Patrick Ehmann (14) seinen Klassenkameraden. Viele von ihnen sind zum ersten Mal in Deutschland auf einem Friedhof.

Andreas Pfaff teilt an die Schüler Handschuhe, Hacken, Schaufeln, Rechen, Eimer und Schwämme aus. Und teilt sie in zwei Gruppen ein. Die eine entfernten auf einem anonymen Urnenfeld von den Grabstellen, den 120 Platten und der Treppe das Moos. Die andere Gruppe reinigt mit Wasser und Schwamm die Schilder auf dem Ehrenfeld von Staub, Erde und Blättern. „Macht es ordentlich und denkt daran, hier ist absolute Ruhe erwünscht“, mahnt Pfaff. Eifrig erledigten alle ihre Aufgaben. „Das ist sinnvoll und macht Spaß“, lautet das abschließende Urteil. (fau)